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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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der Maschine ausstreckend. »Ist es nicht ein Galgen, was ich dort sehe, Herr Herzog?«
    »In der Tat, Ihr täuscht Euch nicht,« antwortete dieser mit kaltem Tone.
    Die Röte der Entrüstung färbte die Stirn des jungen Mannes, er schob die Soldaten, die an seinen Seiten gingen, zurück, befand sich mit einem Sprunge vor Herrn von Larochefoucault und rief: »Mein Herr, vergeßt Ihr, daß ich Edelmann bin? Alle Welt weiß und dem Henker selbst ist es nicht unbekannt, daß ein Edelmann darauf Anspruch zu machen hat, daß man ihn enthauptet.«
    »Mein Herr, es gibt Umstände. Ihr vergeßt, daß es sich hier um Repressalien handelt, man würde Euch hängen, selbst wenn Ihr ein Prinz von Geblüt wäret.«
    Mit einer unüberlegten Bewegung suchte Canolles seinen Degen an seiner Seite; als er ihn aber nicht fand, gewann das Gefühl seiner Lage wieder seine ganze Kraft, sein Zorn verschwand, und er begriff, daß sein Übergewicht gerade in seiner Schwäche lag.
    »Wehe denen, sagte er, »die Repressalien gebrauchen, und zweimal wehe denen, die dabei der Menschlichkeit kein Gehör schenken! Ich verlangte nicht Gnade, ich verlangte Gerechtigkeit. Es gibt Menschen, die mich lieben, mein Herr. In das Herz dieser Menschen werdet Ihr für immer, mit der Erinnerung an meinen Tod, das gemeine Bild des Galgens einprägen. Ich bitte Euch um einen Schwertstreich, eine Musketenkugel; gebt mir Euren Dolch, daß ich ihn mir selbst in die Brust stoße, und dann hängt meinen Leichnam, wenn es Euch Vergnügen macht.«
    »Richon ist lebendig gehängt worden,« erwiderte kalt der Herzog.
    »Es ist gut. Doch hört mich; eines Tags wird Euch ein furchtbares Unglück treffen; eines Tags werdet Ihr Euch erinnern, daß der Himmel dieses Unglück als Strafe über Euch, verhängt; ich meinesteils sterbe mit der Überzeugung, daß mein Tod Euer Werk ist.«
    Bebend und bleich, aber voll Mut und Begeisterung, näherte sich Canolles dem Galgen und setzte stolz und mit Verachtung vor dem Volke den Fuß auf die erste Sprosse der Leiter.
    »Meine Herren Henker,« sagte er, »tut nun, was Eures Amtes ist.«
    »Es ist nur einer,« rief die erstaunte Menge; »der andere! Wo ist der andere? Man hat uns zwei versprochen.«
    »Ah! das tröstet mich,« sagte Canolles lächelnd, »dieser vortreffliche Pöbel ist nicht einmal mit dem, was Ihr für ihn tut, zufrieden; hört Ihr es, Herr Herzog?«
    »Tod! Tod! Rache für Richon!« brüllten zehntausend Stimmen.
    »Wenn ich sie aufhetzte,« dachte Canolles, »sie sind imstande, mich in Stücke zu zerreißen, dann würde ich nicht gehängt. Ihr seid feige,« rief er, »ich erkenne unter Euch Menschen, die bei dem Angriffe auf das Fort Saint-George waren, und die ich habe fliehen sehen. Ihr rächt Euch heute an mir dafür, daß ich Euch geschlagen habe.«
    Ein Gebrüll antwortete ihm.
    »Ihr seid Feiglinge!« fuhr er fort, »Rebellen, Elende!«
    Tausend Messer funkelten, und es fielen Steine vor dem Galgen nieder.
    »Vortrefflich,« murmelte Canolles; dann fuhr er mit lauter Stimme fort: »Der König hat Richon hängen lassen, und daran hat er wohl getan; wird er noch viele andere hängen lassen.«
    Bei diesen Worten stürzte die Menge wie ein Strom gegen die Esplanade, warf die Wachen nieder, zertrümmerte die Palisaden und drang brüllend auf den Gefangenen ein.
    Inzwischen hatte einer von den Henkern, auf ein Zeichen des Herzogs, Canolles unter den Armen emporgehoben, während ihm der andere eine Schlinge um den Hals zog. Canolles fühlte den Druck des Strickes und verdoppelte seine Schmähungen; wollte er zu rechter Zeit getötet werden, so hatte er keine Minute zu verlieren. In diesem äußersten Momente schaute er umher, aber überall sah er nur flammende Augen und drohende Waffen.
    Ein Mensch allein, ein Soldat zu Pferde, zeigte ihm seine Muskete.
    »Cauvignac! es ist Cauvignac!« rief Canolles, sich mit beiden Händen, die man nicht gebunden hatte, an die Leiter klammernd.
    Cauvignac machte demjenigen, den er nicht hatte retten können, mit seinem Gewehre ein Zeichen und schlug auf ihn an.
    Canolles verstand ihn und rief, mit einer Bewegung des Kopfes: »Ja, ja.«
    Wie kam Cauvignac hierher?

Zweiundzwanzigstes Kapitel.
    Als Cauvignac auf seinem Ritte nach Bordeaux zu seinen von Ferguzon befehligten Soldaten gelangte, hielt er einen Augenblick an, nicht um Atem zu schöpfen, sondern um den Plan auszuführen, den sein erfindungsreicher Geist unterwegs entworfen hatte. Zuerst beeilte er sich, mit einem von seinen

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