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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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sogar, ehe Ihr einen entscheidenden Schritt tut, warten, bis diese Entlassung angenommen ist.«
    »Lieber kleiner Diplomat, fürchtet nichts, sie werden sie mir bewilligen und zwar gern. Meine Ungeschicklichkeit in Chantilly läßt sie meinen Verlust nicht sehr bedauern. Haben sie nicht gesagt, ich sei ein armseliges Gehirn?« fügte Canolles lachend hinzu.
    In diesem Augenblick erschollen drei Schläge mit feierlichem Nachdruck an der Tür.
    Canolles und die Vicomtesse schwiegen und schauten einander unruhig und fragend an.
    »Im Namen des Königs,« rief eine Stimme, »öffnet!«
    Und plötzlich flog die zerbrechliche Tür in Stücke. Canolles wollte nach seinem Degen eilen, aber bereits hatte sich ein Mann zwischen diesen und ihn geworfen.
    »Was soll das bedeuten?« fragte der Baron.
    »Ihr seid Herr von Canolles, nicht wahr?« – »Allerdings.« – Kapitän im Regiment Navailles?« – »Ja.«
    »Abgesandter im Auftrage des Herrn Herzogs von Epernon?«
    Canolles machte ein Zeichen mit dem Kopfe.
    »So verhafte ich Euch im Namen des Königs und Ihrer Majestät der Königin Regentin.«
    »Euer Befehl?« – »Hier ist er.«
    Claire erbleichte und fiel weinend auf einen Stuhl.
    »Herr von Mazarin rächt sich,« murmelte Canolles.
    »Vorwärts, mein Herr, vorwärts,« sagte Cauvignac. Claire rührte sich nicht. Canolles schien nahe daran, verrückt zu werden. Sein Unglück war so groß, so schwer, so unerwartet, daß er unter seinem Gewichte niedersank; er beugte das Haupt und fügte sich.
    Überdies hatten zu jener Zeit die Worte: Im Namen des Königs ! noch ihren ganzen Zauber, und niemand wagte es, zu widerstehen.
    »Wohin führt Ihr mich, mein Herr?« sagte er; »oder ist es Euch vielleicht verboten, mir den Trost zu geben, daß ich weiß, wohin ich gehe?« – »Nein, mein Herr, ich will es Euch sagen. Wir führen Euch nach der Festung der Insel Saint-George.«
    »Gott befohlen, Madame,« sagte Canolles, sich ehrfurchtsvoll vor Frau von Cambes verbeugend, »Gott befohlen.«
    »Sieh, sieh,« sagte Cauvignac zu sich selbst, »die Sache hat sich weniger schnell entwickelt, als ich glaubte. Ich will es Nanon sagen, und das wird ihr Vergnügen machen.«
    Dann auf die Türschwelle tretend, rief er: »Vier Mann, um den Kapitän zu geleiten, und vier Mann voraus.«
    »Und ich!« rief Frau von Cambes, die Arme gegen den Gefangenen ausstreckend, »wohin führt man mich? Denn wenn der Baron schuldig ist, oh! so bin ich es noch viel mehr.«
    »Ihr Madame,« antwortete Cauvignac, »Ihr könnt Euch entfernen, Ihr seid frei.«
    Und er ging, den Baron mit sich nehmend, hinaus.
    Frau von Cambes erhob sich, belebt durch einen Hoffnungsstrahl, und traf Vorkehrungen zu ihrer schleunigen Abreise, damit nicht entgegengesetzte Befehle dem guten Stande der Dinge für sie in den Weg treten möchten.
    »Frei,« sagte sie, »ich kann also über ihm wachen. Vorwärts!«
    Und an das Fenster eilend, erblickte sie den Reiterzug, der Canolles fortschleppte, tauschte mit ihm ein letztes Lebewohl mit der Hand, rief Pompée, der sich in der Hoffnung eines Aufenthaltes von zwei bis drei Tagen bereits in dem besten Zimmer, das er gefunden, eingerichtet hatte, und gab ihm Befehl, alles für ihre Abreise vorzubereiten.

Sechzehntes Kapitel.
    Der Weg, den Canolles in Barrabas' und eines zweiten Mannes Begleitung – die andern waren wieder umgekehrt – zurückzulegen hatte, war qualvoll. Es peinigte ihn nicht nur der Gedanke an das eigene Schicksal und den grausigen Aufenthalt in den Verließen des Felsennestes, sondern es tauchte auch anklagend die Erinnerung an ein lange Zeit vergessenes Frauenbild auf.
    Nanons reizvolle Züge richteten sich vorwurfsvoll auf den Undankbaren, den sie mit Wohltaten überhäuft hatte und dessen Herz von zwiespältiger Neigung zerrissen wurde. Die ganze Nacht hindurch folterten so den Baron die Gedanken an das Kommende wie an das Vergangene.
    Bald nachdem der neue Tag begonnen hatte zu grauen, machte der Wagen halt.
    »Halten wir an, um zu frühstücken?« fragte Canolles.
    »Wir halten hier ganz an, mein Herr, denn wir sind an Ort und Stelle. Dort ist die Insel Saint-George, und wir haben nur noch über den Fluß zu setzen.«
    »Es ist wahr,« murmelte Canolles. »So nahe und so fern!« indem er daran dachte, daß nur eine Viertelstunde von hier entfernt die Besitzung der Frau von Cambes lag, deren kleines weißes Schloß ihm der Kutscher in der Ferne zeigte – war doch die Insel Saint-George seit alter Zeit

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