Der Frauenkrieg (German Edition)
bemerken, daß die Garnison Euch erwartet, um Euch zu empfangen.«
»Pest!« murmelte Canolles, »eine ganze Garnison, um einen Gefangenen zu empfangen, den man einsperrt; mir scheint, das sind gar zu viele Umstände.« Dann fügte er laut hinzu: »Ich stehe zu Euren Befehlen, mein Herr, und bin bereit, Euch zu folgen, wohin Ihr mich führen wollt.«
»Erlaubt mir also, Euch voranzugehen, um Euch die Honneurs zu machen.«
Canolles folgte ihm, sich im stillen Glück wünschend, daß er in die Hände eines so höflichen Mannes gefallen war.
Als er in den Hof der Zitadelle kam, fand er einen Teil der Garnison unter Waffen. Der Offizier, der ihn führte, zog nun den Degen und verbeugte sich vor ihm.
»Mein Gott, was für Umstände!« murmelte Canolles.
In demselben Augenblick ertönte die Trommel unter dem Gewölbe; Canolles wandte sich um, und eine zweite Reihe von Soldaten, die aus dem Gewölbe hervormarschierte, stellte sich hinter der ersten auf.
Zugleich überreichte der Offizier Canolles zwei Schlüssel.
»Was ist das?« fragte der Baron, »was macht Ihr denn?«
»Wir erfüllen das gewöhnliche Zeremoniell nach den strengsten Regeln der Etikette.«
»Für wen haltet Ihr mich denn?« fragte der Baron im höchsten Maße erstaunt.
»Für den, der Ihr seid, wie mir scheint, für den Herrn Baron von Canolles, den neuen Gouverneur der Insel Saint-George.«
Canolles war so geblendet, daß er beinahe zu Boden sank.
Der Offizier fuhr fort: »Ich werde sogleich die Ehre haben, dem Herrn Gouverneur die Ernennung zu übergeben, die mir diesen Morgen in Begleitung eines Briefes zugekommen ist, welcher mir seine Ankunft auf heute ankündigte.«
Ganz verblüfft über ein Ereignis, das so himmelweit von dem verschieden war, das er erwartet hatte, setzte sich Canolles in Marsch und folgte, ohne ein Wort zu sagen, dem Offizier, der ihm den Weg zeigte, mitten durch die Trommeln, die man nun wieder rührte, durch die Soldaten, die ihre Gewehre präsentierten, und durch alle Bewohner der Festung, die ihn mit freudigem Zuruf empfingen.
Als er in einem hübschen Zimmer angelangt war, von dessen Fenstern man, wie er sogleich wahrnahm, das Schloß Cambes erschaute, las er sein Patent, das in gehöriger Form abgefaßt, von der Königin unterzeichnet und von dem Herzog von Epernon gegengezeichnet war.
Bei diesem Anblick brach Canolles überwältigt zusammen und sank in einen Lehnstuhl.
Wie sollte er sich nur diese wunderbare Wendung der Dinge erklären? Da niemand weiter zugegen war, befragte er seinen Begleiter und Exwächter Barrabas, der aber, ebenso erstaunt wie der Baron selbst, das Rätsel nicht zu lösen wußte.
»Mein Herr Gouverneur,« sagte er, »ich kann nichts weiter als Euch meine untertänige Reverenz machen. Ihr könnt auf der Insel Saint-George glücklich sein wie ein König. Vortrefflicher Wein, Wildbret, das die Ebene liefert, Fische, die bei jeder Flut die Barken von Bordeaux und die Weiber von Saint-George bringen; gnädiger Herr, oh! das ist wundervoll.«
»Sehr gut, ich werde Euren Rat zu befolgen suchen; nehmt diese Anweisung und geht zu dem Zahlmeister, der Euch zehn Pistolen dagegen einhändigen wird. Ich würde sie Euch selbst geben, da Ihr mir aber aus Klugheit wie Ihr sagt, damit ich Euch nicht bestechen könne, mein Geld genommen habt...«
»Und daran habe ich wohl getan,« rief Barrabas; »denn hättet Ihr mich bestochen, so wärt Ihr geflohen, und wärt Ihr geflohen, so hättet Ihr ganz natürlich die hohe Stellung verloren, zu der Ihr nun gelangt seid, was mich für immer untröstlich gemacht haben würde. Gnädiger Herr, dürfte ich es übrigens wagen, Euch zu bemerken, daß ich es für unnötig halte, zu dem Zahlmeister zu gehen...«
»Wie, Ihr schlagt es aus?« rief Canolles erstaunt.
»Nein, Gott soll mich bewahren! Dem Himmel sei gedankt, ich habe keinen falschen Stolz. Aber ich bemerkte, daß aus einem Kistchen auf Eurem Kamin gewisse Schnüre hervorsehen, die ganz den Eindruck von Börsenschnüren auf mich machen.«
»Ihr versteht Euch auf Schnüre, Meister Barrabas,« sagte Canolles ganz erstaunt; denn es stand wirklich auf dem Kamin ein kostbares Schmuckkästchen. »Wir wollen sehen, ob Eure Ahnungen richtig sind.«
Canolles hob den Deckel des Kistchens auf und fand in der Tat eine Börse und in der Börse tausend Pistolen mit folgendem Billett:
»Für die Privatkasse des Herrn Gouverneurs der Insel Saint-George.«
»Bei Gott,« sagte Canolles errötend, »die Königin macht
Weitere Kostenlose Bücher