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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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eine gierige Menge nach einem gewissen Orte laufen, der, wenn ich mich nicht täusche, die Esplanade sein muß. Ihr kennt die Esplanade, mein lieber Baron, und wißt, wozu sie dient?«
    »Ah, bah! ich glaube, Ihr übertreibt unsere Lage. Ja, das Volk lief nach der Esplanade, aber ohne Zweifel nur, um einer militärischen Züchtigung beizuwohnen. Uns den Tod Richons entgelten zu lassen, das wäre abscheulich, denn wir sind beide völlig unschuldig an diesem Tode.«
    Cauvignac bebte und heftete einen Blick auf Canolles, der allmählich in einen Ausdruck des Mitleids überging.
    »Sieh da,« sagte er zu sich selbst, »abermals einer, der sich über seine Lage täuscht. Ich muß ihm jedoch sagen, wie sich die Sache verhält – denn wozu ihm schöne Aussichten gewähren ... damit der Schlag nachher noch schmerzlicher wird?«
    Nachdem er Canolles eine Zeit lang stillschweigend und prüfend betrachtet hatte, faßte er ihn bei den Händen und sagte: »Mein lieber Herr, wir wollen ein Paar Flaschen von dem guten Weine von Branne fordern, den Ihr wohl kennt. Ach! ich hätte nach Wohlgefallen davon getrunken, wenn ich länger Gouverneur gewesen wäre, und ich gestehe sogar, daß meine Vorliebe für diesen Wein mich veranlaßte, mir gerade dieses Gouvernement zu erbitten. Gott straft mich für meine Leckerei.«
    »Es ist mir ganz genehm,« erwiderte Canolles, und er klopfte an die Tür, aber man antwortete ihm nicht; er verdoppelte den Lärm, und nach einem Augenblick näherte sich ein Kind, das im Gange spielte, dem Gefangenen.
    »Was wollt Ihr?« fragte das Kind.
    »Wein,« sagte Canolles; »dein Vater soll zwei Flaschen bringen.«
    Das Kind entfernte sich, kam bald wieder zurück und sagte: »Papa hat in diesem Augenblick mit einem Herrn zu sprechen, wird aber sogleich kommen.«
    »Guter Freund,« sagte Cauvignac, »Ihr wißt übrigens gar nicht, wie nahe ich Euch stehe; auch ich nannte mich einmal Baron von Canolles, und mein eigentlicher Name ist Roland von Larlignes, so daß ich beinahe so etwas wie Euer Schwager bin.«
    Der Glücksritter erzählte darauf dem erstaunten Baron einiges aus seiner bewegten Vergangenheit und zeigte sich auch der Gefahr seiner augenblicklichen Lage und dessen, was ihm bevorstand, wohl bewußt; insbesondere fürchtete er das Schlimmste, weil Lenet und der Herzog von Larochefoucault von seinen Taten wußten. Canolles, der ihm als Nanons Bruder ein noch wärmeres Gefühl als vorher schenkte, rief ihm zu: »Auf, auf, Mut gefaßt!«
    »Glaubt Ihr etwa, es fehle mir daran? Ihr werdet mich in dem großen Augenblick sehen, wenn wir einen Gang nach der Esplanade machen... Eines plagt mich aber: werden wir erschossen, geköpft oder gehängt?«
    »Gehängt?« rief Canolles. »Bei Gott! wir sind Edelleute und man würde dem Adel keine solche Schmach antun.«
    »Wohl, Ihr werdet sehen, sie sind am Ende imstande, mich noch mit einer Genealogie zu peinigen ... und dann...«
    Was?«
    »Wer wird zuerst hinübergehen, Ihr oder ich?«
    »Mein lieber Freund, setzt Euch um Gottes willen nichts dergleichen in den Kopf. Nichts ist minder sicher, als der Tod, mit dem Ihr Euch zum voraus beschäftigt; man richtet, verurteilt und vollstreckt nicht so in einer Nacht.«
    »Hört,« entgegnete Cauvignac, »ich war dabei, als man dem armen Richon den Prozeß machte; Gott sei seiner Seele gnädig! Nun wohl, Prozeß, Urteil, Aufhängen, alles dauerte höchstens drei bis vier Stunden; geht es hier ebenso schnell, so bleiben uns noch eine oder zwei Stunden zu leben, und das ist nicht viel.«
    »In jedem Fall wird man doch den Tag abwarten, uns hinzurichten.«
    »Ah! das ist durchaus nicht sicher; eine Hinrichtung mit Fackeln ist etwas sehr Schönes; es kostet allerdings mehr, da aber die Frau Prinzessin der Bordolesen in diesem Augenblick sehr bedarf, so könnte sie sich wohl entschließen, diese Ausgabe zu machen.«
    »Still!« sagte Canolles, »ich höre Tritte.«
    »Teufel!« murmelte Cauvignac, ein wenig erbleichend.
    »Ohne Zweifel bringt man uns den Wein herauf.«
    »Ah! ja,« sagte Cauvignac, einen mehr als aufmerksamen Blick auf die Tür heftend; »kommt der Kerkermeister mit Flaschen herein, so ist es gut; wenn er dagegen...«
    Die Tür öffnete sich, und der Kerkermeister erschien ohne Flaschen.
    Cauvignac und Canolles wechselten einen ausdrucksvollen Blick; aber der Kerkermeister achtete nicht darauf. Er schien so eilig, die Zeit war so kurz, es war so finster im Kerker...
    Er trat ein und schloß die Türe

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