Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
ein solches Pfand im Besitze ihres Ritters gelassen hätte, »einen Handschuh von dieser Art?«
    Und sie zeigte dem Wirt einen von ihren Handschuhen.
    »Nein,« sagte Biscairos, »einen Männerhandschuh.«
    »Einen Männerhandschuh! Herr von Canolles betrachtete und beroch einen Männerhandschuh! Ihr seid ein Narr!«
    »Nein, denn es war ein Handschuh von dem kleinen Edelmann, von dem hübschen, blonden Kavalier, der nicht aß, nicht trank und bei Nacht Furcht hatte; ein ganz kleiner Handschuh, in den Madames Hand kaum hineingekommen wäre, obgleich Madame gewiß eine sehr schöne Hand hat'«
    Nanon stieß einen halblauten dumpfen Schrei aus, als wäre sie von einem unsichtbaren Pfeile getroffen worden.
    »Ich hoffe,« sagte sie mit einer heftigen Anstrengung, »Ihr seid nun hinreichend unterrichtet, Monseigneur, und wißt alles, was Ihr zu wissen wünscht.«
    Während aber der Herzog noch ein paar Worte mit Meister Biscarros wechselte und ihm zum Lohn für seine ihn so befriedigende Erzählung noch sechs Louisdor gab, hatte Nanon Zeit, alles zu überdenken.
    Bei ihrer großen Liebe zu Herrn von Canolles fühlte sie sich bald geneigt, ihn vor ihren eigenen Augen zu rechtfertigen. Sie dachte daran, wie enttäuschend für ihn die Lage im Goldenen Kalb gelesen sein müsse. Sie war so verliebt, daß sie das Benehmen des Barons einem Anfalle von Eifersucht zuschrieb und sich beinahe Glück wünschte, so sehr von ihm geliebt zu werden, daß sie dadurch eine kleine Rache von seiner Seite hervorgerufen habe. Aber vor allem mußte das Übel an der Wurzel abgeschnitten werden; sie mußte den Fortschritt dieser kaum entstehenden Liebe hemmen.
    Sich mit ihrer ganzen Energie bewaffnend, wandte sie sich an den Herzog und sagte: »Welch ein Unglück, Monseigneur, daß die Unbesonnenheit des närrischen Canolles ihn einer Ehre beraubt, wie Ihr sie ihm angedeihen lassen wolltet! Wenn er erschien, so war seine Zukunft gesichert; durch seine Abwesenheit verliert er sie vielleicht ganz und gar.«
    »Was ist zu tun, mein Herzchen?« erwiderte Herr von Epernon. »Die Jugend ist das Alter des Vergnügens; er ist jung und belustigt sich.«
    »Aber ich,« versetzte Nanon, »ich, die vernünftiger ist als er, wäre der Meinung, man sollte diese unzeitige Freude ein wenig stören.«
    »Ah, die zänkische Schwester!« rief der Herzog.
    »Er wird mir vielleicht im Augenblick grollen,« fuhr Nanon fort, »aber sicherlich später Dank wissen.«
    »Nun, laßt hören, habt Ihr einen Plan? Mir ist es ganz lieb: Wenn Ihr einen habt, so nehme ich ihn an.«
    »Wie wäre es, wenn Ihr ihn zur Königin schickt, um eine dringende Nachricht zu überbringen?«
    »Wenn er aber noch nicht zurückgekommen ist?« – »Laßt ihm nachsetzen, und da er sich auf der Straße nach Paris befindet, so hat er ja schon ein Stück des Weges zurückgelegt.«
    »Ihr habt bei Gott recht.«
    »Beauftragt mich hiermit, und Canolles hat den Befehl schon an diesem Abend oder spätestens morgen, dafür stehe ich Euch.«
    »Aber wen werdet Ihr schicken?« – »Braucht Ihr Courtauvaux?« – »Ich? Nein.«
    »Gebt ihn mir, und ich schicke ihn mit meinen Instruktionen ab. Wir wollen aber keine Zeit verlieren. Schreibt Euren Befehl, Herzog, und stellt Courtauvaux zu meiner Verfügung.«
    Der Herzog nahm eine Feder und schrieb auf ein Stück Papier nur die zwei Worte: »Bordeaux – nein!« und unterzeichnete.
    Nanon aber schrieb vor den Augen des Herzogs dazu: »Mein lieber Baron, beifolgende Depesche ist, wie Ihr seht, für Ihre Majestät die Königin bestimmt. Bei Eurem Leben überbringt sie auf der Stelle. Es handelt sich um das Wohl des Königreiches.
    Eure gute Schwester Nanon.«
    Nanon hatte kaum dieses Billett vollendet, als man das Geräusch eiliger Schritte unten an der Treppe vernahm, und Courtauvaux öffnete, rasch heraufsteigend, die Tür mit dem freudigen Gesichte eines Menschen, der eine Nachricht bringt, von der er weiß, daß sie ungeduldig erwartet wird.
    »Hier ist Herr von Canolles, den ich nur hundert Schritte von diesem Hause getroffen habe,« sagte er.
    Der Herzog stieß einen Ausruf wohlgefälligen Erstaunens aus. Nanon erbleichte, murmelte: »Es steht also geschrieben, daß ich ihm nicht ausweichen kann,« und lief nach der Tür.
    In diesem Augenblick erschien auf der Schwelle eine neue Person, gekleidet in ein prachtvolles Gewand, ihren Hut in der Hand haltend und auf das anmutigste lächelnd.
     

Fünftes Kapitel
     
    Hätte der Blitz zu Nanons Füßen

Weitere Kostenlose Bücher