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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Ihr wißt, den Ärger.«
    »Ah, bei Gott, das Spiel!« rief der Baron, »ja, das Spiel, Ihr habt recht! Mein Freund, das ist ein Wort, das mich mit Euch aussöhnt, Richon, ich finde Euch sehr angenehm. Ihr seid schön wie Adonis, und ich verzeihe Herrn von Cambes. Castorin, Karten!«
    Castorin lief, von Biscarros begleitet, herbei. Beide richteten einen Tisch zu, und die zwei Gefährten fingen an zu spielen. In weniger als einer Stunde gewann Richon, trotz seiner Prophezeiung, seinem Gegner achtzig Pistolen ab. CanolIes, der kein Geld mehr bei sich hatte, befahl nun Castorin, aus seinem Mantelsacke zu holen.«
    »Unnötig,« bemerkte Richon, dem dieser Befehl nicht entgangen war; »ich habe keine Zeit, Euch Revanche zu geben.«
    »Wie, Ihr habt keine Zeit?« – »Nein, es ist elf Uhr, und um Mitternacht muß ich auf meinem Posten sein.
    »Geht doch, Ihr scherzt wohl.«
    »Mein Herr Baron,« erwiderte Richon mit ernstem Tone, »Ihr seid Militär und kennt folglich die Strenge des Dienstes.«
    »Warum seid Ihr dann nicht abgegangen, ehe Ihr mir das Geld abgewonnen hattet?« sagte Canolles halb lachend, halb mürrisch.
    »Macht Ihr es mir vielleicht zum Vorwurf, daß ich Euch einen Besuch abstattete?« – »Gott behüte! Ich habe nur nicht die geringste Lust zu schlafen und werde mich hier furchtbar langweilen.«
    Hierauf füllte Canolles die Gläser, und Richon entfernte sich, nachdem er auf die Gesundheit des Barons getrunken hatte, ohne daß es diesem nur in den Kopf kam, erfahren zu wollen, auf welchem Wege er sich entfernte. Aber allein mitten unter halb abgebrannten Kerzen, leeren Flaschen und zerstreuten Karten fühlte sich der Baron in eine jener traurigen Stimmungen versetzt, die man nur versteht, wenn man sie selbst erlebt hat; denn seine ganze Heiterkeit hatte nur seinen ersten Verdruß betäuben sollen.
    Er schleppte sich also nach seinem Schlafzimmer und warf durch die Scheiben des Ganges einen Blick voll Kummer und Zorn nach dem vereinzelten Hause, von dem ein Fenster von einem rötlichen Schimmer beleuchtet war, und das von Zeit zu Zeit von Schatten durchzogen wurde, woraus deutlich genug hervorging, daß Fräulein von Lartigues ihre Nacht weniger einsam zubrachte, als er.
    Auf der ersten Stufe der Treppe stieß Canolles mit seinem Stiefel an etwas. Er bückte sich und hob einen der kleinen perlgrauen Handschuhe des Vicomte auf, den dieser bei seiner eiligen Entfernung aus dem Gasthause hatte fallen lassen.
    Was übrigens auch Canolles in einem Augenblicke der Menschenfeindlichkeit, der einem getäuschten Liebhaber wohl zu verzeihen war, denken mochte, es herrschte in dem kleinen einsamen Hause keine größere Freude, als im Gasthause zum Goldenen Kalb.
    Unruhig wälzte Nanon die ganze Nacht hindurch tausend Pläne in ihrem Gehirn umher, um Canolles in Kenntnis zu setzen; sie suchte alles, was in dem Kopfe einer klugen Frau an Geist und List enthalten ist, zusammen, um sich der mißlichen Lage zu entziehen, in der sie sich befand. Es handelte sich nur darum, dem Herzog eine Minute zu stehlen, um mit Francinette zu sprechen, oder zwei Minuten, um eine Zeile an Canolles auf ein Stück Papier zu schreiben.
    Aber es war, als vermutete der Herzog alles, was in ihr vorging, als läse er die Unruhe ihres Geistes durch die heitere Maske, mit der sie ihr Gesicht bedeckt hatte, und als hätte er sich selbst geschworen, ihr nicht einen Augenblick Freiheit zu lassen.
    Nanon hatte Migräne, Herr von Epernon wollte ihr nicht erlauben aufzustehen, um ihr Riechfläschchen zu holen, sondern holte es selbst.
    Nanon stach sich mit einer Nadel, wodurch plötzlich ein Rubin an der Spitze ihres zarten Fingers erschien; sie wollte in ihrem Necessaire ein Stückchen Rosataffet holen. Unermüdlich in seiner Zuvorkommenheit stand Herr von Epernon auf, schnitt das Stückchen Rosataffet mit verzweiflungserregender Geschicklichkeit ab und verschloß das Necessaire wieder.
    Nanon stellte sich, als wäre sie in tiefen Schlaf versunken; sogleich fing der Herzog auch an zu schnarchen; da öffnete Nanon ihre Augen wieder und versuchte es, im Schein der Nachtlampe, aus dem in der Nähe ihres Bettes und im Bereich ihrer Hand liegenden Leibrock des Herzogs dessen Schreibtafel zu ziehen; aber in dem Augenblick, wo sie bereits den Bleistift in ihren Fingern hielt und ein Blatt ausgerissen hatte, öffnete der Herzog ein Auge und sagte: »Was macht Ihr, mein Herzchen?« – »Ich suchte, ob kein Kalender in Eurer Schreibtafel

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