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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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einem Manne, der ewig Euer Andenken bewahren wird,« sagte Canolles und legte seine Hand mit einem Einklange der Stimme und der Gebärde, der keinen Zweifel an seiner Aufrichtigkeit mehr übrig ließ, auf das Herz.
    »Was verlangt Ihr?« – »Daß Ihr zuweilen an mich denken werdet.«
    »Ich verspreche es Euch.«
    »Ohne Groll ...«
    »Ja ...«
    »Eine Bekräftigung dieses Versprechens,« sagte Canolles.
    Der Vicomte reichte ihm die Hand.
    Canolles nahm die zitternde Hand ohne eine andere Absicht, als sie in der seinigen zu drücken, aber mit einer Bewegung, die stärker war als sein Wille, preßte er sie an seine glühenden Lippen und stürzte aus dem Zimmer, während er die Worte murmelte: »Ah! Nanon, Nanon, kannst du mich je für den Verlust entschädigen, den du mir verursacht hast?«
     

Achtes Kapitel
Chantilly
     
    Folgen wir jetzt den Prinzessinnen des Hauses Condé in die Verbannung nach Chantilly, von der Richon dem Vicomte erzählt hatte, so sehen wir unter den mit Blütenschnee überstreuten Alleen von Kastanienbäumen einen Schwarm von Spaziergängern, lachend, plaudernd und singend, beständig sich umher bewegen.
    Die Dame in der Mitte ist die Frau Prinzessin-Witwe, die Mutter des Siegers von Rocroy, Nördlingen und Lens, des großen Condé, dessen Sohn Mazarin gewagt hat ins Gefängnis zu sperren, während er die Mutter, sowie die Gemahlin des edlen Gefangenen nach Chantilly verbannt hat.
    Die Dame rechts ist Claire Clemence von Maillé, Prinzessin von Condé.
    Die Gefangenschaft ihres Gatten gab ihrem Hochmut einen Anschein von heldenhaftem Märtyrertum; sie erschien beklagenswert als eine Witwe, und ihr fast siebenjähriger Sohn, der Herzog von Enghien, interessanter als eine Waise. Die Augen sind auf sie gerichtet, und ohne Furcht, sich lächerlich zu machen, ist sie in Trauer gekleidet. Und die Königin-Witwe sowie Mazarin hören nicht auf, Furcht zu empfinden vor diesem Themistokles im Unterrock, dem als Duenna die eigensinnige und intrigante Marquise von Tourville zur Seite stand.
    Die genannten drei Frauen wandeln voll gespannter Erwartung auf und nieder und wenden ihre Blicke immer wieder dem Haupttore des Schlosses zu. Bereits hat die Prinzessin-Witwe unter wiederholtem Kopfschütteln und Seufzen gesagt: »Wir werden scheitern, meine Tochter, wir werden gedemütigt werden.«
    »Großen Ruhm kann man nicht wohlfeil haben,« entgegnete Frau von Tourville, »und es gibt keinen Sieg ohne Kampf!«
    »Wenn wir scheitern, wenn wir besiegt werden,« versetzte die junge Prinzessin, »so werden wir uns rächen.«
    »Madame,« sagte die Prinzessin-Witwe, »wenn wir scheitern, so hat Gott den Herrn Prinzen besiegt. Wolltet Ihr Euch an Gott rächen?«
    Die junge Prinzessin verbeugte sich vor der erhabenen Demut ihrer Schwiegermutter, und auf diese Art sich bekomplimentierend und gegenseitig beräuchernd, hatten die drei Personen viel Ähnlichkeit mit einem Bischof und seinen zwei Diakonen, die Gott zum Vorwand der Huldigungen nehmen, die sie einander darbringen.
    »Weder Herr von Turenne, noch Herr von Larochefoucault, noch Herr von Bouillon ist zu unserm Beistand hier,« murmelte die Witwe; »alles fehlt zugleich.«
    »Auch Geld!« versetzte Frau von Tourville.
    »Und auf wen soll man zählen,« sagte die Prinzessin, »wenn Claire selbst uns vergißt?«
    »Wer sagt Euch, meine Tochter, daß Frau von Cambes Euch vergißt?« – »Sie kommt nicht zurück!«
    »Vielleicht ist sie verhindert; die Wege sind so unsicher, wie Ihr wißt.«
    »Und an alledem,« sagte Frau von Tourville, »ist Herr Lenet schuld, Herr Pierre Lenet,« wiederholte sie mit Nachdruck, »dieser hartnäckige Ratgeber, den Ihr fortwährend behaltet, während er nur dazu taugt, unsern Plänen in den Weg zu treten. Hätte er meinen zweiten Plan nicht vereitelt, der, wie Ihr Euch erinnert, dahin ging, Schloß Bayres, die Insel Saint-George und die Veste Blaye durch Überrumpelung zu nehmen, so würden wir Bordeaux jetzt belagert halten, und Bordeaux müßte kapitulieren.«
    »Ohne der Meinung Ihrer Hoheiten vorgreifen zu wollen, wäre es mir lieber, wenn es sich von selbst anböte,« sagte hinter Frau von Tourville eine Stimme, deren achtungsvoller Ton nicht ganz frei von ironischer Färbung war. »Eine Stadt, die kapituliert, weicht der Gewalt und macht sich zu nichts verbindlich; eine Stadt, die sich von selbst anbietet, kompromittiert sich und ist genötigt, bis zum Ende dem Glück derer zu folgen, denen sie sich angeboten hat.«
    Die

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