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Der Frauenkrieg

Der Frauenkrieg

Titel: Der Frauenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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unser Passivum eingetragen,« erwiderte Lenet, zog sein Schreibebuch aus der Tasche und zeigte bei dem Datum des Tages die zwanzigtausend Livres der Vicomtesse, die bei einer Kolonne aufgerechnet waren, deren Gesamtsumme die Prinzessinnen hätte erschrecken müssen, wenn sie sich die Mühe gegeben hätten, zu addieren.
    »Aber wie habt Ihr es gemacht, daß Ihr durchgekommen seid, liebe Schöne?« sagte die Prinzessin; »man sagt uns, Herr von Saint-Aignan halte die Straße besetzt und untersuche Menschen und Gegenstände gerade wie ein Steuereinnehmer.«
    »Durch Pompées Klugheit, Madame, sind wir dieser Gefahr entgangen,« antwortete die Vicomtesse; »wir machten einen großen Umweg, der unsere Ankunft um anderthalb Tage verzögerte, aber unsere Reise sicherte; sonst wäre ich schon seit vorgestern bei Euer Hoheit.«
    »Beruhigt Euch, Madame,« sagte Lenet, »es ist noch keine Zeit verloren, man hat nur den heutigen Tag und den morgigen gut anzuwenden. Eure Hoheit mögen sich erinnern, daß wir heute drei Kuriere erwarten; einer ist bereits eingetroffen, die zwei andern fehlen also noch.«»Darf man den Namen der beiden andern erfahren?« fragte Frau von Tourville, immer in der Hoffnung, den Rat auf einem Versehen zu ertappen, denn sie führte gegen ihn einen Krieg, der wenn auch nicht erklärt, darum doch nicht minder ernster Natur war. »Der erste wird, vermute ich, Gourville sein; er kommt vom Herzog von Larochefoucault.«
    »Und der zweite?« fragte die Prinzessin.
    »Der zweite ist Blanchefort, Kapitän der Garden des Herrn Prinzen. Er kommt aus Stenay von Herrn von Turenne.«
    »Nun aber,« fügte er absichtlich die Vicomtesse bezeichnend, hinzu, »muß die Frau Vicomtesse der Ruhe bedürfen, denn die lange Reise...«
    Die Vicomtesse begriff das Verlangen Lenets, mit den Prinzessinnen allein zu bleiben, machte, auf ein Lächeln der Witwe, das sie in diesem Gedanken bestätigte, eine ehrfurchtsvolle Verbeugung und entfernte sich.
    Frau von Tourville blieb und versprach sich eine reiche Ernte geheimnisvoller Nachrichten, aber auf eine unmerkliche Gebärde der Witwe gegen ihre Schwiegertochter kündigten die beiden Prinzessinnen gleichzeitig durch eine zeremonielle Verbeugung Frau von Tourville an, das Ende der politischen Sitzung, zu der man sie berufen hatte, sei gekommen. Die Dame begriff die Aufforderung sofort, machte den Prinzessinnen eine noch viel ernstere und zeremoniösere Reverenz und entfernte sich, Gott zum Zeugen für den Undank der Fürsten nehmend.
    Die Prinzessinnen gingen in ihr Kabinett, und Lenet folgte ihnen.
    »Wenn nun,« sagte Lenet, nachdem er sich versichert hatte, daß die Tür geschlossen war, »Eure Hoheiten Gourville empfangen wollten, er ist angekommen und wechselt nur die Kleider, da er es nicht wagte, sich in seinem Reisegewand vor Euch zu zeigen.«
    »Welche Kunde bringt er?« – »Die Kunde, daß Herr von Larochefoucault diesen Abend oder morgen mit fünfhundert Edelleuten hier sein wird.«
    »Fünfhundert Edelleute!« rief die Prinzessin, »das ist eine ganze Armee.«
    »Welche unsern Weg schwieriger machen wird. Mir wären fünf bis sechs Diener lieber gewesen, als dieser ganze Troß; wir hätten uns leichter Herrn von Saint-Aignan entzogen. Nun wird es beinahe unmöglich sein, den Süden zu erreichen, ohne beunruhigt zu werden.«
    »Desto besser, wenn man uns beunruhigt,« rief die Prinzessin; »denn geschieht dies, so werden wir kämpfen und siegen; der Geist des Herrn von Condé wird mit uns marschieren.«
    Lenet schaute die Prinzessin-Witwe an, als wollte er auch ihre Ansicht vernehmen; aber Charlotte von Montmorency hatte in ihrem Leben so viele hohe Häupter sich beugen sehen, um ins Gefängnis zu gehen oder auf das Blutgerüst zu rollen, und sie fuhr deshalb trauervoll an ihre Stirn und sagte: »Ja, das ist unsere Wahl: uns verbergen oder schlagen; ein furchtbares Ding! Wir lebten ruhig mit etwas Ruhm, den Gott unserem Hause gesandt hatte; wir wollten nur den Rang behaupten, in dem wir geboren sind, und nun treibt uns der Zufall zum Kampf gegen unsern Herrn.«
    So wogte der Kampf zwischen dem kühnen Ungestüm der jungen Prinzessin und der besonnenen Erfahrenheit der Prinzessin-Witwe hin und her.
    »Madame,« sagte Lenet, von der letzteren aufgefordert, seine Meinung zu sagen, »Euer Hoheit hat recht, aber wir sind zu weit gegangen, um nun zurückzuweichen; mehr noch; unter den Umständen, in denen wir uns befinden, handelt es sich darum, einen raschen Entschluß zu

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