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Der Fremde (German Edition)

Der Fremde (German Edition)

Titel: Der Fremde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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Marie machte sich einen Spaß daraus, die Blüten durch heftige Schläge mit ihrer Wachstuchtasche zu entblättern. Wir sind zwischen Reihen kleiner Villen mit grünen oder weißen Zäunen entlanggelaufen, von denen manche mit ihren Veranden von den Tamarisken überwuchert waren, andere nackt inmitten der Steine standen. Bevor man an den Rand des Plateaus kam, konnte man schon das unbewegte Meer und weiter entfernt ein im klaren Wasser schlummerndes, wuchtiges Kap sehen. Ein leises Motorengeräusch ist in der stillen Luft bis zu uns hinaufgedrungen. Und wir haben sehr weit draußen einen kleinen Schleppnetzdampfer gesehen, der sich unmerklich auf dem glänzenden Meer vorwärts bewegte. Marie hat ein paar Felslilien gepflückt. Von dem Abhang aus, der sich zum Meer herabsenkte, haben wir gesehen, dass schon einige Badende da waren.
    Raymonds Freund bewohnte eine kleine Holzhütte am äußersten Ende des Strandes. Das Haus war hinten gegen Felsen gebaut, und die Pfähle, die es an der Vorderseite stützten, standen schon im Wasser. Raymond hat uns vorgestellt. Sein Freund hieß Masson. Er war ein großer Kerl, massig in der Statur und in den Schultern, mit einer runden und freundlichen kleinen Frau mit Pariser Akzent. Er hat uns sofort gesagt, wir sollten es uns bequem machen, und es gäbe gebratene Fische, die er am Morgen gefangen hätte. Ich habe ihm gesagt, wie hübsch ich sein Haus fände. Er erzählte, dass er den Samstag, den Sonntag und alle seine Urlaubstage hier verbrächte. «Mit meiner Frau kommt man gut aus», hat er hinzugefügt. Gerade da lachte seine Frau mit Marie. Zum ersten Mal vielleicht habe ich wirklich gedacht, dass ich heiraten würde.
    Masson wollte baden, aber seine Frau und Raymond wollten nicht mitkommen. Wir drei sind hinuntergegangen, und Marie hat sich gleich ins Wasser gestürzt. Masson und ich haben ein wenig gewartet. Er sprach langsam, und ich habe bemerkt, dass er die Angewohnheit hatte, alles, was er von sich gab, mit einem «und ich würde sogar sagen» zu ergänzen, auch wenn er eigentlich der Aussage seines Satzes nichts hinzufügte. Über Marie hat er mir gesagt: «Sie ist toll, und ich würde sogar sagen reizend.» Dann habe ich diesen Tick nicht mehr beachtet, weil ich mit dem Empfinden beschäftigt war, dass die Sonne mir guttat. Der Sand begann sich unter den Füßen zu erwärmen. Ich habe meine Lust auf das Wasser noch hingezogen, aber schließlich habe ich zu Masson gesagt: «Gehen wir rein?» Ich bin hineingetaucht. Er ist langsam ins Wasser gegangen und hat sich erst hineingestürzt, als er keinen Grund mehr unter den Füßen hatte. Er schwamm in Brustlage und ziemlich schlecht, sodass ich ihn allein gelassen habe, um Marie einzuholen. Das Wasser war kalt, und ich war froh zu schwimmen. Marie und ich sind weit hinausgeschwommen, und wir fühlten uns eins in unseren Bewegungen und in unserer Freude.
    Im offenen Meer haben wir den toten Mann gemacht, und die Sonne beseitigte auf meinem dem Himmel zugewandten Gesicht den letzten Wasserfilm, der mir in den Mund rann. Wir haben gesehen, dass Masson zum Strand zurückschwamm und sich in die Sonne legte. Von weitem wirkte er hünenhaft. Marie wollte, dass wir zusammen schwammen. Ich habe mich hinter sie bewegt, um sie um die Taille zu fassen, und sie schwamm nur mit den Armen vorwärts, während ich ihr half, indem ich mit den Füßen schlug. Das leichte Klatschen des Wassers hat uns in den Vormittag begleitet, bis ich mich erschöpft fühlte. Da habe ich Marie losgelassen und bin in gleichmäßigen Stößen und tief atmend zurückgeschwommen. Am Strand habe ich mich bäuchlings neben Masson ausgestreckt und habe das Gesicht in den Sand gelegt. Ich habe zu ihm gesagt, dass «es guttäte», und er war der gleichen Meinung. Kurz darauf ist Marie gekommen. Ich habe mich umgedreht, um ihr zuzusehen, wie sie auf mich zuging. Sie war ganz klebrig vor Salzwasser und hielt ihr Haar nach hinten. Sie hat sich dicht neben mich gelegt, und die Wärme ihres Körpers und die der Sonne haben mich ein bisschen einschlafen lassen.
    Marie hat mich gerüttelt und hat gesagt, Masson wäre ins Haus hinaufgegangen, wir müssten essen. Ich bin sofort aufgestanden, weil ich Hunger hatte, aber Marie hat gesagt, ich hätte sie seit dem Morgen nicht geküsst. Das stimmte, und dabei hatte ich Lust dazu. «Komm mit ins Wasser», hat sie gesagt. Wir sind gelaufen, um uns in die ersten kleinen Wellen zu legen. Wir sind ein paar Züge geschwommen, und sie hat

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