Der Fremde (German Edition)
sich an mich gepresst. Ich habe ihre Beine um meine gefühlt und habe sie begehrt.
Als wir zurückkamen, hat Masson schon gerufen. Ich habe gesagt, ich hätte großen Hunger, und er hat seiner Frau gleich verkündet, dass ich ihm gefiele. Das Brot war gut, ich habe meine Portion Fisch verschlungen. Dann gab es Fleisch und Pommes frites. Wir aßen alle, ohne zu sprechen. Masson trank oft Wein und goss mir ständig nach. Beim Kaffee hatte ich einen etwas schweren Kopf und habe viel geraucht. Masson, Raymond und ich haben erwogen, den August zusammen am Strand zu verbringen, auf gemeinsame Kosten. Marie hat auf einmal gesagt: «Wisst ihr, wie viel Uhr es ist? Es ist halb zwölf.» Wir waren alle erstaunt, aber Masson hat gesagt, wir hätten sehr früh gegessen, und das wäre normal, weil die Zeit fürs Mittagessen die Zeit wäre, wo man Hunger hat. Ich weiß nicht, warum Marie darüber lachen musste. Ich glaube, sie hatte ein bisschen zu viel getrunken. Masson hat mich dann gefragt, ob ich mit ihm am Strand spazieren gehen wollte. «Meine Frau legt sich nach dem Essen immer hin. Ich mag das nicht. Ich muss laufen. Ich sage ihr immer, dass es gesünder ist. Aber schließlich ist es ihr Recht.» Marie hat erklärt, sie bliebe da, um Madame Masson beim Abwasch zu helfen. Die kleine Pariserin hat gesagt, deswegen müsste man die Männer hinauswerfen. Wir drei sind an den Strand hinuntergegangen.
Die Sonne fiel fast senkrecht auf den Sand, und ihr Glanz auf dem Meer war unerträglich. Es war kein Mensch mehr am Strand. Aus den Hütten, die am Rand des Plateaus über dem Meer standen, hörte man das Klappern von Tellern und von Besteck. Man atmete mit Mühe in der trockenen Hitze, die vom Boden aufstieg. Anfangs haben Raymond und Masson über Dinge und Leute geredet, die ich nicht kannte. Mir ist klar geworden, dass sie sich schon lange kannten und dass sie sogar irgendwann zusammengewohnt hatten. Wir sind ans Wasser gegangen und sind am Meer entlanggelaufen. Manchmal hat eine längere kleinere Welle unsere Segeltuchschuhe umspült. Ich dachte an nichts, weil diese Sonne auf meinem bloßen Kopf mich schläfrig gemacht hatte.
In dem Moment hat Raymond etwas zu Masson gesagt, was ich nicht recht verstanden habe. Aber ich habe gleichzeitig ganz am Ende des Strandes und sehr weit weg von uns zwei Araber in Blaumännern erblickt, die auf uns zukamen. Ich habe Raymond angesehen, und er hat zu mir gesagt: «Das ist er.» Wir sind weitergegangen. Masson hat gefragt, wie sie uns bis hierher hätten folgen können. Ich habe gedacht, dass sie gesehen haben mussten, wie wir mit einer Badetasche in den Bus stiegen, aber ich habe nichts gesagt.
Die Araber rückten langsam vor und waren schon viel näher. Wir haben unser Tempo nicht geändert, aber Raymond hat gesagt: «Wenn es eine Schlägerei gibt, nimmst du, Masson, den Zweiten. Ich übernehme meinen Typ. Du, Meursault, wenn noch einer kommt, ist er für dich.» Ich habe «ja» gesagt, und Masson hat die Hände in die Taschen gesteckt. Der überhitzte Sand erschien mir jetzt rot. Wir gingen mit gleich großen Schritten auf die Araber zu. Der Abstand zwischen uns hat sich stetig verringert. Als wir ein paar Schritte auseinander waren, sind die Araber stehen geblieben. Masson und ich haben unseren Schritt verlangsamt. Raymond ist schnurstracks auf seinen Typ zugegangen. Ich konnte nicht verstehen, was er zu ihm gesagt hat, aber der andere hat Anstalten gemacht, ihm einen Kopfstoß zu geben. Da hat Raymond ein erstes Mal zugeschlagen und hat sofort Masson gerufen. Masson ist auf den losgegangen, der ihm zugewiesen worden war, und hat zweimal mit voller Wucht zugeschlagen. Der Araber ist flach ins Wasser gefallen, mit dem Gesicht auf den Grund, und ist ein paar Sekunden so liegen geblieben, während rings um seinen Kopf Blasen an der Oberfläche platzten. Unterdessen hat auch Raymond zugeschlagen, und der andere hatte das Gesicht voll Blut. Raymond hat sich zu mir umgedreht und hat gesagt: «Gleich kannst du sehen, was der abbekommt.» Ich habe ihm zugerufen: «Vorsicht, er hat ein Messer!» Aber schon hatte Raymond einen Schnitt im Arm und einen aufgeschlitzten Mund.
Masson ist nach vorn gesprungen. Aber der andere Araber hatte sich wieder aufgerappelt und hat sich hinter den, der bewaffnet war, gestellt. Wir haben nicht gewagt, uns zu rühren. Sie sind langsam zurückgewichen, wobei sie uns unablässig ansahen und mit dem Messer in Schach hielten. Als sie merkten, dass sie genug
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