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Der Friseur und die Kanzlerin

Der Friseur und die Kanzlerin

Titel: Der Friseur und die Kanzlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Mendoza
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Übersättigung die einheimische Filmindustrie wieder an ihren Ausgangspunkt zurückgeführt. Die für die Jugend typische Leichtfertigkeit, die freizügigen Gewohnheiten der Epoche und eine unserer zyklischen Wirtschaftskrisen brachten sie dazu, sich in der trüben Peripherie von Geld und Ruhm ein Auskommen zu suchen. Sie tat sich mit einem gescheiterten Schauspieler und viertklassigen Ganoven zusammen, der bald umgelegt wurde, nicht ohne sie vorher als Komplizin und Lockvogel für seine Intrigen missbraucht zu haben. Natürlich geriet sie in arge Schwierigkeiten, was unserer Begegnung förderlich war, denn wenn sie etwas förmlicher gewesen wäre, hätten sich unsere Wege nie gekreuzt. So erlebten wir gemeinsam gefährliche und aufwühlende Momente und ließen, mitgerissen von der Leidenschaft, wie spannungsgeladene Situationen sie zu erzeugen pflegen, einmütig die Sprungfedern eines klapprigen Betts erzittern. Dann trennte uns der Zufall wieder, so wie er uns zusammengeführt hatte, und ich hörte nichts mehr von ihr bis zu dem Augenblick, da ich dank der Wiederbegegnung ins Bild gesetzt wurde, obwohl es wenig zu erzählen gab. Emilias Mitwirkung bei einem undurchsichtigen Betrug brachte die Schauspielkarriere endgültig zum Scheitern. Sie hatte winzige Rollen in schändlichen Fernsehproduktionen, und als sie schwanger wurde, musste sie auch das aufgeben. Ohne fremde Hilfe überlebte sie mehr schlecht als recht.
    «Meiner Tochter hat es an nichts gemangelt, mir an allem», sagte sie mit einem melodramatischen Anflug.
    Als sie bei der Gebäudereinigungsfirma Arbeit fand, stabilisierte sich ihre wirtschaftliche Lage. Und bei ebendieser Arbeit lernte sie Romulus den Schönen kennen, damals Portier des Hauses, dessen Reinigung ihr anvertraut worden war. Emilia war nie wählerisch gewesen, wie bereits erraten haben wird, wer weiß, dass wir einmal zusammen gewesen waren, aber jetzt brachten sie nicht einmal Romulus’ gefälliges Aussehen und sein Witz um den Verstand. Die Anziehungskraft, die er zweifellos auf sie ausübte, vernebelte ihr weder den Verstand, noch brach sie ihren Willen. Die beiden schienen für den Erfolg prädestiniert und hatten doch bloß Misserfolge vorzuweisen. Ein identisches Schicksal durchlebt zu haben schuf zwischen ihnen ein stärkeres Band, als die erratischen Zuckungen der Unkeuschheit es zustande gebracht hätten.
    «Zudem waren wir für so was zu alt», fügte sie ein wenig bitter hinzu.
    Gern hätte ich diese Diagnose dementiert, aber ich wollte lieber auf das Thema zurückkommen, das mich hergeführt hatte.
    «Hast du den Brief gelesen, den Romulus der Schöne Quesito geschickt hat?»
    «Ich habe ihn gelesen, aber zu spät. Darin hat Romulus sie gebeten, ihn mir nicht zu zeigen und mir nichts davon zu erzählen, und sie gehorchte ihm. Als ich ihn dann doch heimlich las, hatte sie dich schon in die Geschichte verwickelt, ohne zu merken, dass sie genau das tat, was er wollte.»
    «Romulus der Schöne hatte vor, mich in das Attentat gegen Angela Merkel mit hineinzuziehen?»
    Zu meinem maßlosen Staunen trat in Emilias Gesicht Genugtuung an die Stelle der Verärgerung.
    «Natürlich. Romulus hatte dich vor einigen Monaten um Mitwirkung bei einem Coup gebeten, am Tag eurer Wiederbegegnung bei einer Veranstaltung an der Universität. Da du den Vorschlag von dir gewiesen hast, hat er mit seinem Plan allein weitergemacht. Als dann aber die Dinge schiefliefen, dachte er wieder an dich. Als sie klein war, hatte er Quesito von deinen Abenteuern erzählt. Als etwas Komisches natürlich, aber in ihrer kindlichen Mentalität hat sie sich ein heroisches Bild von dir gemacht. Und so rechnete Romulus sich aus, wenn er ihr diesen hochdramatischen Brief schriebe, würde dich Quesito aufsuchen.
    «Wozu denn?», fragte ich verwirrt. «Wie konnte ich entsprechend den Plänen von Romulus dem Schönen handeln, wenn ich gar nicht wusste, welches meine Rolle in diesem Verwirrspiel sein sollte?»
    «Weil gerade dein Nichtwissen mit zur Idee gehörte.»
    Eine Weile dachte ich über Emilias Worte nach, und dann sagte ich:
    «Jetzt verstehe ich alles. Und kann eine logische Erklärung geben für das, was geschehen ist, außer für zwei, drei Details.»
    «Die vielleicht ich erklären kann», sagte eine Stimme hinter mir.
    Und aus der winzigen Diele trat zu Emilias und meinem Erschrecken die stattliche Gestalt von Romulus dem Schönen. Von diesem Schrecken erholte ich mich aber sofort, um auf ihn zuzulaufen, ihn zu

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