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Der Friseur und die Kanzlerin

Der Friseur und die Kanzlerin

Titel: Der Friseur und die Kanzlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Mendoza
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gesagt. Man kann von einer solchen Frau nicht erwarten, dass sie zu Hause Däumchen dreht, während ihr Mann im Kittchen sitzt. Und dieser Typ scheint ein Einfaltspinsel zu sein, ich könnte schwören, der ist schwul. Am Anfang habe ich sie verfolgt, um sicher zu sein, dass sie nicht in einen Puff gingen. Danach habe ich sie in Ruhe gelassen. Aber das Yogazentrum kannte ich. Als es so weit war, schien es mir ein geeignetes Versteck, und ich machte mir die Ferien im August zunutze. Alles hätte geklappt, wäre der Swami als guter Katalane nicht ständig in der Wohnung erschienen. Seinetwegen musste ich den Tag draußen verbringen und konnte erst abends wiederkommen. Aber gelangweilt habe ich mich trotzdem nicht – im Bürgerhaus des Viertels gibt es viele Aktivitäten, und die Pensionierten organisieren Kartenspiele. Einmal habe ich vielleicht abgesahnt …»
    «Aber du hast einen Fehler gemacht», sagte ich, um ihn zum Reden zu bringen.
    «Ja. Wenn es ums Planen geht, bin ich kühl und methodisch, aber im letzten Augenblick ist die Sentimentalität dann doch stärker. Hätten Lavinia und ich Kinder gehabt, würden sie mir bestimmt am Allerwertesten vorbeigehen. Aber Quesito liebe ich mehr als eine Tochter. Und ich weiß, dass sie meine Gefühle erwidert. Wenn ich also für lange verschwinden musste, vielleicht für immer, sollte sie mich in guter Erinnerung behalten. Ebenso dachte ich, sie würde den Brief publik machen, und das würde dann alle davon überzeugen, dass ich tatsächlich verschwunden war. Das Einzige, was mir nicht in den Sinn kam, war, dass sie dich um Hilfe bitten könnte. Wegen Quesitos Übereifer und deiner Einmischung sehe ich mich gezwungen, euch beide umzubringen.»
    «Hast du auch Juan Nepomuceno umgelegt?», fragte ich, weiterhin kaltblütig trotz seiner wiederholten Drohung.
    Da ergriff Emilia das Wort, die bis dahin geschwiegen hatte.
    «Das geht auf meine Kappe. Quesito hat mir die Geschichte mit dem Foto erzählt. Da ich mit drauf war, sollte niemand dieses Bild zu sehen bekommen. Ich rief im Hotel an, und als ich endlich Juan Nepomuceno an den Apparat bekam, machte ich ihn darauf aufmerksam, dass Alí Aarón Pilila das mit dem Foto ebenfalls wusste und in diesem Augenblick unterwegs zum Hotel war, um ihn umzubringen. Der Ärmste legte auf und suchte das Weite. Da er sehr zuverlässig war, hat er vor der Flucht noch die Nummer angerufen, die du ihm gegeben hattest, und Quesito gebeten, ihn bei dir zu entschuldigen, weil er nicht zu dem Treffen komme.»
    «Und damit», sagte Romulus der Schöne, «ist nun alles geklärt. Unter dieser verworrenen Geschichte fehlt nur noch der Schlusspunkt mit dem Doppelmord, der mich hierhergeführt hat und dessen Ausführung durch unser angenehmes Geplauder aufgeschoben worden ist. Ich möchte euch nicht umbringen, ohne vorher meine letzten Worte zu sprechen. Die letzten für euch natürlich. Verzeiht mir, wenn ich mir manchmal fehlende Präzision zuschulden kommen lasse oder Amphibolien benutze – ich bin ein Mann der Tat, nicht der Rhetorik. Aber was ich euch zu sagen habe, kommt aus tiefstem Herzen.»
    Und dem Wort die Tat folgen lassend, erhob er sich, hielt sich auf der Höhe des Herzens die offene Hand an die Brust und fuhr, die andere Hand zur Decke erhoben, fort:
    «Wenn euch vielleicht jemand fragt: Was ist das Wichtigste im Leben?, werdet ihr zweifellos antworten: die Liebe. Und das stimmt. Doch es gibt mehrere Arten von Liebe. Nicht viele, aber einige. Da gibt es die göttliche Liebe, die fleischliche Liebe, die Liebe zur Kunst und noch andere. Nun, ich sage euch, es gibt keine größere, reinere und uneigennützigere Liebe als die, auf der die wahrhafte Freundschaft fußt. Und diese Liebe ist es, die ich euch entgegengebracht habe. Dann gibt es die Eurokrise. Wenn man die nicht bald in den Griff bekommt, wird es uns übel ergehen. Aber das braucht euch ja nicht mehr zu kümmern – Sterben ist die beste Art, der Krise ein Schnippchen zu schlagen. Das wär’s auch schon. Wir Bankräuber sind von Natur aus lakonisch. Auf Wiedersehen, meine lieben Freunde. Es tut mir leid, dass ich das tun muss, aber ihr werdet mit mir übereinstimmen, dass es keinen anderen Ausweg für mich gibt. Ich werde euch sehr vermissen.»
    «Wart einen Augenblick, Romulus», sagte ich hastig, als ich ihn in die Tasche greifen sah, «die Balkontür ist auf, und es ist Essenszeit. Wenn du schießt, hört es das ganze Viertel, und du wirst zum x-ten Mal in eine schwierige

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