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Der Friseur und die Kanzlerin

Der Friseur und die Kanzlerin

Titel: Der Friseur und die Kanzlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Mendoza
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besser, dass sie selbst es nicht wusste, da sie ihn jetzt ein für alle Mal verloren hatte.
    Was mich letzten Endes kaltließ, so dass ich anstatt nach tröstlichen Sätzen nach einer Möglichkeit suchte, hier wegzukommen, ohne unhöflich zu wirken.
    Das war aber gar nicht nötig – aus der Diele kam ein tiefer Seufzer, der in dieser trotz ihrer Winzigkeit so stark frequentierten Wohnung die Anwesenheit eines trauernden Wesens verriet. Emilia erkannte den Laut sofort und schnellte, wie von einer der Federn des schmutzigen Sofas angetrieben, auf, während gleichzeitig Quesito ins Wohnzimmer trat.
    «Wie lange bist du schon da?», fragte die Mutter alarmiert.
    «Von Anfang an. Ich habe alles gehört. Nicht von der Diele aus, wo man mich leicht entdeckt hätte, sondern aus der Küche heraus.»
    «Und ich dachte, du wärst im Salon», sagte ich.
    «Mein lieber Herr, inzwischen kenne ich Ihre ganzen Tricks in- und auswendig. Ich bin aus der Wohnung raus und einmal um den Block gegangen, lautlos wieder hereingekommen und habe mich versteckt. Genau, wie Sie es mir beigebracht haben – um einem Geheimnis auf die Spur zu kommen, muss man dreist und geduldig sein.»
    «Das erfüllt mich mit Stolz», sagte ich, «aber du hast allzu schnell gelernt. Im Übrigen war es nicht meine Absicht, dich grundlos zu hintergehen, ich wollte dir vielmehr das schmerzliche Schauspiel ersparen, das du nun mitbekommen hast.»
    Quesito schaute mich mit einem Ausdruck an, als hätte sie gerade eine lebende Tarantel in dem Teller Klößchen vor sich entdeckt oder, falls die Metapher nicht klar genug ist, mit einer Mischung aus Abneigung und Staunen.
    «Es ist alles deine Schuld», sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen und also kaum verständlich. «Du hast ihn niedergemacht, und wir werden ihn nie wiedersehen.» Bei diesen Worten wich ihre Wut plötzlich einem kummervollen Weinen, als hätte sie erst jetzt, indem sie es in Worte fasste, die Folgen aus dem Vorfall in ihrer vollen Bedeutung begriffen. Sie bedeckte sich das Gesicht mit den Händen und suchte in einem anderen Zimmer Zuflucht. Bevor sie die Tür zuschmetterte, hörten wir sie rufen: «Ich hasse euch beide!»
    Überrannt von der Geschwindigkeit und Intensität der Ereignisse, verstummten Emilia und ich erneut.
    «Das ist das erste Mal, dass sie mich duzt», sagte ich nach einer Weile. «Darf ich das als positives Zeichen auffassen?»
    «Ich würde mir keine großen Illusionen machen. Quesito hat Romulus angebetet und wird dir nie verzeihen, dass du ihn zu einem armen Menschen gemacht hast, der einzig in Ruhe gelassen werden und seine Hinfälligkeit ertragen will.»
    «Ich habe ihn zu gar nichts gemacht», protestierte ich. «Er hat nach seinen Grundsätzen gehandelt, ohne mich auch nur zu fragen.»
    «Zuerst hat er dich um Hilfe gebeten, und du hast ihn abblitzen lassen, und jetzt hast du ihn auch noch vor den einzigen Personen bloßgestellt, die noch an ihn geglaubt haben. Romulus war kein Held, aber er hat alles Denkbare getan, um seinen Ruf zu retten. Hätte ihn Quesito für tot gehalten, so wäre er ihr als phantastische Gestalt in Erinnerung geblieben, und sie hätte den Verlust in zwei Wochen verschmerzt und einen neuen Vaterersatz gesucht; eine zweifelhafte Ehre, für die du der Spitzenanwärter gewesen bist. Jetzt hast du alles verdorben, und weißt du, warum? Aus Neid. Weil Romulus der Schöne immer schön war und darum eine Frau hatte, die einmal blendend ausgesehen hat. Und weil er Quesitos Zuneigung gewonnen hat. Und meine. Und zu allem Überfluss ist er auch noch ein armer Mann, der weniger wert ist als du.»
    «Schieb jetzt nicht auch du mir die Schuld an allem in die Schuhe, was geschehen ist», sagte ich, den Rückzug antretend. «Du und Romulus, ihr habt Quesito den Kopf mit Hirngespinsten gefüllt. Ich bin nur ein Damenfriseur mit einem Kredit der Caixa – weniger dionysisch kann man nicht sein.»
    «Nichts schafft größere Mythen als die Abwesenheit», erwiderte Emilia. «Wo warst du, als wir beide dich gebraucht hätten?»
    «Sag mir nicht so etwas, Emilia! Du weißt ganz genau, dass man mich wieder eingelocht hat!»
    «Ja, natürlich: Die einen gehen ins Kittchen, andere werden umgebracht, und dritte kehren zu ihrer Frau zurück. Vielleicht gibt es da einen moralischen Unterschied, in praktischer Hinsicht ist es genau dasselbe. Du hast mich allein gelassen. Wir hätten ihr den Kopf mit Hirngespinsten gefüllt? Na und? Er hat Tony Curtis geglichen, und ich habe

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