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Der Fromme Dieb

Der Fromme Dieb

Titel: Der Fromme Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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bist?«
    »Ich schwöre dir, Hugh, ich habe nichts gesehen, nichts gehört. Da war nichts, was mich auch nur an ihn hätte denken lassen. Und doch ahnte ich, daß er da war. Und sie auch, von dem Augenblick an, da sie eintrat. Es war mehr so, als wäre es deutlich in mein Ohr gesprochen worden: Geh sanft vor. Sage nichts. Alles wird gut. Schließlich hat sie nicht viel verlangt.
    Einen Augenblick des Alleinseins. Und die Kirchentür ist immer geöffnet.«
    »Glaubst du«, fragte Hugh, als sie gemeinsam zur Südtür und zum Kreuzgang schritten, »glaubst du, daß Aldhelm etwas gegen Bénezet hätte aussagen können?«
    »Wer weiß? Schon die Möglichkeit war für Bénezet Gefahr genug.«
    Sie traten hinaus ins grelle Licht des frühen Nachmittags, nach all der Unruhe aber und der Hektik wirkte die Stille und Friedlichkeit auf sie wie die angenehme Mattigkeit nach einem arbeitsreichen Tag, die Ruhe nach dem Sturm. »Es war nicht schwer, den Jungen liebzugewinnen«, sagte Cadfael,« aber es steckte auch ein Kobold in ihm. Besser, ihn gleich loszuwerden als erst später. Er war gewiß ein Dieb, wenn auch nicht zu seinem eigenen Nutzen, und gewiß auch ein Lügner, wenn er es als notwendig erachtete. Aber Donata gegenüber war er aufrichtig. Was er für sie getan hat, kam aus unverdorbenem Herzen und ohne den Hintergedanken an eine Belohnung.«
    Es war niemand im großen Hof, als sie auf das Torhaus zusteuerten. Ein Ort, eben noch pulsierend von Haß und Tumult, plötzlich wie ausgestorben, als wäre ein Schöpfer verzweifelt an der Welt, die er erschaffen hatte, und hätte sie ausgelöscht, um es erneut zu versuchen.
    »Und hast du daran gedacht«, fragte Hugh, »daß die beiden wahrscheinlich in Richtung Südwesten denselben Weg genommen haben, den Bénezet eingeschlagen hat? In südlicher Richtung, bis sie die alte Römerstraße kreuzen, und dann geradewegs nach Wales. Mit dem Glück der Heiligen oder des Teufels persönlich könnten sie im Wald auf das verlorene Pferd stoßen, so daß Alan morgen keine Spur mehr von ihm finden wird.«
    »Und die Satteltaschen des unglückseligen Burschen, zusammen mit dem Zaum«, sagte Cadfael, und bei dem Gedanken hellte sich seine Miene auf. »Tutilo könnte etwas weltlichere Kleidung gut gebrauchen anstelle von Ordenstracht und Kutte, und wenn ich mich an den Knappen des Grafen erinnere, hatte er sogar eine ähnliche Statur wie Tutilo.«
    »Zieh mich nicht tiefer hinein«, sagte Hugh gespielt.
    »Finden ist nicht stehlen.« Und als sie am Tor angelangt waren, wo Hughs Pferd angebunden war, sprach Cadfael mit ernster Stimme: »Donata hat ihn besser verstanden als jeder andere von uns. Sie weissagte ihm, leichthin vielleicht, aber doch weise: ›Ein Troubadour‹ sagte sie, ›braucht drei Dinge und nur drei Dinge: ein Instrument, ein Pferd und die Liebe einer Dame.‹ Das erste gab sie ihm und einen Vorgeschmack auf den Rest. Jetzt hat er vielleicht alle drei gefunden.«

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