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Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal

Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal

Titel: Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Hennig
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Party gemacht!«), sondern biologisch bedingt ist. Die Schlafforscherin schickte Jugendliche statt in die Schule ins Schlaflabor und stellte fest, dass diese, sobald es ihnen erlaubt war, sofort in einen REM-Schlaf fallen [21] – sie holten also den ihn fehlenden Schlaf nach. Chronobiologe Roenneberg erläutert, dass dieses Phänomen eigentlich bei Patienten mit einer Narkolepsie – einer schweren Schlafstörung – auftritt, aber eben auch bei gesunden Menschen, die unter permanentem Schlafentzug leiden: »Sobald man sie lässt, schlafen Jugendliche zu dieser morgendlichen Stunde auf der Stelle ein und fallen dabei unmittelbar in den REM-Schlaf.« [22] Die Versuchspersonen schliefen also, obwohl sie schon aufgestanden waren, körperlich weiter.
    Was Eulen plagt
    Die Entkopplung von individuellem Schlafbedürfnis und gesellschaftlichen Anforderungen, der »soziale Jetlag«, kann schwere gesundheitliche Schäden nach sich ziehen. Was bedeutet das für eine Eule konkret?
    Dicke Eulen
     
    Das individuelle Timing von Schlaf- und Wachbedürfnis regelt der Hypothalamus, eine Schaltstelle im Zwischenhirn, die dort sitzt, wo sich die Sehnerven kreuzen. Fällt Tageslicht auf die Netzhaut der Augen, wird dies in Form elektrischer Impulse an die innere Uhr weitergeleitet. Diese wiederum taktet mittels chemischer Signale das in jeder Zelle dafür empfängliche Gen: Zwei Eiweißstoffe vermehren sich bei Lichteinwirkung und signalisieren dem Uhren-Gen: »Licht – aufwachen – aufstehen!« Bleibt das Lichtsignal aus, zerfallen die Eiweißstoffe. Für den Körper heißt das: »Licht aus und ab ins Bett!«
    Die innere Uhr bestimmt aber nicht nur, wann man aufsteht und wann man sich hinlegt, sondern auch, wann und wie viel gegessen wird. Mehrere Experimente und Untersuchungen belegen, dass der Appetit wächst, wenn unser Bio-Timer aus dem Takt gerät – und folglich wächst auch das Hüftengold.
    Die Chronobiologin Katja Vanselow vom Institut für Medizinische Immunologie der Berliner Charité hat in einem Experiment am sogenannten »Clock«-Gen von Mäusen gedreht und deren Tagesrhythmus auf 28 Stunden ausgedehnt. [23] Die Übereinstimmung mit den natürlichen Tag- und Nachtrhythmen, auf die die Schaltstelle im Hirn reagiert, war nicht mehr gegeben. Die nachtaktiven Nager waren nun auch bei Tage gut drauf, fraßen aber gleichzeitig mehr. Alle Versuchstiere nahmen zu, einige wurden sogar richtig fett. Ein ähnliches Experiment an Schafen bestätigt diesen Befund: Zwingt man die Tiere, gegen ihren natürlichen Rhythmus zu leben, nehmen sie zu – auch wenn sie nicht mehr essen als vorher. Der Grund: Die Eiweißstoffe, die sich bei Lichteinwirkung vermehren, bauen sich nicht ausreichend ab und zirkulieren weiterhin in den Zellen. Und die Nahrung wird nicht verarbeitet, sondern lagert sich ein.
    Falsches Timing und ein daraus resultierendes Schlafdefizit könnten also erklären, warum Menschen, die gegen ihren genetisch vorgegebenen Rhythmus leben, die Neigung haben, an Gewicht zuzulegen. Die schwedische Ernährungswissenschaftlerin Maria Lennernäs vom Institut für Klinische Ernährung und Stoffwechsel an der Universität Uppsala hat diesen Zusammenhang anhand von 96 Industriearbeitern, die in einem Drei-Schichten-System arbeiteten, erforscht. [24] Die Versuchspersonen mussten den Konsum von Kaffee, Tee und 14 anderen Nahrungsmitteln wie Brot, Fleisch, Gemüse etc. über mehrere Wochen hinweg mit Uhrzeitangabe protokollieren. Die entscheidende Erkenntnis war, dass gerade in den unliebsamen Morgen- und Nachtschichten die Arbeiter Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil an Kohlehydraten wählten, also zum Beispiel Brot und Kuchen, vermutlich weil sie versuchten, mit den energiereichen Nahrungsmitteln gegen ihre Müdigkeit anzukämpfen. Da der Körper aber noch im »Schlaf-Modus« war, konnte er die Nahrung nicht richtig verarbeiten. Die logische Folge: Die unausgeglichene Bilanz zwischen Nahrungsaufnahme und tatsächlichem Energieverbrauch führt auf Dauer zu einer bemerkbaren Zunahme des Gewichts.
    Schichtarbeit macht also dick, weil die Betroffenen gezwungen sind, gegen ihre biologische Uhr zu leben. Das trifft auch auf Menschen zu, die durch einen zu frühen Arbeitsbeginn aus dem Takt geworfen werden. Viele Langschläfer frühstücken, um gegen ihre Müdigkeit anzukämpfen, schon auf dem Weg zur Arbeit fettige Croissants und süße Teilchen, obwohl sie gar keinen Hunger haben. Warum sollten sie auch hungrig sein, wenn nach ihrem

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