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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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standhalten.
    Er wandte sich ab und sagte: »Manchmal, wenn wir spazieren gehen, habe ich das Gefühl, dass wir einen falschen Weg einschlagen. Als gäbe es einen besseren. Als gäbe es andere Wege, die wir nehmen könnten, aber nicht nehmen.«
    »Unmarkierte Wanderwege?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wege, die schon sehr lange da sind.«
    Jetzt war es an ihr, ihn merkwürdig anzusehen und sich dann dem Fluss zuzuwenden.
    Er wartete.
    Schließlich sagte sie: »Das wird immer sonderbarer. Genau dasselbe hat Arthur einmal gesagt – oder zumindest etwas in der Art. Kurz vor seinem Verschwinden.«
    Jack schwieg und wartete weiter.
     
    »Ich soll auf keinen Fall versuchen, diese Wege zu benutzen, da sie zu gefährlichen Orten führen, hat er gesagt. Ich soll ja nicht versuchen, in die Welt zu gelangen, in der sie liegen, aber Genaueres wollte er nicht sagen. Ich glaube, Mrs. Foale weiß mehr über sein Verschwinden, als sie zugibt. Mum auch, könnte ich mir denken, aber sie wollen nicht, dass ich es erfahre.«
    »Klingt logisch.« Jack nickte. »Wahrscheinlich wollen sie dich schützen.«
    »Ich brauche keinen Schutz.«
    Jack schüttelte den Kopf. »Ich denke schon.«
    »Wovor denn?«
    »Das weiß ich nicht genau, aber ich spüre es. Es ist nicht immer angenehm, wenn man sich beobachtet fühlt. Manchmal ist es harmlos, manchmal aber auch unheimlich. Die Leute, die mich beobachten, benutzten diese Wege, deren Vorhandensein ich spüre und vielleicht auch Arthur gespürt hat. Es wird Zeit, dass ich mit Mrs. Foale rede. Aber jetzt … lass uns den Fluss ehren.«
    Er griff in die Tasche, zog zwei Fünfzig-Pence-Stücke hervor, fasste Katherine am Handgelenk und drückte ihr eines in die Hand.
    Dann hielt er ihre Hand zusammen mit seiner über den Fluss.
    »Jetzt«, sagte er.
    Dicht nebeneinanderstehend, Körper an Körper, Gesicht an Gesicht, sahen sie zu, wie die Geldstücke fielen. Die Münzen schienensich in der Luft nur langsam zu drehen, ehe sie mit zwei nahezu lautlosen Spritzern in der geheimnisvollen Welt unter der bewegten Wasseroberfläche verschwanden.
    Ihre Hände blieben noch einen Augenblick länger vereint, und die Brücke schien leicht zu vibrieren. Beide waren sich der Nähe des anderen sehr bewusst und hielten den Atem an. Ein leichter Wind blies ihm Strähnen ihres Haars über die Wange. Er blickte kurz zu ihr und sah, dass ihr Gesicht gerötet war.
    Sie fing seinen Blick auf und rückte verlegen ein Stück von ihm weg, und dann starrten beide in das spiegelnde Wasser unter ihnen und ließen ihre Augen dort ruhen, anstatt einander anzusehen.
    »Ich habe mir etwas gewünscht«, sagte Jack und wandte ihr plötzlich das Gesicht zu.
    »Du darfst es nicht verraten«, flüsterte sie und legte ihm, mit einem Mal gar nicht mehr verlegen, einen Finger auf die Lippen.
    »Hat die Brücke eigentlich einen Namen, Katherine?«, fragte er, als sie ans Ufer zurückgingen.
    »Sie heißt Old Man’s Bridge«, antwortete sie und schlug sogleich die Richtung nach Woolstone ein, denn sie hatten einen langen Heimweg vor sich.
    Doch Jack fiel zurück und drehte sich noch einmal nach der Brücke um, auf der sie gestanden hatten.
    Ich schätze, ich werde wieder herkommen,
dachte er bei sich.
    Und dann wurde die Welt um ihn still, und alles verschwand, bis auf die Brücke, den Fluss und ihn selbst. Es war wie eine Offenbarung, wie die plötzliche Gewissheit, was kommen musste.
    Wenn ich ein alter Mann bin, werde ich hierher zurückkommen, und ich werde dort stehen, wo wir eben gestanden haben, und ich werde allein dort stehen, aber Katherine wird außer Gefahr sein, und wir werden getan haben, was wir tun müssen. Sie wird dann für immer außer Gefahr sein.
    »Jack?« Ihre Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück, und es gefiel ihm, wie sie seinen Namen aussprach.
    Er drehte sich um und sah sie an.
    Sie war groß und blond, und obwohl sie alte Jeans, Stiefel und eine schäbige, graue Fleece-Jacke trug, war sie für ihn in diesem Augenblick das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte.
    Die schönste
Frau,
rief er sich in Erinnerung, obwohl er sich an denGedanken erst gewöhnen musste, denn er bedeutete, dass er selbst jetzt ein Mann war.
    Sie trat einen halben Schritt auf ihn zu. »Was ist?«, fragte sie.
    »Nichts, ich habe nur nachgedacht«, antwortete er und schloss zu ihr auf.
    Sie drehte sich um, und während sie zusammen weitergingen, legte er ihr kurz eine Hand auf die Schulter.
     
    Als sie den Garten durchquerten, rief

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