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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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verstärkte sich in den folgenden Tagen noch. Und zu allem Übel kam Katherine immer wieder auf das Thema zurück, da es sie anscheinend wurmte, dass er ihr nicht erklärte, was er ursprünglich gemeint hatte. Warum sie das beschäftigte, war ihm ein Rätsel, aber er verriet nichts.
    Der Garten war mindestens drei Hektar groß, und die Zeugnisse seiner bewegten, bis ins Mittelalter zurückreichenden Geschichte waren der Grund für das Durcheinander und die in die Irre führenden Pfade innerhalb seiner Mauern und Hecken, für seine verwaisten Terrassen und hinter Brombeergestrüpp und Bambus versteckten Teiche.
    Im Laufe des Aprils wurde die Vegetation, begünstigt durch mehrere Regentage, auf die feucht-warmes Wetter folgte, noch grüner und üppiger.
    Die Frühlingsblumen, die Katherine für seinen Willkommensstrauß gepflückt hatte, wichen denen des Frühsommers.
    Der ungepflegte Rasen am Haus überzog sich mit grünem Moos und einer dünnen Decke aus hellblauem Ehrenpreis, während zwischen den Bäumen das robuste und giftige Bingelkraut – stets das erste Grün, das den Waldboden in Beschlag nimmt – einem Teppich aus Glockenblumen Platz machte, deren dichte Reihen durch cremeweiße Buschwindröschen aufgelockert wurden.
    Andernorts sprossen die verschiedensten Pflanzen, die, eine nach der anderen, in einer Serie grüner Explosionen förmlich aus sich hervorzubrechen schienen, und so sah Jack, wohin er auch blickte, jeden Tag etwas Neues, das es zu entdecken, und einen anderen gewundenen Korridor des Lebens, den es zu erkunden galt.
    Den Beinwurz mit seinen violetten, röhrenförmigen Blüten, durch deren dichte Behaarung sich die Hummeln mühsam einen Weg zum Nektar bahnen mussten, die ersten Weidenröschen, deren schmale Blätter wie spitze Speere geformt waren, oder rote Lichtnelken, deren kecke Blüten ebenso rosa wie rot waren. Und überall dazwischen Strahlenkränze von Schlüsselblumen und Löwenzahn und dann, natürlich, die ersten Butterblumen. Während unter den Bäumen, dort wo das Grundstück zu einer Seite hin abfiel und der Boden feuchter war, weil die Sonne nur selten hinkam, nach Knoblauch riechender Bärlauch zu finden war und …
    Jack hatte die Pflanze noch nie gesehen, aber Katherine brachte ihm ihren Namen bei wie die aller anderen.
    »Gartenwolfsmilch«, sagte sie leichthin, als sie an einem strahlenden Tag im Mai, nur wenige Tage vor ihrer ersten Prüfung, zufällig auf Jack stieß, der im Halbdunkel des Gehölzes kniete. »Lust auf einen Spaziergang?«
    Ihre Spaziergänge ergaben sich immer spontan. Wenn einer von beiden genug hatte vom Büffeln, schlug er dem anderen vor, loszuziehen. Anfangs wies Katherine immer die Richtung, denn sie kannte die Landstraßen und Feldwege in der Gegend gut von den vielen Ausflügen, auf die Arthur sie mitgenommen hatte, als sie noch kleiner war.
    »Er hat mir die Namen aller Blumen auf den Wiesen beigebracht, und wenn ich mal eine entdeckt habe, deren Namen er nicht kannte, hat er mich ermuntert, ihn nachzuschlagen.«
    Sie sprach oft über Arthur, ebenso wie Mrs. Foale, aber auf dasVerschwinden des alten Mannes wurde selten Bezug genommen, und Mrs. Foale war nach dem Gespräch an seinem ersten Tag in Woolstone, bei dem sie angedeutet hatte, dass sie etwas mit ihm zu besprechen habe, nie wieder darauf zurückgekommen. Seine gelegentlichen Versuche, das Thema anzuschneiden, wurden abgewiesen, und so beschloss er, die Wahl des Zeitpunkts ihr zu überlassen.
     
    An einem klaren Tag fassten er und Katherine den Entschluss, bis zur Themse zu wandern, die acht Meilen entfernt im Norden des Vale of White Horse lag.
    »Arthur hat immer behauptet, der Fluss sei eine der bedeutendsten natürlichen Grenzen Englands«, erzählte Katherine, »und ihn zu überqueren habe etwas Magisches. Er sagte, sein Geist stehe einem bei, wenn man ihn achtet und ehrt. Tut man es nicht, könnte er sich gegen einen wenden.«
    Jack schwieg dazu, da er nicht recht wusste, was er sagen sollte. Katherine wusste auch über viele andere Dinge mehr als er und sprach darüber mit einer Beredsamkeit, die ihn ein wenig einschüchterte.
    »Wie ehrt man denn einen Fluss?«, fragte er schließlich, Minuten später.
    Katherine zuckte mit den Schultern, in diesem Punkt selbst unsicher. »Ich glaube, man wirft ein Opfer hinein. Das ist der Grund, warum man in Flüssen so viele wertvolle alte Sachen findet, wie zum Beispiel Münzen oder Schwerter.«
    Sie entdeckten eine hölzerne Buckelbrücke, die

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