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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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ihnen Mrs. Foale von der Tür aus zu: »Jack, ich möchte etwas mit dir besprechen – zusammen mit Clare.«
    »Sie ist mir zuvorgekommen!«, flüsterte Jack.
    »Tja, offensichtlich wollen sie mich nicht dabeihaben«, flüsterte Katherine zurück, aber ohne Groll. »Erzähl mir später davon, okay?«
    »Okay«, versprach Jack.

32
EINE WARNUNG
    S päter, als das Licht verblasste und Katherine oben büffelte, gingen Jack und Margaret Foale in den Wintergarten und setzten sich zu Clare ans Bett.
    Jack hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, aber er war nervös und fühlte sich beklommen.
    »Es geht um Arthur, nicht?«
    »Ja«, antwortete Margaret, »und um dich. Und Katherine. Aber fangen wir mit Arthur an. Erinnerst du dich noch an ihn?«
    Jack schüttelte den Kopf. Abgesehen von einer schattenhaften männlichen Gestalt bei einem Krankenhausbesuch hatte er so gut wie keine Erinnerung mehr an ihn.
    Margaret zog eine Fotografie hervor. »Die wurde aufgenommen, als er Gastdozent am Imperial College in London war, kurz vor seinem Verschwinden. Ich möchte, dass du eine genaue Vorstellung davon hast, wie er jetzt aussieht.«
    Die Aufnahme war ein digitales Farbfoto und ziemlich scharf. Sie zeigte einen großen, schwarzbärtigen Mann mit wirrem Haarschopf, dem roten, wettergegerbten Gesicht eines englischen Landmanns und scharfen, funkelnden Augen. Er stand, bekleidet mit einem karierten Hemd und grauen Hosen, die ihm irgendwie zu kurz waren, an einer vertikal verschiebbaren Wandtafel und hielt ein altmodisches Stück Kreide in der Hand. Ein dunkles, unförmiges Jackett hing über einem Stuhl neben ihm. Auf dem Tisch vor ihm stand ein Laptop, und auf der Leinwand direkt hinter seinem Kopf waren Teile eines projizierten Bildes zu sehen. Der Hörsaal wirkte uralt, mit einem großen Fenster, das mittels Schnüren, die an der Wand herunterbaumelten, geöffnet und geschlossen werden konnte.
    »So, das ist Arthur«, fuhr Margaret fort. »Vor einiger Zeit hat er mir eingeschärft, dich hierher einzuladen, falls er einmal von einerExkursion nicht innerhalb von zwei Wochen zurückkehren sollte. Deswegen hat Katherine dich angerufen. Ich habe sie darum gebeten, aber den wahren Grund kennt sie nicht.«
    Jack nickte.
    »Sein Verschwinden hat ihr Angst gemacht. Aber …«
    Er erhob sich und ging auf und ab.
    »Es ist mir unangenehm, über das alles zu reden, ohne dass Katherine dabei ist. Sie sollten es ihr nicht länger verheimlichen.«
    »Aber sie ist doch noch ein …«, begann Clare.
    Jack hob die Augenbrauen und blickte Margaret Foale skeptisch an.
    »… ein Kind?«, fragte er ironisch.
    »Nun ja …«
    »Da bin ich anderer Meinung«, sagte Jack.
    Sie wirkten beide verlegen, ja schuldbewusst.
    Margaret Foale stand auf und sagte: »Er hat ganz recht, Clare. Ich gehe sie holen.«
     
    Es war, als verwandele sich alles in Woolstone vor ihren Augen. Ihrer aller Wahrnehmung, sowohl die ihrer selbst als auch die ihrer Umwelt, veränderte sich, zerfiel und fügte sich zu etwas Neuem zusammen wie die Welt, die sich in den Spiegeln der Windspiele brach, deren unablässige Musik das Einzige war, was die Dinge zusammenhielt, heiter und schön, hervorgebracht vom leisesten Windhauch, mächtig wie der stärkste Orkan.
    An diesem Abend sprachen sie zum ersten Mal alle miteinander, berichteten von ihren Zweifeln und Entdeckungen auf ihren getrennten Reisen zu demselben Ort. Reisen, begleitet von Verlust und Leid, von Liebe und Erkenntnis, Reisen von der Vergangenheit in die Gegenwart und weiter, von Augenblick zu Augenblick, in die Zukunft. Bruchstücke von Erinnerungen verwandelten sich in die tausenderlei Geschichten, aus denen sie bestanden, die sie jedoch beim Erzählen zerstörten und neu erschufen.
    Mrs. Foale hatte an diesem Abend ursprünglich nur Jack berichten wollen, was sie über Arthurs Verschwinden wusste. Sie tat es ein paar Tage später im Beisein aller.
    Wie sie es tat, überraschte.
    »Arthur hat mich gebeten, dir das hier zu geben, Jack, aber erst,wenn du dich an das Leben hier und auch an uns gewöhnt hast und wenn wir das Gefühl haben, dass die Zeit dafür reif ist. Nun, die Zeit ist reif, und ich werde jetzt etwas tun, das er selber wahrscheinlich nicht getan hätte, so überbehütend, wie er mit dir umgegangen ist, Katherine. Ich möchte, dass ihr beide es euch anseht. Einverstanden?«
    »Absolut einverstanden«, sagte Katherine.
    Margaret reichte ihm eine DVD. Arthur hatte mit schwarzem Filzstift »Für Jack« darauf

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