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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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lassen, hielten es dann aber doch für ratsamer, auf den Jungen zu warten. Sie kamen zu früh, aber das wussten sie nicht.«
    »Aber damals war er doch noch gar nicht geboren.«
    »Das waren Sie vor hundert Jahren auch noch nicht, aber wir wussten, dass Sie vor ihm kommen mussten, und so geschah es auch. Die zeitliche Abfolge der Dinge ist nicht so, wie sie scheint, und wir können durchaus Einfluss auf die Wurd der Dinge nehmen. Vergessen Sie nicht, Beornamund selbst hat das Kommen des Riesen vor fünfzehnhundertJahren vorhergesagt, zu jener Zeit, als er die Kugel schmiedete und die Feuer des Universums einfing.
    Die Aufgabe dieses Knaben übersteigt unser Begriffsvermögen wie einst auch die Kugel selbst. Die Zukunft des gesamten Universums liegt in seinen Händen – stellen Sie sich das vor!«
    »Er ist noch ein Kind.«
    »Er ist ein Riese im Werden, und seine Zeit wird kommen. Sie haben das Ihre getan. Wir werden das Unsere tun, und dann … dann …«
    Unvermittelt griff die Modor in ihre Tasche und zog ein Stück Papier hervor, auf dem von Menschenhand etwas geschrieben stand. »Menschen sind die arglosesten und einfältigsten Geschöpfe der Welt, und die gewalttätigsten.«
    »Die Frau hat nur ein Kreuz aus Zweigen und einen Kranz aus Wildblumen auf einem Stein zurückgelassen. Wirklich rührend, denn ich glaube, sie hält uns für Heiden. Der Mann war praktischer und hat dies hier dagelassen.« Sie hielt den Zettel in die Höhe.
    »Was ist das? Was sollen Sie damit tun?«
    Wieder brach die Modor in Gelächter aus, und diesmal lachte der Junge mit.
    »Nach eineinhalb Jahrtausenden erwartete er, dass wir das Schweigen zwischen Hydden und Menschen einfach so mir nichts, dir nichts brechen«, erklärte der Wita, wieder ernster. »So viel Zutrauen und Einfalt verschlägt einem den Atem! Doch es ist durchaus verständlich. Denn wie sollen sie sonst erfahren, dass der Knabe kommt?«
    Der Altermann nahm den eingerissenen Zettel und betrachtete ihn mit großen Augen. »Und was steht da?«, fragte er verwirrt.
    Die Modor nahm ihn zurück und ließ ihn wieder in den Falten ihres Kleides verschwinden. »Sie nennen es eine Telefonnummer. Er hat gehofft, wir würden ein Telefongespräch führen, genau wie Menschen.«
    Sie lachten abermals.
    »Und? Werden Sie es tun?« Der Altermann blickte entsetzt, und seine Begleiter auch.
    »Ich? Ich fürchte mich zu sehr vor solchen Dingen«, gestand der Wita und blickte zur Modor. »Aber sie vielleicht? Ihr würde ich es zutrauen. Verrückt genug ist sie!«
    Der Altermann starrte beide verwundert an. Erwogen sie wahrhaftig, mit Menschen zu sprechen? Dies war das größte Tabu von allen.
    »Aber …«
    Die Modor gebot ihm mit erhobener Hand zu schweigen, und ihr Gesicht wurde wieder ernst. »Nun ist genug gesagt. Im Allgemeinen ist es besser, man lässt die Zukunft unausgesprochen, denn alles könnte ganz anders kommen, wenn wir darüber reden.« Sie wandte sich dem Jungen zu und winkte ihn zu sich. »Wie heißt er?«
    Er kam gehorsam zu ihr.
    »Er heißt Yakob, nach mir«, antwortete der Altermann. »Das ist in unserem Dorf so Brauch.«
    Sie betrachtete den jüngeren Yakob einen Augenblick nachdenklich, dann hob sie ihre alte Hand und fasste ihn an. Er war ein kräftiger Knabe, offensichtlich so stark, wie nur je einer war. Er grinste sie an, dann wurde auch er ernst.
    »From this Moment on, boy, your name is Jack. Do you understand me?«
    »Er kann kein Englisch.«
    »Nun, er wird es nie lernen, wenn ich Deutsch mit ihm spreche!«, erwiderte sie scharf.
»Do you understand, your name now is Jack. So … My name is …«
    Der Junge sah sie groß an, die Augen entflammt von der neuen Herausforderung. Er konzentrierte sich, als sie wiederholte, was sie soeben gesagt hatte.
    Er nickte bedächtig, überlegte, wie er seine ersten Worte in dieser neuen Sprache bilden sollte.
    »My …«,
begann er.
    »My name is …«
    »My name is Jack«,
sagte er.



6
DER ANRUF
    E s war ungefähr einen Monat später, da klingelte in Berkshire, England, ein Telefon. Ein altmodisches aus schwarzem Bakelit, das in einem Raum irgendwo zwischen Papieren, Büchern, Aschenbechern, Akten, einer Baseball-Mütze, mehreren Spazierstöcken, afrikanischen Schnitzereien, dem Modell eines Inuitkanus, drei leeren Gläsern, die einen längst verdunsteten Schuss Whiskey enthalten hatten, und einer Katze stand. Deshalb war es nicht zu finden, als es klingelte.
    Arthur Foale wusste, dass es da war, denn er hörte es ja,

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