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Der fuenfte Berg

Der fuenfte Berg

Titel: Der fuenfte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coelho
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kombinierte sie immer neu und bildete so verschiedene Wörter. Er war begeistert über das Ergebnis. Entspannt und befriedigt ging er zurück ins Bett.
    Kurz darauf wurde er von einem großen Getöse geweckt. Die Tür zu seinem Zimmer fiel aus dem Rahmen und zu Boden.
    »Dies ist kein Traum. Es sind nicht die Heerscharen des Herrn im Kampf.«
    Schatten tauchten von überallher auf, schrien wie irre in einer Sprache, die er nicht verstand.
    »Die Assyrer.«
    Andere Türen fielen, Wände wurden mit mächtigen Hammerhieben eingerissen, die Schreie der Invasoren vermischten sich mit den Hilferufen, die vom Platz herüberschallten. Elia wollte aufstehen, doch einer der Schatten warf ihn zu Boden. Ein Knistern breitete sich quer durch das untere Stockwerk aus.
    >Feuer<, dachte Elia. >Sie haben das Haus angezündet.<
    »Und Ihr?« hörte er jemanden auf phönizisch sagen. »Ihr seid der Anführer und versteckt Euch wie ein Feigling im Haus einer Frau.«
    Flammen durchzuckten das Zimmer, und Elia konnte einen uniformierten Mann mit langem Bart erkennen. Die Assyrer hatten angegriffen.
    »Ihr habt uns in der Nacht überrannt?« fragte er verwirrt.
    Doch der Mann antwortete nicht. Elia sah Schwerter blitzen, und einer der Krieger verletzte ihn am rechten Arm.
    Elia schloß die Augen. Sein ganzes Leben spulte im Bruchteil einer Sekunde zurück, und er sah sich wieder als Kind in den Straßen der Stadt spielen, in der er geboren war, er reiste erneut zum ersten Mal nach Jerusalem, roch die Sägespäne in der Tischlerei, sah sich durch die Täler und über die Berge des Gelobten Landes wandern, lernte die blutjunge Isebel kennen, die alle bezauberte, die sich ihr näherten. Er erlebte erneut das Massaker an den Propheten, hörte noch einmal die Stimme des Herrn, der ihn in die Wüste schickte. Er sah noch einmal die Augen der Frau, die ihn am Eingang von Akbar erwartete, und er begriff, daß er sie vom ersten Augenblick an geliebt hatte. Er stieg abermals auf den Fünften Berg, erweckte abermals ein Kind zum Leben und wurde abermals vom Volk als Weiser und Gerechter befragt. Er blickte zum Himmel, an dem die Sternbilder aufgingen und versanken, staunte über den Mond, der alle vier Phasen aufs Mal durchlief, er spürte Kälte, Hitze, den Herbst und den Frühling, erlebte Regen, Blitz und Donner. Abermals rasten die Wolken in mannigfachsten Formationen über den Himmel, und die Flüsse ließen ihre Wasser ein zweites Mal im selben Bett fließen. Erneut kam der Tag, an dem das erste assyrische Zelt aufgebaut wurde, dann ein zweites, drittes, viertes... bis es unendlich viele waren; er sah die Engel, die kamen und gingen, das Flammenschwert auf dem Weg nach Israel, litt unter der Schlaflosigkeit, bestaunte die Zeichen auf den Tontäfelchen und...
    Er war wieder in der Gegenwart angelangt. Er dachte an das, was im unteren Stockwerk geschah, er mußte, koste es, was es wolle, die Witwe und ihren Sohn retten.
    »Feuer«, sagte er zu den feindlichen Soldaten. »Es brennt!«
    Er hatte keine Angst. Seine einzige Sorge galt der Witwe und ihrem Sohn. Jemand preßte seinen Kopf zu Boden, und er spürte den Geschmack von Erde in seinem Mund. Er küßte sie und sagte, wie sehr er sie liebte und daß er alles Menschenmögliche getan hatte, um dies zu vermeiden. Er wollte sich von seinen Häschern befreien, doch jemand hielt ihn mit einem Fuß am Boden.
    »Sie wird geflohen sein«, dachte er. »Sie werden einer wehrlosen Frau nichts antun.«
    Tiefer Friede kehrte in sein Herz zurück. Vielleicht hatte der Herr gemerkt, daß er der falsche Mann war, und einen anderen entdeckt, der Israel von der Sünde befreien sollte. Der Tod war also gekommen - genauso wie er es erwartet hatte, durch das Martyrium. Er nahm sein Schicksal an und erwartete den Todesstoß.
    Einige Sekunden vergingen. Die Stimmen schrien weiter, Blut strömte aus seiner Wunde, doch der Todesstoß erfolgte nicht.
    »Tötet mich, schnell!« schrie er, denn er wußte, daß mindestens einer von ihnen seine Sprache verstand.
    Niemand beachtete ihn. Sie stritten hitzig und schienen sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Einige Soldaten begannen ihn mit Füßen zu treten. Elia aber fühlte seinen Überlebenswillen zurückkehren. Das versetzte ihn in Panik.
    >Ich kann nicht mehr leben wollen<, dachte er verzweifelt. >Denn ich werde dieses Zimmer lebend nicht verlassen.<
    Nichts geschah jedoch. Die Welt schien in diesem Durcheinander von Stimmen, Lärm und Staub zu verharren. Vielleicht

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