Der fuenfte Berg
hatte der Herr wie einst mit Josua die Zeit mitten in der Schlacht stehenbleiben lassen.
Da hörte er unten die Schreie der Frau. Mit übermenschlicher Anstrengung gelang es ihm, eine der Wachen wegzustoßen und sich zu erheben, doch sie warfen ihn umgehend wieder zu Boden. Ein Soldat gab ihm einen Fußtritt an den Kopf, und Elia wurde ohnmächtig.
Wenige Minuten später kam er wieder zu sich. Die Assyrer hatten ihn auf die Straße geschleppt. Ihm schwindelte, als er den Kopf hob: Alle Häuser des Viertels brannten.
»Eine wehrlose, unschuldige Frau ist dort drinnen gefangen! Rettet sie!«
Geschrei, Gerenne, Durcheinander überall. Er versuchte sich zu erheben, wurde abermals zu Boden gestoßen.
»Herr, Du kannst mit mir tun, was Du willst, denn ich habe mein Leben und meinen Tod Deiner Sache geweiht«, betete Elia. »Doch rette die, die mich aufgenommen hat.«
Jemand zog ihn an den Armen hoch.
»Kommt und seht«, sagte der assyrische Offizier, der seine Sprache sprach. »Ihr verdient es.«
Die beiden Wachen hielten ihn fest und schoben ihn zur Tür. Das Haus wurde schnell von den Flammen verschlungen, und der Feuerschein erleuchtete alles ringsum: weinende Kinder, Alte, die um Vergebung flehten, verzweifelte Frauen, die ihre Kinder suchten. Doch er hörte nur die Hilfeschreie der Frau, die ihn aufgenommen hatte.
»Was geht hier vor? Dort drinnen befinden sich eine Frau und ein Kind! Warum tut Ihr ihnen das an?«
»Weil sie den Stadthauptmann von Akbar versteckt hat.«
»Ich bin nicht der Stadthauptmann von Akbar, Ihr begeht einen schrecklichen Fehler!«
Der assyrische Offizier schob ihn zur Tür. Die Decke war durch das Feuer eingestürzt, und die Frau war halb unter den Trümmern begraben. Elia konnte nur ihren Arm sehen, der sich verzweifelt hin und her bewegte. Sie rief um Hilfe, flehte, sie nicht bei lebendigem Leibe verbrennen zu lassen.
»Warum verschont Ihr mich und macht das mit ihr?« klagte Elia.
»Wir werden Euch nicht verschonen, doch wir wollen, daß Ihr soviel wie möglich leidet. Unser General starb gesteinigt und ehrlos vor den Mauern der Stadt. Er suchte Leben und fand den Tod. Jetzt habt Ihr das gleiche Schicksal.«
Elia kämpfte verzweifelt, um sich zu befreien, doch die Wachen schleppten ihn fort. Sie gingen durch die glutheißen Straßen von Akbar. Die Soldaten schwitzten, und einigen stand das Entsetzen über das, was sie gesehen hatten, ins Gesicht geschrieben. Elia versuchte sich loszureißen und schrie zum Himmel, doch sowohl Assyrer wie Gott blieben stumm.
Sie begaben sich bis zur Mitte des Platzes. Die meisten Gebäude der Stadt brannten, und das Prasseln der Flammen vermischte sich mit den Schreien der Bewohner von Akbar.
»Wie gut, daß es den Tod gibt.«
Wie oft hatte er seit dem Tag im Pferdestall daran gedacht!
Die Leichen der Krieger von Akbar - die meisten ohne Uniform - lagen auf dem Boden verstreut. Menschen rannten kopflos und wie besessen in alle Himmelsrichtungen, als könnten sie so den Tod und die Zerstörung aufhalten.
>Warum tun sie das?< dachte er. >Sehen sie denn nicht, daß die Stadt in den Händen der Feinde ist und daß es für sie keine Zuflucht mehr gibt?< Alles war sehr schnell gegangen. Die Assyrer hatten ihre zahlenmäßige Übermacht ausgenutzt, und es war ihnen gelungen, ihren Soldaten eine Schlacht zu ersparen. Die Soldaten von Akbar wurden fast ohne Gegenwehr vernichtet.
Elia und seine Häscher blieben mitten auf dem Platz stehen. Elia mußte sich hinknien, die Hände wurden ihm gebunden. Er hörte die Schreie der Frau nicht mehr. Vielleicht war sie schnell gestorben, hatte die lange Qual, bei lebendigem Leibe zu verbrennen, nicht miterlebt. Der Herr hielt sie jetzt in Seinen Armen. Und sie trug ihren Sohn auf dem Schoß.
Eine weitere Gruppe assyrischer Soldaten brachte einen Gefangenen, dessen Gesicht von Schlägen verunstaltet war. Dennoch erkannte Elia in ihm den Kommandanten.
»Hoch lebe Akbar!« rief er. »Phönizien und seinen Kriegern ein langes Leben, die sich am Tag mit ihren Feinden schlagen! Tod den Feinden, die in der Dunkelheit angreifen!«
Doch er hatte kaum Zeit, den Satz zu beenden. Das Schwert eines assyrischen Generals senkte sich, und der Kopf des Kommandanten rollte auf den Boden.
>Jetzt bin ich an der Reihe<, dachte Elia bei sich. >Ich werde sie im Paradies wiedersehen, und wir werden dort Hand in Hand Spazierengehen.<
In diesem Augenblick kam ein Mann heran und fing an, mit den Offizieren zu diskutieren. Es war
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