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Der fuenfte Berg

Der fuenfte Berg

Titel: Der fuenfte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coelho
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ein Bewohner von Akbar, der oft zu den Versammlungen auf dem Platz gekommen war. Er hatte Streit mit seinem Nachbarn, und Elia konnte ihn beilegen.
    Die Assyrer diskutierten, redeten immer lauter und wiesen auf ihn. Der Mann kniete nieder, küßte einem von ihnen die Füße, streckte die Hand zum Fünften Berg aus und weinte wie ein Kind. Die Wut der Assyrer schien nachzulassen.
    Die Unterredung schien kein Ende zu nehmen. Der Mann flehte und weinte die ganze Zeit, indem er auf Elia und das Haus wies, in dem der Stadthauptmann wohnte. Die Soldaten wirkten weiterhin verstimmt.
    Schließlich trat der Offizier, der seine Sprache sprach, zu ihm.
    »Unser Spion«, sagte er und wies auf den Mann, »versichert, daß wir uns irren. Er hat uns die Pläne der Stadt gegeben, und wir können seinen Worten vertrauen. Ihr seid nicht der, den wir töten wollten.«
    Er gab ihm einen Fußtritt. Elia fiel zu Boden.
    »Er sagt, daß Ihr nach Israel gehen werdet, um die Prinzessin abzusetzen, die die Macht in Israel an sich gerissen hat. Ist das wahr?«
    Elia antwortete nicht.
    »Sagt mir, ob das die Wahrheit ist«, beharrte der Offizier. »Und Ihr könnt in die Stadt gehen und zu Eurem Haus zurückkehren, um noch jene Frau und ihren Sohn zu retten.«
    »Ja, es ist wahr«, sagte er. Vielleicht hatte der Herr ihn erhört und würde helfen, sie zu retten.
    »Wir könnten Euch als Gefangenen nach Tyrus und Sidon mitnehmen«, fuhr der Offizier fort. »Doch in den kommenden Schlachten würdet Ihr uns nur hinderlich sein. Wir könnten ein Lösegeld für Euch verlangen, doch von wem? Ihr seid in Eurem eigenen Land ein Fremder.«
    Der Offizier trat ihm ins Gesicht.
    »Ihr seid für nichts zu gebrauchen. Weder bei den Feinden noch den Freunden. Ihr seid wie Eure Stadt: Es lohnt nicht, einen Teil unseres Heeres hier zu lassen, um sie unter Kontrolle zu halten. Wenn wir die Küste erobert haben, gehört uns Akbar sowieso.«
    »Ich habe eine Frage«, sagte Elia. »Nur eine Frage.«
    Der Offizier sah ihn mißtrauisch an.
    »Warum habt Ihr nachts angegriffen? Wißt Ihr denn nicht, daß alle Kriege tagsüber geführt werden?«
    »Wir haben kein Gesetz gebrochen. Es gibt keine Tradition, die dies verbietet«, antwortete der Offizier. »Wir hatten viel Zeit, um das Terrain zu erkunden. Ihr wart mit Euren alten Bräuchen beschäftigt und hattet vergessen, daß sich die Dinge geändert haben.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ ihn die Gruppe. Der Spion trat heran und löste die Fesseln an seinen Händen.
    »Ich hatte mir geschworen, Euch eines Tages Eure Großherzigkeit zu vergelten. Ich habe Wort gehalten. Als die Assyrer in den Palast eindrangen, hat ihnen einer der Diener gesagt, daß sich der, den sie suchten, im Haus der Witwe versteckt hielte. Während sie noch unterwegs waren, konnte der echte Stadthauptmann fliehen.«
    Elia achtete nicht auf ihn. Feuer prasselte überall, und die Schreie hatten nicht aufgehört.
    Trotz des Durcheinanders hielt eine Gruppe noch Disziplin. Wie auf einen unsichtbaren Befehl hin zogen sich die Assyrer zurück.
    Die Schlacht von Akbar war zu Ende.
    >Sie ist tot<, sagte er sich. >Ich will nicht dorthin zurück, weil sie bereits tot ist. Oder sie wurde durch ein Wunder gerettet und kommt selber zu mir.<
    Sein Herz hieß ihn indes aufzustehen und zu dem Haus zu gehen, in dem sie lebten. Elia kämpfte mit sich selbst. Es war nicht allein die Liebe zu der Frau, die in diesem Augenblick auf dem Spiel stand, sondern sein ganzes Leben, sein Vertrauen in die Ratschlüsse Gottes, der Aufbruch in seine Heimatstadt, der Gedanke daran, daß er einen Auftrag hatte und ihn würde erfüllen können...
    Er blickte um sich, suchte nach einem Schwert, um seinem Leben ein Ende zu machen, doch die Assyrer hatten alle Waffen aus Akbar mitgenommen. Er erwog, sich in die Flammen der brennenden Häuser zu stürzen, doch er hatte Angst vor den Schmerzen.
    Einen Moment war er wie gelähmt. Erst allmählich wurde ihm wieder bewußt, was vorgefallen war. Die Frau und ihr Sohn hatten diese Welt zweifellos verlassen, doch er mußte sie den Bräuchen entsprechend bestatten. Die Arbeit für den Herrn - ob es Ihn nun gab oder nicht - war in diesem Moment seine einzige Stütze. Nachdem er seine religiöse Pflicht erfüllt hatte, würde er sich dem Schmerz und dem Zweifel hingeben.
    Immerhin bestand die Möglichkeit, daß sie noch lebten. Er konnte also nicht einfach untätig stehenbleiben.
    »Ich will ihre verkohlten Gesichter nicht sehen, das von der

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