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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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was praktisch gegen das Gesetz für die angemessene Einrichtung eines Schlosses verstieß. Wieder sah er zur Wand, zur Schnitzerei über dem Kamin, senkte dann den Blick…
    Einer der Hunde – und Mumm gebrauchte das Wort
Hund
nur deshalb, weil sie sich im Innern eines Gebäudes aufhielten, einem Ort, an dem man normalerweise keinem
Wolf
begegnete – beobachtete ihn. Nie zuvor hatte er einen so abschätzenden Blick bei einem Tier bemerkt. Das Geschöpf versuchte ganz offensichtlich, einen Eindruck von ihm zu gewinnen.
    Helles blondes Haar bildete eine Art Mähne und wirkte irgendwie vertraut. Mumm glaubte, Ähnlichkeiten mit Angua zu erkennen, aber dieses Wesen war kräftiger gebaut. Und es gab noch einen anderen Unterschied, gleichzeitig klein und schrecklich bedeutungsvoll: Wie Angua vermittelte dieses Geschöpf den Eindruck von angehaltener Bewegung. Aber während Angua so aussah, als sei sie jederzeit zur Flucht bereit, erwartete man in diesem Fall einen Sprung nach vorn.
    »Gefällt dir die Botschaft? Weißt du, sie gehörte uns, bevor wir sie verkauft haben, und zwar an Lord V…Ve…«
    »Vetinari«, sagte Mumm und wandte widerstrebend den Blick von dem Wolf ab.
    »Eure Gesandten haben natürlich viele Veränderungen vorgenommen«, fuhr die Baronin fort.
    »Wir haben ihnen noch einige weitere hinzugefügt«, sagte Mumm und dachte dabei an die glänzenden Stellen auf der Vertäfelung, wo bis vor kurzer Zeit Jagdtrophäen gehangen hatten. »Sehr beeindruckend fand ich das Bad… Entschuldigung?«
    Der Baron hatte fast gejault. Serafine musterte ihren Ehemann streng.
    »Was für ein Glück, dass es dort Thermalquellen gibt«, sagte Mumm. Und auch
dies
war Diplomatie, dachte er, wenn man seinen Mund plappern ließ und dabei die Augen der Leute beobachtete. Es war die Art von Diplomatie, die auch Polizisten kannten. »Sybil interessiert sich für die Heilquellen von Bad Heißes Bad…«
    Hinter ihm knurrte der Baron, und Ärger huschte über Serafines Gesicht.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte Mumm unschuldig.
    »Mein Mann fühlt sich derzeit nicht sehr wohl«, sagte Serafine in dem speziellen Tonfall von Ehefrauen, den Mumm gut kannte und der zum Ausdruck brachte: »Er glaubt, dass es ihm gerade ganz gut geht, aber warte ab, bis ich mit ihm allein bin.«
    »Ich glaube, ich sollte euch nun mein Beglaubigungsschreiben übergeben«, sagte Mumm und holte den Brief hervor.
    Serafine beugte sich rasch vor und griff danach. »Ich lese es«, meinte sie und lächelte zuckersüß. »Natürlich ist es nur eine Formalität. Alle haben von Kommandeur Mumm gehört. Nichts für ungut, aber als wir erfuhren, dass der Patrizier…«
    »Lord Vetinari«, sagte Mumm und betonte dabei die erste Silbe. Prompt knurrte es hinter ihm.
    »Ja, genau… Nun, wir waren ein wenig erstaunt, als er dich ankündigte. Wir hatten mit einem… erfahrenen Diplomaten gerechnet.«
    »Oh, ich kann die kleinen Appetithäppchen ebenso gut herumreichen wie jeder andere«, sagte Mumm. »Und wenn ihr einen Haufen kleiner goldener Schokoladenkugeln möchtet, bin ich genau der richtige Mann.«
    Erneut verrieten Serafines Züge Verwunderung. »Ich bitte um Verzeihung, Euer Exzellenz. Morporkianisch ist nicht meine Muttersprache, und vielleicht haben wir uns missverstanden. Stimmt es, dass du eigentlich Polizist bist?«
    »Eigentlich ja«, bestätigte Mumm.
    »Wir waren immer gegen eine Polizei in Bums«, sagte die Baronin. »Wir glauben, sie würde die Freiheit des Individuums zu sehr einschränken.«
    »Nun, dieses Argument höre ich nicht zum ersten Mal«, sagte Mumm. »Es kommt natürlich ganz darauf an, ob es dabei um einen selbst geht oder um das Individuum, das mit dem Familiensilber im Sack aus dem Fenster des Badezimmers klettert.« Er bemerkte die Grimasse, die das vorletzte Wort bewirkte.
    »Zum Glück war Sicherheit für uns nie ein Problem«, sagte Serafine.
    »Das überrascht mich nicht«, entgegnete Mumm. »Ich meine, wenn man an all die Mauern und Tore und so denkt…«
    »Ich hoffe, du bringst Sybil heute Abend zum Empfang mit. Aber ich sehe, dass wir dich aufhalten, und du hast bestimmt viel zu tun. Igor wird dich hinausführen.«
    »Ja, Herrin«, erklang Igors Stimme in unmittelbarer Nähe.
    Mumm spürte, wie sich der Strom des Zorns hinter den Deichen seines Geistes staute. »Ich werde Feldwebel Angua mitteilen, dass du nach ihr gefragt hast«, sagte er und stand auf.
    »In der Tat«, erwiderte Serafine.
    »Aber jetzt freue ich

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