Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
num.«
    »Ich weiß nicht, Fred«, erwiderte Enorm Jolson. »In dem kleinen Kasten habt ihr bestimmt nicht alle Platz.«
    »Ich meine, dies ist ein Werkzeug der neuen Stadtwache, Enorm.«
    »Ach so.«
    »Wenn hier ein Ochsenkarren zu schnell fährt, dann sieht sich Lord Vetinari am nächsten Morgen ein Bild davon an. Die Ikonographen lügen nicht, Enorm.«
    »Da hast du ganz Recht, Fred. Weil sie zu dumm sind.«
    »Weißt du, Seine Exzellenz hat genug von Karren, die über die Brücke rasen, und er hat uns aufgefordert, etwas dagegen zu unternehmen. Ha, ich bin jetzt Leiter der Verkehrskontrolle!«
    »Ist das gut, Fred?«
    »Und ob!«, entgegnete Feldwebel Colon stolz. »Meine Aufgabe besteht darin, die, äh, Arterien der Stadt vor… Verstopfungen zu bewahren, die zu einem Zusammenbruch des Handels führen könnten, was für uns alle den Ruin bedeuten würde. Es ist also eine sehr wichtige Tätigkeit, vielleicht sogar die Wichtigste überhaupt.«
    »Und nur du kümmerst dich darum?«
    »Nun, hauptsächlich. Korporal Nobbs und die anderen Jungs helfen mir natürlich.«
    Enorm Jolson kratzte sich an der Nase. »Ich wollte über ein ähnliches Thema mit dir reden, Fred«, sagte er.
    »Kein Problem, Enorm.«
    »Vor meinem Restaurant ist etwas Seltsames geschehen, Fred.«
    Feldwebel Colon folgte dem großen Mann um die Ecke. Er mochte Enorms Gesellschaft, weil er im Vergleich zu ihm geradezu dünn wirkte. Enorm Jolson war ein Mann, der in einem Atlas erschien und die Umlaufbahnen kleiner Planeten veränderte. In einem riesigen Körper vereinte er Ankh-Morporks besten Koch und hungrigsten Esser. Für ihn bestand das Paradies zum größten Teil aus Kartoffelbrei. An den eigentlichen Vornamen des Mannes erinnerte sich Feldwebel Colon nicht. Seinen Spitznamen verdankte Jolson dem Umstand, dass alle, die ihn zum ersten Mal sahen, staunten: »Der Mann ist ja
enorm

    Ein großer Karren stand auf dem Breiten Weg und behinderte den Verkehr. Andere Wagen versuchten, an dem Hindernis vorbeizugelangen.
    »Gegen Mittag wurde das Fleisch geliefert, und als der Fuhrmann auf die Straße zurückkehrte…« Jolson deutete auf ein großes, dreieckiges Gebilde an einem Rad des Karrens. Es bestand aus Eichenholz und Stahl und war gelb angestrichen.
    Fred klopfte vorsichtig darauf. »Ich erkenne dein Problem ganz deutlich«, sagte er. »Wie lange war der Fuhrmann bei dir?«
    »Nun, er hat von mir ein Mittagessen bekommen…«
    »Und deine Mittagessen sind sehr gut, Enorm, das habe ich immer gesagt. Was war deine heutige Spezialität?«
    »Steak à la Dichhautsum mit Cremesoße und Leckerbeilage«, sagte Enorm Jolson. »Zum Nachtisch Meringe à la Schwarzer Tod.«
    Einige Sekunden war es still, während sich beide die Mahlzeit vorstellten. Fred Colon seufzte leise.
    »Mit Kräuterbutter auf der Leckerbeilage?«
    »Du willst mich doch nicht beleidigen, indem du andeutest, ich hätte sie weggelassen.«
    »Bei so einem Essen kann ein Mann recht lange verweilen«, sagte Fred. »Das Problem ist: Der Patrizier mag keine Karren, die länger als zehn Minuten auf der Straße parken, Enorm. Er hält das für eine Art Verbrechen.«
    »Es ist kein Verbrechen, sich zehn Minuten für eine meiner Mahlzeiten zu nehmen, Fred – so etwas ist eine Tragödie. Hier steht: Stadtwache, fünfzehn Dollar für die Entfernung, Fred. Das ist der Verdienst von zwei Tagen, Fred.«
    »Es liegt am Papierkram, verstehst du?«, erwiderte Fred Colon. »Ich kann das Ding nicht einfach so verschwinden lassen, so sehr ich das auch bedauere. Der Dorn in meinem Büro steckt voller Kontrollabschnitte. Wenn ich Kommandeur der Wache wäre, sähe die Sache natürlich anders aus. Aber leider sind mir die Hände gebunden…«
    Die beiden Männer standen nicht zu dicht beieinander, die Hände in den Hosentaschen. Sie vermieden es, sich anzusehen. Nach einer Weile begann Colon leise zu pfeifen.
    »Ich weiß das eine oder andere«, sagte Enorm vorsichtig. »Die Leute glauben, Kellner hätten keine Ohren.«
    »Ich weiß jede Menge, Enorm«, meinte Colon und ließ das Wechselgeld in der Tasche klimpern.
    Eine Zeit lang blickten beide Männer zum Himmel empor.
    »Vielleicht ist noch etwas Honigeis von gestern da…«
    Feldwebel Colon sah an dem Karren herab.
    »Na so was, Herr Jolson«, entfuhr es ihm überrascht. »Irgendein Idiot hat eine Klammer an dem Rad befestigt. Nun,
das
haben wir gleich.«
    Colon zog zwei weiße, paddelartige Objekte hinter dem Gürtel hervor und wandte sich dem

Weitere Kostenlose Bücher