Der Fünfte Elefant
ihr tragt… Darunter könnte man
praktisch al es verstecken. Wurde Dösig durchsucht?«
»Natürlich nicht!«, entgegnete Dee. »Aber… ich zeige es dir.« Er
ging über den metal enen Boden des schmalen Korridors. »Siehst
du mich, Euer Exzel enz?«
»Ja, natürlich.«
Der Boden klapperte, als Dee zurückkehrte. »So, und diesmal
trage ich etwas… Darf ich dich um deinen Helm bitten? Für eine
kleine Demonstration?«
Mumm kam der Aufforderung nach. Der Ideenschmecker wan-
derte erneut durch den Korridor. Als er die halbe Strecke zurück-
gelegt hatte, donnerte ein Gong, und zwei Metal gitter fielen von
der Decke herab. Wenige Sekunden später erschienen auf der ge-
genüberliegenden Seite zwei Wächter und spähten misstrauisch
durch das dortige Gitter.
Dee richtete einige Worte an sie. Die Gesichter verschwanden.
Kurz darauf glitten die Gitter langsam nach oben.
»Es ist ein ziemlich alter und sehr komplexer Mechanismus, aber
wir sorgen dafür, dass er immer funktioniert«, sagte Dee und gab
Mumm den Helm zurück. »Wenn man beim Hinausgehen mehr
wiegt als auf dem Weg hinein, so erkundigen sich die Wächter
nach dem Grund dafür. Ein narrensicheres System mit einer Tole-
ranz von wenigen Unzen. Und die Privatsphäre bleibt davon unbe-
rührt. Es ließe sich nur überlisten, wenn man fliegt. Können Diebe
fliegen, Euer Exzellenz?«
»Kommt darauf an, um welche Art Dieb es sich handelt«, erwi-
derte Mumm geistesabwesend. »Wer sucht sonst noch diesen Ort
auf?«
»Einmal in sechs Tagen wird der Raum von mir selbst und zwei
Wächtern inspiziert. Die letzte Kontrolle liegt fünf Tage zurück.«
»Und andere Personen kommen nicht hierher?«, fragte Mumm.
Er bemerkte, dass Grinsi eine Hand voll von dem weißen Sand
genommen hatte, der den Boden der Semmelhöhle bildete. Sie ließ
ihn durch die Finger rinnen.
»Nicht sehr oft. Wenn der neue König gekrönt wird, holt man
die Steinsemmel natürlich und zeigt sie bei der Zeremonie.«
»Gibt es den weißen Sand nur hier?«
»Ja. Ist das wichtig?«
Mumm sah, wie Grinsi nickte. »Ich bin nicht… sicher«, antwor-
tete er. »Sag mir… Welchen immanenten Wert hat die Steinsem-
mel?«
»Ihr Wert ist nicht immanent, sondern unschätzbar!«
»Ich weiß, dass ihr als Symbol große Bedeutung zukommt, aber
welchen Wert hat sie an sich ?«
»Sie ist unbezahlbar!«
»Ich versuche herauszufinden, was einem Dieb daran gelegen
sein könnte, sie zu stehlen«, sagte Mumm so geduldig wie möglich.
Grinsi hob den flachen runden Stein und warf einen Blick darun-
ter. Mumm schürzte die Lippen.
»Was macht… sie da?«, fragte Dee. Das Pronomen triefte vor Abscheu.
»Korporal Kleinpo hält nach Spuren Ausschau«, erklärte Mumm.
»Solche Spuren sind Hinweise, die uns helfen können. Sie zu er-
kennen, erfordert besonderes Geschick.«
»Kann dieser Brief die Suche vielleicht beschleunigen?«, fragte
Dee. »Dinge stehen darin geschrieben. Wir sprechen in diesem
Zusammenhang von Hinweisen, die uns helfen können. Sie zu
lesen, erfordert besonderes Geschick.«
Mumm nahm ein Blatt Papier entgegen. Es war braun, fühlte
sich recht steif an und war mit Runen bedeckt.
»Ich, äh, kann das nicht entziffern«, sagte er.
»Man braucht besonderes Geschick dafür«, wiederholte Dee.
»Ich kann den Brief lesen, Herr«, sagte Grinsi. »Wenn du gestat-
test…«
Mumm überließ ihr das Papier.
»Es scheint ein Erpresserbrief zu sein, Herr. Von… Agi Ham-
merklaus Söhnen. Angeblich haben sie die Steinsemmel und wol-
len sie… zerstören, Herr.«
»Von Lösegeld ist nicht die Rede?«, fragte Mumm.
»Rhys sol auf jeden Anspruch verzichten, Niederer König zu
werden«, sagte Dee. »Andere Bedingungen gibt es nicht. Der Brief
lag plötzlich auf meinem Schreibtisch. Aber in letzter Zeit legt mir praktisch jeder irgendetwas auf den Schreibtisch.«
»Wer sind Agi Hammerlaus Söhne?«, wandte sich Mumm an
Dee. »Und warum erfahre ich erst jetzt davon?«
»Wir wissen nicht, wer sich hinter dieser Bezeichnung verbirgt.
Vermutlich ist der Name erfunden. Wir glauben, es stecken ir-
gendwelche Agitatoren dahinter. Und ich habe eigentlich erwartet, dass du mir Fragen stellst.«
»Aber dies ist kein Verbrechen in dem Sinne«, entgegnete
Mumm. »Es ist Politik. Warum geht der König nicht auf die For-
derung ein, um später, wenn die Steinsemmel wieder da ist, einfach
Ätschbätsch zu sagen? Wenn er unter Zwang handelte…«
»Wir nehmen
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