Der Fünfte Elefant
Opernhauses fegte, konzentriert
zu sein.
Wieder folgte Stille. Nobbys Lippen bewegten sich in einem
stummen Gebet. Von Fred Colons Augen war nur das Weiße zu
sehen.
»Es ist meine Schuld«, sagte Karotte. »Ja, ich bin dafür verant-
wortlich. Herr Mumm hat mich als seinen Stellvertreter zurückge-
lassen, aber ich bin einfach aufgebrochen, ohne an meine Pflicht
zu denken. Das brachte al e in eine unmögliche Situation.«
Fred und Nobby trugen den gleichen Gesichtsausdruck. Eine
solche Miene erwartet man bei jemandem, der Licht am Ende des
Tunnels gesehen hat – ein Licht, das sich als das Glitzern der
Hoffnungsfee herausstel t.
»Es beschämt mich fast, euch zu bitten, mir aus der Grube zu
helfen, die ich mir selbst gegraben habe«, fuhr Karotte fort. »Ich
kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was Herr Mumm
dazu sagen wird.«
Für Fred und Nobby verschwand das Licht am Ende des Tun-
nels. Sie konnten sich vorstel en, was Herr Mumm sagen würde.
»Andererseits…« Karotte kehrte zum Schreibtisch zurück, zog
die unterste Schublade auf und holte einige fleckige, zusammenge-
heftete Blätter daraus hervor.
Fred und Nobby warteten.
»Andererseits haben diese Männer den Schilling des Königs ge-
nommen und sich mit einem Eid dazu verpflichtet, des Königs
Frieden zu wahren«, sagte Karotte und klopfte auf das Papier. »Sie
haben dem König einen Schwur geleistet.«
»Ja, aber das war doch nur… Aargh!«, sagte Fred Colon.
»Bitte um Entschuldigung, Herr«, ließ sich Nobby vernehmen.
»Bin beim Stillstehen versehentlich auf Freds großen Zeh getre-
ten.«
Ein langes, seidenes Geräusch erklang, als Karotte sein Schwert
aus der Scheide zog. Er legte es auf den Schreibtisch. Nobby und
Colon versuchten, sich von der anklagenden Spitze fortzuneigen.
»Es sind alles gute Leute«, sagte Karotte sanft. »Wenn ihr euch
mit jedem Einzelnen von ihnen in Verbindung setzt und die Situa-
tion erklärt, so erkennen sie bestimmt, wo ihre Pflicht liegt. Sagt
ihnen… sagt ihnen, es gibt einen leichten Weg, wenn man weiß,
wonach es Ausschau zu halten gilt. Und dann können wir unsere
Arbeit fortsetzen, und wenn Herr Mumm aus seinem wohlverdien-
ten Urlaub zurückkehrt, sind die verworrenen Ereignisse der Ver-
gangenheit nur…«
»Verworren?«, schlug Nobby hoffnungsvoll vor.
»Ja«, sagte Karotte. »Übrigens freut es mich, dass du mit der
Schreibarbeit so gut zurechtgekommen bist, Fred.«
Colon stand wie angewurzelt, bis Nobby ihn mit einer Hand aus
dem Büro zog, während er mit der anderen verzweifelt salutierte.
Angua hörte, wie sie sich stritten, als sie die Treppe hinuntereil-
ten.
Karotte stand auf, staubte den Stuhl ab und schob ihn sorgfältig
unter den Schreibtisch.
»Nun, wir sind daheim«, sagte er.
»Ja«, erwiderte Angua und dachte: Du kannst scheußlich sein.
Aber du nutzt diese Fähigkeit wie eine Kral e: Du fährst sie aus,
wenn du sie brauchst, und wenn du sie nicht benötigst, bleibt sie
unsichtbar.
Karotte beugte sich vor und griff nach ihrer Hand.
»Wölfe sehen nie zurück«, flüsterte er.
ENDE
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