Der Fürst der Dunkelheit
Einatmen.
Gefolgt von einem Schrei.
Mark brach durch die Tür.
Einen Augenblick zögerte er verblüfft.
Der Kerl lag auf dem Fußboden, das Mädchen auf ihm, sie drückte seine Arme runter. Mark wollte schon rückwärts wieder hinausgehen, peinlich berührt. Wie zum Teufel hatte er sich nur so irren können?
Dann erkannte er, dass er ganz und gar nicht falschgelegen hatte. Sie lachte noch einmal, und in dem schummrigen Licht des Zimmers blitzten ihre Reißzähne auf. Speichel tropfte herab.
Sie starrte Mark an. Der Mann unter ihr gab ein verängstigtes Stöhnen von sich.
Mark stürzte sich auf sie, riss sie von dem Mann herunter. Sie war stark und zäh. Sie versuchte ihn auf den Boden zu zerren, während er versuchte, seine Wasserpistole zu ziehen.
Sie schubste ihn, und er prallte heftig gegen die Wand, erholte sich aber schnell. Mit einem wütenden Aufschrei stürzte sie sich auf ihn.
Aus den Augenwinkeln bekam er mit, wie der Kerl vom Boden aufstand und auf wackeligen Beinen aus dem Zimmer stolperte. Dann blickte Mark in die vor Wahnsinn glänzenden Augen seiner Gegnerin im Minirock. Sie schnappte nach ihm, wollte ihre Reißzähne in jeden Teil seines Körpers graben, den sie erreichen konnte.
Er schüttelte sie ab, und beinahe wäre es ihm gelungen, seine mit Weihwasser gefüllte Pistole zu ziehen, aber sie warf sich wieder auf ihn.
Er wollte ausweichen, war aber nicht schnell genug, und wieder gingen sie gemeinsam zu Boden. Die Wasserpistole flog durch die Luft. Er fluchte.
Jetzt war sie auf ihm, aber er biss die Zähne zusammen, spannte alle Muskeln an und warf sie ab. Sie landete auf der Wasserpistole. Mit einem zischenden Heulen sprang sie auf, starrte das Ding an, dann Mark.
Sie fing wieder an zu lachen. “Mit Stephan kannst du es nicht aufnehmen”, sagte sie. “Du mit deinen blödsinnigen Waffen. Er wird dich kriegen. Er wird dich foltern. Er wird dir alles wegnehmen, was du liebst. Du meinst, du könntest ihm etwas anhaben? Du meinst, das hättest du vielleicht schon? Niemals. Er weiß genau, wie er in dieser Welt zurechtkommt und wie er sich ernähren kann. Er weiß, wie er bekommt, was er will. Du bist ein Nichts! Am Ende wird von dir nichts anderes übrig bleiben als Blut. Blut, Blut und noch mal Blut. Dein Blut wird spritzen. Es wird eine wahre Bluthochzeit sein”, kicherte sie. “Und diese Frau wird sterben. Und dann wird sie leben. Nicht wie Katie. Katie ist tot. Nur noch eine blutige Erinnerung. Aber er wird diese Frau kriegen, und wir, die wir ihm gedient haben, wir werden herrschen.”
Das reichte jetzt.
Er kam auf die Füße und flog praktisch durch das Zimmer.
Er stürzte mit einer solchen Geschwindigkeit auf sie, dass sie gegen das Fenster prallten und die Scheibe zersplitterte. Dann fielen sie …
Sie fielen in die Nacht, in den Abgrund.
Nein, nein, nein! Das durfte nicht passieren. Sie musste dagegen ankämpfen.
Endlich schaffte es Lauren, sich zuckend und keuchend selbst wach zu rütteln. In purer Panik blickte sie sich um.
Die Balkontüren waren geschlossen.
Die Vorhänge hingen reglos herab.
Da war kein Mann in ihrem Zimmer.
Sie atmete tief ein, dann aus und merkte, dass sie in ihrem Albtraum die Bettdecke völlig zerwühlt hatte. Sie war schweißnass, alles war klamm, und ihr Herz hämmerte.
“Es war nur ein Traum”, sagte sie laut zu sich selbst.
Nur ein Traum.
Trotzdem hatte sie immer noch Angst. Sie stand auf und machte das Licht an, ging ins Badezimmer, machte auch dort das Licht an und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
Noch einmal atmete sie tief ein und betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Sie sah aus wie eine Wilde. Sie strich sich das Haar glatt, wusch sich das Gesicht ein zweites Mal, sah wieder in den Spiegel. Endlich verschwand die Panik aus ihren Augen.
Aber das Gefühl, irgendwie missbraucht worden zu sein, konnte sie nicht abwaschen.
Sie verließ ihr Zimmer und ging den Flur entlang. Heidis Tür stand offen. Sie schaute hinein. Heidi lag zusammengerollt unter der Decke, die Arme fest um das Kopfkissen geschlungen. Sie schien friedlich zu schlafen.
Lauren ging weiter. Die Tür zu Deannas Zimmer war ebenfalls geöffnet. Big Jim hielt nicht mehr Wache, aber Bobby war da und las ein Handbuch über Waffen.
Er sah auf. “Hallo”, sagte er leise.
“Hallo. Alles in Ordnung?”
“Klar. Deanna ist aufgewacht und hatte wieder Hunger. Es scheint ihr gut zu gehen.”
“Gott sei Dank.”
“Sind Sie sicher, dass es Ihnen auch gut
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