Der Fürst der Dunkelheit
geht?”, fragte Bobby.
“Ja. Ich kann bloß nicht schlafen, das ist alles.” Sie trat an Deannas Bett. Ihre Freundin hatte wieder viel mehr Farbe im Gesicht. Auch sie schien friedlich zu schlafen, wurde anscheinend nicht von Träumen gequält.
“Sehen Sie, ihr geht es gut”, meinte Bobby.
“Ich glaube Ihnen ja.” Sie lächelte und streckte sich. Müde war sie immer noch, aber schlafen konnte sie jetzt auf keinen Fall mehr. “He, warum gehen Sie nicht wieder ins Bett, und ich passe hier eine Weile auf? Sie müssen doch morgen bestimmt zur Arbeit, nehme ich an.”
Er grinste. “Eigentlich bin ich jetzt für das Haus abgestellt.”
“Bobby, ich kann sowieso nicht schlafen. Es wäre doch Quatsch, wenn wir beide uns die Nacht um die Ohren schlagen.”
“Sind Sie sicher?”
“Ich versichere Ihnen, dass ich kein Auge mehr zukriege.”
“Also schön. Das Haus ist ja gesichert. Und falls irgendwas passiert – egal was –, brauchen Sie nur laut zu schreien. Einer von uns ist dann in einer Sekunde bei Ihnen. Okay? Und kümmern Sie sich nicht darum, ob es falscher Alarm ist. Es ist besser, Sie scheuchen uns umsonst aus dem Bett als dass Sie Ihre Angst hinterfragen und am Ende tot sind – oder noch Schlimmeres.”
Sie überlegte, ob sie ihm von ihrem Traum erzählen sollte. Lieber nicht. Sie wollte nicht, dass man sich jetzt auch noch um
sie
Sorgen machte. Außerdem würde der Traum für sie nur noch wirklicher werden, wenn sie darüber spräche, und sie wollte Stephan nicht realer machen, als er sowieso schon war.
Sie würde Mark davon erzählen, sobald sie ihn wiedersähe. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht könnte sie morgen tagsüber eine Bibliothek aufsuchen. Sie würde sich irgendeinen Vorwand ausdenken und jemanden bitten, mit ihr zu kommen.
Misstraue ich Mark etwa immer noch?, fragte sie sich. Nur weil Stephan in dem Traum etwas über ihn gesagt hatte?
Nein, versicherte sie sich selbst. Obwohl es stimmte, dass sie ihn eigentlich nicht wirklich kannte.
Doch, ich kenne ihn, widersprach sie sich innerlich.
“Sie sind sich ganz sicher, dass alles in Ordnung ist?”, fragte Bobby.
“Absolut. Ehrlich. Gehen Sie, ruhen Sie sich etwas aus.”
Er nickte und ging.
Ein paar Momente wanderte sie ruhelos in dem Zimmer auf und ab. Dann beschloss sie, eine Weile zu lesen. Bobbys Handbuch schien nicht sonderlich interessant zu sein, aber im Regal gab es eine Menge Bücher zur Auswahl. Sie suchte sich eines über Piraten in New Orleans aus und setzte sich auf Bobbys Stuhl. Sie warf Deanna noch einen Blick zu und war froh, dass es ihr immer noch gut zu gehen schien.
Mit einem Seufzer begann sie zu lesen, aber bald merkte sie, dass sie überhaupt nicht wahrnahm, was sie da las, und schüttelte sich. Sie war dabei, wieder einzuschlafen.
Großartig. Sie musste wach bleiben.
Sie machte den Fernseher an; zum Glück gab es in jedem Zimmer Kabelfernsehen.
Robin Hood: Männer in Strumpfhosen
lief. Eine Komödie. Prima.
Sie betrachtete Deanna, um sicherzugehen, dass der Fernseher sie nicht störte. Offenbar nicht. Mit dem Buch und dem Fernseher sollte sie es schaffen, wach zu bleiben.
Was ihr auch gelang. Aber als der Film zu Ende war und als nächstes
Bram Stokers Dracula
angekündigt wurde, schaltete sie schnell auf die Nachrichten um.
In den Nachrichten ging es nur darum, dass die Polizei den ganzen Mississippi entlang nach dem Mörder suchte, der mindestens drei Frauen getötet hatte. Schnell schaltete sie wieder um und fand eine alte Folge von
Lassie
. Timmy war natürlich wieder in großen Schwierigkeiten. Was für eine Überraschung.
Sie versuchte, ein bisschen zu lesen, aber erneut wurden ihr die Lider schwer.
Ich werde wach bleiben, schwor sie sich. Ganz bestimmt.
Sie stürzten in die Tiefe, die Tiefe, die Tiefe.
Sie schlugen auf dem Pflaster auf, er landete auf ihr, aber trotzdem schien sie überhaupt nicht verletzt zu sein und lachte nur erneut auf.
Mark blickte die Straße hoch und runter. Die nächsten Menschen schienen weit weg zu sein, unten bei Harrah’s. In der anderen Richtung machte der Klamottenladen offenbar niemals zu. Licht drang aus dem Eingang. Aber in ihrer unmittelbaren Nähe war niemand.
Sie schnappte wieder mit den Zähnen nach seiner Kehle, also legte er seine Hände um ihren Hals.
Sie kämpfte. Sie wand sich.
Er setzte seine ganze Kraft ein. Alle Taktiken, die er gelernt hatte. Sie war unglaublich stark, aber endlich spürte er das Knacken. Er hatte ihr das Genick
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