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Der Fundamentalist, der keiner sein wollte

Der Fundamentalist, der keiner sein wollte

Titel: Der Fundamentalist, der keiner sein wollte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohsin Hamed
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überhaupt in Erwägung zu ziehen; unsere Beziehung konnte jetzt nur noch in meinem Kopf gedeihen, und sie mit einer Mutter zu erörtern, die es – natürlich nur zu meinem Besten – darauf abgesehen hatte, diese Beziehung mit der Wirklichkeit zu konfrontieren, konnte ihr irreparablen Schaden zufügen. Natürlich glaube ich nicht wirklich , jetzt in diesem Augenblick und im normalen Sinn des Wortes eine Beziehung mit Erica zu haben oder dass sie eines Tages lächelnd, vom Gewicht ihres Rucksacks nach vorn gebeugt, vor meiner Tür stehen würde, um mich zu überraschen. Aber ich bin noch jung und sehe nicht die Notwendigkeit, eine andere zu heiraten, und bis jetzt warte ich noch gern.
    Im Gegensatz zu Ihnen, Sir. Sie scheinen mir so schnell wie möglich wegzuwollen. Was hat Sie nur so verschreckt? War es das Geräusch in der Ferne? Ich versichere Ihnen, es war kein Pistolenknall – auch wenn ich verstehen kann, warum Sie das glauben –, sondern die Fehlzündung einer vorbeifahrenden Rikscha. Ihre Zweitakter sind nicht immer sonderlich gut in Schuss und stottern öfter mal so. Doch, doch, auch ich finde es äußerst verstörend. Wie? Uns folgt jemand? Ich sehe niemanden – nein, halt, jetzt, wo Sie es sagen, da in dem Dunkeln sind tatsächlich ein paar Gestalten. Nun, wir können nicht erwarten, die Mall Road für uns allein zu haben, selbst nicht zu dieser späten Stunde. Wahrscheinlich sind es nur Arbeiter auf dem Heimweg.
    Ja, Sie haben recht: Sie sind stehen geblieben. Wie meinen Sie das, Sir, ob ich ihnen ein Zeichen gegeben hätte? Natürlich nicht! Ich weiß genauso wenig über ihre Beweggründe und ihre Identität wie Sie. Man kann nur spekulieren, dass sie vielleicht etwas haben fallen lassen oder gerade ins Gespräch vertieft sind. Oder sie fragen sich, warum wir stehen geblieben sind und ob wir etwas gegen sie im Schilde führen! Wie auch immer, wir brauchen uns keine übermäßigen Sorgen zu machen, setzen wir unseren mitternächtlichen Bummel einfach fort. Lahore hat schließlich acht Millionen Einwohner und ist keineswegs ein Wäldchen auf dem Lande, in dem Geister hausen.
    Es freut mich, dass Sie weitergehen wollen. Wonach suchen Sie denn? Ah, nach Ihrem ungewöhnlichen Handy. Wenn Sie Ihren Kollegen eine SMS schicken, dann teilen Sie ihnen doch gleich mit, dass wir es nicht mehr weit zu Ihrem Hotel haben – höchstens noch eine Viertelstunde, würde ich sagen, was mir bedeutet, mich zu beeilen, wenn ich die Sache noch zu einem angemessenen Ende bringen will. Vorhin, Sir, haben Sie mich, falls Sie sich noch erinnern, gefragt, was ich getan habe, um Amerika zu stoppen. Nun, da wir auf das Ende unserer gemeinsamen Zeit zusteuern, will ich den Versuch unternehmen, Ihnen darauf zu antworten, auch wenn Sie möglicherweise enttäuscht sein werden.
    Die Gefahr eines Krieges mit Indien erreichte ihren Höhepunkt im Sommer nach meiner Rückkehr aus New York. Multinationale Unternehmen auf beiden Seiten der Grenze holten ihre leitenden Angestellten zurück, und in allen Ländern der Ersten Welt wurden Reisehinweise ausgegeben, worin den Bürgern geraten wurde, nicht unbedingt notwendige Reisen in unsere Region zu verschieben. Anscheinend war das Wetter der einzige Faktor, der den offiziellen Beginn von Kampfhandlungen verzögerte: Erst war die Hitze zu groß für eine indische Offensive in der Wüste, dann machte der Monsunregen das Gelände im Punjab für die indischen Panzer tückisch. Der September galt als der beste Monat für eine Schlacht, da die Gebirgspässe in Kaschmir wohl schon Anfang Oktober vom Schnee geschlossen sein würden. Also warteten wir ab, während unser September verging – kaum bemerkt von den Medien Ihres Landes, deren Aufmerksamkeit zu der Zeit auf den ersten Jahrestag der Angriffe auf New York und Washington gerichtet war –, und dann wurden die Tage zunehmend kürzer, die Verhandlungen machten Fortschritte, und die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe, die Dutzende Millionen Menschen das Leben hätte kosten können, wurde geringer. Natürlich war die Atempause für die Menschheit nur kurz: Ein halbes Jahr später begann die Invasion des Irak.
    Durch diese Konflikte schien sich ein roter Faden zu ziehen, und der bestand im Aufstieg einer kleinen Gruppe mit ihren eigenen Ideen von amerikanischen Interessen. Sie agierte unter dem Deckmantel des Kampfes gegen den Terrorismus, worunter man explizit nur den organisierten und politisch motivierten Mord an Zivilisten durch Killer

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