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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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klangen. Oder wie zuschlagende Türen, Fehlzündungen, Feuerwerkskörper oder sonst etwas. Manchmal waren es definitiv Schüsse gewesen, doch er hatte nicht ein einziges Mal die Polizei gerufen.
    In diesem Fall waren die Schüsse in einem dichten Grünstreifen unterhalb des Santa Monica Freeway abgefeuert worden. Niemand, der auf der Autobahn fuhr, würde sie bemerkt haben.
    Die nächsten Wohnungen waren in diesen schäbigen Häusern auf der anderen Seite des Feldes und der Bahnschienen, hinter dem Maschendrahtzaun und der Straße. Die Leute, die dort wohnten, hatten sich vermutlich an seltsame Geräusche aus dieser Richtung gewöhnt. Besonders an Fehlzündungen.
    »Wenn jemand die Polizei gerufen hat«, sagte Elise, »wo bleibt sie dann?«
    »Vielleicht sind sie noch unterwegs. Es dauert eine Weile, bis …«
    »Seit den Schüssen sind wahrscheinlich schon fünfzehn oder zwanzig Minuten vergangen.«
    »Nein«, sagte Neal. »Nicht mal fünf.«
    »Ich hab nicht auf die Uhr gesehen«, meinte Elise. Auf der ihm zugewandten Seite ihres Gesichts schien sich der Mundwinkel nach oben zu ziehen. »Aber es ist viel länger als fünf Minuten her. Du warst weggetreten. Du hast bestimmt eine Viertelstunde dort gekniet.«
    »Nein.«
    »Es stimmt. Ich hab einfach hier gestanden und gewartet. Hab versucht, mich zusammenzureißen. Aber schließlich dachte ich, wir würden die ganze Nacht hier verbringen, wenn ich nichts sage. Und wahrscheinlich machen wir das wirklich, falls du nicht das Messer oder irgendwas anderes suchen gehst.«
    »Nicht das Messer«, sagte er. »Ich sollte es nicht anfassen.«
    »Dann such irgendwas anderes. Okay?« Sie klang, als würde sie gleich wieder anfangen zu weinen. »Ich mag das nicht. Ich will hier weg.«
    »Ich werde etwas finden«, sagte Neal. Er trat um den Baum herum und sah in die Richtung, in die das Messer geflogen sein musste.
    Es sollte bleiben, wo es ist, sagte er sich. Wo auch immer das sein mag. Soll die Polizei es finden.
    Er überlegte, ob er schnell zum Auto gehen sollte. Wahrscheinlich gab es dort etwas … Klar. In der Mittelkonsole müsste sein Taschenmesser liegen.
    »Ich könnte zum Auto gehen«, sagte er. »Ich habe …«
    »Nein, nicht. Lass mich nicht allein. Bitte.«
    »Es dauert nur ein paar Minuten.«
    »Es könnte etwas passieren. Bitte. Vielleicht … Sieh nach, ob er etwas hat.«
    Die Zange, dachte Neal. Wenigstens die Zange.
    »Gut.« Er ging langsam auf den Mann zu. Es machte ihn nervös.
    Was, wenn er nicht tot ist?
    Was, wenn er tot ist?
    In beiden Fällen gefiel Neal die Vorstellung, sich ihm zu nähern, überhaupt nicht.
    Er schob eine Hand tief in die rechte Tasche seiner Shorts, griff nach der Pistole und zog sie heraus. Er war ziemlich sicher, dass er dreimal geschossen hatte.
    Nein, viermal.
    Dreimal schnell hintereinander, dann der Kopfschuss.
    Er ging fest davon aus, dass sechs Patronen im Magazin gewesen waren und keine in der Kammer. Er müsste noch zwei übrig haben.
    Es war eine Spannabzugpistole ohne Sicherung, also …
    Er zog eine Grimasse und hielt sich die Waffe dicht vors Gesicht. Zu dunkel. Mit der linken Hand befingerte er den Schlitten und suchte nach dem Hahn.
    Er war komplett gespannt.
    Nachdem er den Mann niedergeschossen hatte, hatte er offensichtlich im Dunkeln vergessen, den Hebel zum Entspannen des Hahns zu betätigen. Er hatte die Pistole mit gespanntem Hahn und einer Kugel in der Kammer in seine Hosentasche gesteckt.
    Großer Gott, dachte er. Ich hätte mir ins Bein schießen können.
    Er ließ die Waffe gespannt, legte den Finger leicht auf den Abzug, trat neben den Mann und ging in die Hocke. Die Zange lag neben der rechten Hand des Mannes.
    »Ist er tot?«, fragte Elise.
    »Ich glaub schon.«
    »Willst du nicht auf Nummer sicher gehen?«
    »Du meinst, ihm noch eine Kugel verpassen?«
    »Nein! Sieh nach, ob du Lebenszeichen findest.«
    »Soll ich seinen Puls fühlen?«
    »Genau.«
    »Dann müsste ich ihn berühren.« Schnell fügte er hinzu: »Ich glaube, das ist nicht nötig. Er rührt sich nicht. Ich höre auch keinen Atem. Ich bin ziemlich sicher, dass er tot ist. Schließlich hab ich ihm in den Kopf geschossen.«
    Einen Augenblick lang war Elise still. Dann fragte sie: »Siehst du in seinen Taschen nach?«
    »Wozu?«
    »Vielleicht hat er ein Taschenmesser oder so.«
    »Ich glaube, mit der Zange wird es gut funktionieren.« Während er die linke Hand nach der Zange ausstreckte, hielt er die Pistole auf den Mann gerichtet. Er

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