Der Geek-Atlas (German Edition)
Flugzeugmotoren
Direkt bei den Parkplätzen des EBR-1 sind zwei atomare Flugzeugmotoren ausgestellt, die aussehen, als wären sie der Phantasie
eines verrückten Wissenschaftlers entsprungen. Die US-Regierung ließ diese beiden Reaktoren ursprünglich als Energiequelle
für modifizierte Düsentriebwerke bauen. Der Plan sah vor, Flugzeuge zu konstruieren, die länger und weiter fliegen konnten,
ohne wieder aufgetankt werden zu müssen. Ein solches Flugzeug könnte dann von einer sicheren Basis in den USA aus jeden Punkt
der Erde schnell erreichen. Zumindest war das die zugrundeliegende Idee.
1955 wurden zwei J-47-Düsentriebwerke von General Electric, die normalerweise Kerosin verbrannten und die zur damaligen Zeit
bei der USAF im Einsatz waren, so modifiziert, dass sie heiße (radioaktive) Luft aus dem Heat Transfer Reactor Experiment
1 (HTRE-1; siehe Abbildung 96.1 ) nutzten. Diese umgebauten Triebwerke wurden dann auf dem Boden des EBR-1-Geländes getestet: Die komprimierte Luft des Triebwerks
lief durch den Reaktorkern und wieder zurück in die J-47-Triebwerke, die in X-39 umbenannt worden waren, um deren experimentellen
Charakter anzuzeigen.
Abbildung 96.1 Leistungsreaktoren; zur Verfügung gestellt von Paul Mitchum (Mile23)
HTRE-1 bestätigte, dass die Motoren funktionieren könnten, zeigte aber auch eine Vielzahl von Problemen: Die Reaktoren waren
sperrig, eine starke Abschirmung war nötig, um die Besatzung zu schützen, und die Triebwerke stießen radioaktive Luft aus.
Dennoch wurden im Anschluss noch die Experimente HTRE-2 und HTRE-3 durchgeführt. Bei diesen leichteren Versionen wurde Berechnungen
zufolge genug Schub erzeugt, um das Flugzeug bei einer Geschwindigkeit von 460 Meilen pro Stunde über 30000 Meilen in der
Luft zu halten.
Während die Arbeit an den Reaktoren und Triebwerken fortgesetzt wurde, testete die USAF auch Flugzeuge, die mit einem Atomantrieb
fliegen konnten. Ein modifizierter Convair B-36-Bomber (umbenannt in NB-36H) absolvierte 47 Flüge mit einem kleinen 1-Megawatt-Atomreaktor
und vier Tonnen Bleiabschirmung zum Schutz der Crew an Bord. Der Reaktor wurde nicht zum Antrieb des Flugzeug eingesetzt.
Er war zwar einsatzbereit, sein Zweck bestand jedoch ausschließlich darin, die erzeugte Strahlenmenge während des Fluges messen
zu können.
Wenn das Projekt nicht gestoppt worden wäre, hätte man wegen des Gewichts eine kilometerlange Startbahn bauen müssen. Dazu
kam es dann nicht mehr, es wurde jedoch ein riesiger Hangar mit radioaktiver Abschirmung auf einem Stück Land errichtet, das
dem Idaho National Laboratory gehört.
Das gesamte Atomflugzeug-Projekt wurde von der Entwicklung der Interkontinentalrakete (Intercontinental Ballistic Missile,
ICBM) überholt. Durch die Verwendung von Raketen zum Abwurf von Atombomben wurden die geplanten Langstreckenbomber überflüssig
und das Projekt wurde 1961 von Präsident Kennedy eingestellt.
EBR-1 ist komplett im Originalzustand der 1950er Jahre erhalten. Eine Führung umfasst den ursprünglichen Kontrollraum, die
Reaktorkammer, die Turbinen und die Einrichtungen, die zur Arbeit mit dem radioaktiven Material benötigt wurden. Die Funktionsweise
des Reaktors wird dabei auf vielen Tafeln eingehend erläutert. Von Außen betrachtet ist EBR-1 ein einfacher Backsteinbau,
doch im Inneren offenbart sich eine faszinierende Welt.
Praktische Informationen
EBR-1 liegt 18 Meilen südöstlich von Arco am Highway 26. Er ist vom Memorial Day-Wochenende bis zum Labor Day-Wochenende täglich
zwischen 9 und 17 Uhr geöffnet. Geführte Rundgänge sind möglich. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.inl.gov/factsheets/ebr-1.pdf .
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Der Brüterreaktor
Die Funktionsweise von Nicht-Brüter-Reaktoren basiert auf Kernspaltung: Die Kerne des verwendeten Brennmaterials (üblicherweise
Uran oder Plutonium) werden gespalten und Neutronen freigesetzt. Diese Neutronen treffen auf andere Atome, spalten diese,
weitere Neutronen werden freigegeben und setzen die Reaktion fort. Das ist die berühmte Kettenreaktion, bei der nicht nur
Neutronen freigesetzt werden, sondern auch eine enorme Hitze entsteht, mit der Turbinen angetrieben werden können und Strom
erzeugt werden kann (und die zu Atomexplosion führt, wenn sie außer Kontrolle gerät).
Bei einfachen Atomreaktoren wird Uran (in Form von U-235) verwendet. Wird ein U-235-Kern von einem Neutron getroffen, dann
spaltet er sich und setzt drei
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