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Der gefährliche Drache

Titel: Der gefährliche Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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offensichtlich dem siegreichen Ritter am Ende der umgearbeiteten Show überreichen wollte. Er probierte verschiedene Posen aus und bezog die Ritter in die Choreografie mit ein. Während Sir Peregrine offen seine Meinung kundtat, wurde Sir Jacques’ Aufmerksamkeit von etwas anderem in Anspruch genommen. Er wirkte wie ein Junge in einem Süßigkeitenladen, der etwas im Schilde führte, während sein Blick begierig die Reihen der Frauen musterte, kein Bauernmädchen und keine Hofdame blieben von ihm verschont.
    Als er sich mir näherte, senkte ich rasch den Kopf, doch als ich ihn wieder hob, starrte er mich mit leicht verwirrtem Ausdruck an. Ich musste ihm vage bekannt vorkommen, doch da er mich noch nie in weltlicher Aufmachung gesehen hatte, konnte er sich offenbar nicht genau erinnern, bei welcher Gelegenheit er mir begegnet war. Schließlich siegte seine Neugierde, und er kam auf mich zu. Bill versteifte sich, seine Nasenflügel weiteten sich, und seine Kiefermuskeln spannten sich unheilvoll an. Doch noch bevor Sir Jacques mehr als fünf Schritte weit gekommen war, drangen wütende Stimmen aus dem Zelt.
    Sir Jacques drehte auf dem Absatz um und starrte zu der Zeltöffnung. Der König und Sir Peregrine verstummten. Das königliche Gefolge richtete sich auf seinen Stühlen auf, die Soldaten und Mädchen hörten auf zu flirten, und oben auf der Anhöhe kamen Musik und Tanz zu einem abrupten Ende. Jedes Augenpaar auf dem Turnierplatz und darum herum war auf den Vordereingang des Zeltes gerichtet.
    »Hör auf, mich wie ein Kind zu behandeln!«, schrie Mirabel.
    »Hör auf, dich wie ein Kind zu benehmen!«, schrie Edmond zurück. Die Madrigalsängerin und der junge Handwerker kamen, sich lauthals streitend, aus dem Zelt gestürmt. Sie liefen mitten auf den Turnierplatz, wo sie fortfuhren, sich anzuschreien. Sie waren so mit sich selbst beschäftigt, dass sie nichts um sich herum mitzubekommen schienen.
    »Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe«, schrie Mirabel.
    »Jemand muss das tun«, brüllte Edmond.
    Die Fußsoldaten und Mädchen zogen sich diskret zu dem Picknickbereich oberhalb des Platzes zurück, und Sir Peregrine und König Wilfred folgten ihnen. Als professionelle Darsteller wussten sie, wann sie die Bühne verlassen mussten.
    »Wir waren ein Jahr lang verlobt«, rief Edmond, »und nun hast du in weniger als einer Woche deine Meinung geändert. Wir hatten vor, einen romantischen Sommer zu verbringen, während wir auf der Kirmes arbeiteten, aber dieser Typ musste dich nur anschauen, und schon hast du alles hingeschmissen. Verstehst du nicht? Du bist nicht mehr du selbst. Du hast es zugelassen, dass er dir den Kopf verdreht!«
    »Mein Kopf ist vollkommen in Ordnung«, sagte Mirabel stolz.
    »Wenn du glaubst, dass er’s ernst mit dir meint, hast du den Verstand verloren. Hast du nicht gehört, was man von ihm sagt? Weißt du nicht, wie die Leute ihn hinter seinem Rücken nennen? Den Lüsternen Jack! So nennen sie ihn!«
    Ich traute meinen Ohren nicht. Der Lüsterne Jack? Ich verstand gar nichts mehr. Was war mit König Wilfred?
    »Du musst gerade reden!«, schleuderte Mirabel ihm entgegen. »Du tust so, als wärst du Sir Edmond der Reine, aber glaub ja nicht, ich hätte nicht von deinem Flittchen gehört.«
    »Meinem … meinem was?« Edmond stockte und sah sie verständnislos an.
    »Deinem Flittchen«, sagte Mirabel wütend. »Alex und Leslie und Jim und Diane haben gesehen, wie sie aus deinem Zelt geschlichen ist! Glaubst du, du könntest deine Affäre geheim halten, indem sie hinten aus dem Zelt kriecht?«
    Ich blinzelte, keuchte und schlug mir die Hand vor den Mund, während ich Mirabel entgeistert anstarrte.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagte Edmond unerschütterlich.
    Sir Jacques näherte sich lässig dem Paar. »Es hat keinen Sinn, es zu leugnen, Eddie. Ich habe deine Schlampe getroffen, als sie gerade unterwegs zu einem Schäferstündchen mit dir war. Einen knackigen Hasen hast du dir da gefangen. Und ich weiß, wovon ich rede.« Er leckte sich über die Lippen. »Ich habe ein wenig von ihr gekostet.«
    Mirabel sah ihn scharf an, sagte aber nichts.
    »Du lügst«, knurrte Edmond. »Ich habe noch nicht einmal eine andere Frau angeschaut.«
    »Halte deine Augen ruhig geschlossen, ich ziehe es vor, meine offenzuhalten.« Sir Jacques warf Mirabel einen schleimigen, anzüglichen Blick zu. »Ich möchte sehen, was ich bekomme.«
    Edmond stieß ein unartikuliertes Brüllen aus

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