Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
überlief Beth. „Wie kann man nur so … gierig sein“, murmelte sie.
Miles hatte den anderen den Rücken zugekehrt und starrte ins Feuer. „Es war nicht Gier …“, erklärte er, „… sondern Liebe. Darrington hat behauptet, ich sei ein fanatischer Sammler. Das ist nicht richtig. Ich liebe Antiquitäten. Ich genieße es schon, nur über sie zu reden. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich Simon Wakeford kennenlernte, der mit solcher Begeisterung von seinem Elternhaus und den darin befindlichen Schätzen sprach. In Portsmouth ergab es sich, dass wir mit den de Beaunes ins Gespräch kamen. Der ältere Herr war nicht übermäßig reich, aber er besaß etwas von großem Wert: seine Breguet-Uhr. Ich musste sie in meinen Besitz bringen!“
„Deshalb haben Sie das französische Paar überfallen.“ Guy warf Radworth einen verächtlichen Blick zu.
„Es fiel mir nicht schwer, die Uhr zu rauben. Niemand erkannte mich in meiner Verkleidung. Doch unglücklicherweise tauchte Wakeford auf, als ich gerade verschwinden wollte. Der dumme Kerl wollte unbedingt den Helden spielen. Also entriss ich Madame de Beaune noch rasch ihre Halskette und verschwand in der Menge. Allerdings nur, um wenig später – nun wieder meinen eleganten Rock und meinen Biberhut tragend – zurückzukehren.“
„Sie hatten einen Komplizen“, warf Guy ein.
„Ja, der Dummkopf hätte die de Beaunes nur ablenken und dann fliehen sollen. Stattdessen ließ er sich von Wakeford niederschlagen. Nun, ich bat Wakeford, den Franzosen und seine Gattin zum Schiff zu begleiten. Das gab mir die Gelegenheit, den Verletzten zu erstechen und die gestohlene Kette in Wakefords Reisetasche zu verstecken.“
„Du hast einen Raub und einen Mord begangen und dann meinen Bruder als Schuldigen hingestellt?“, rief Beth entsetzt.
„Das war einfach. Schwieriger war es, den Konstabler davon zu überzeugen, Wakefords Gepäck zu untersuchen.“
„Simon wurde fälschlich angeklagt. Und du bist nach Malpass gekommen, um das Haus samt den darin befindlichen Antiquitäten an dich zu bringen“, murmelte Beth. Sie konnte noch immer nicht recht fassen, welch unglaubliche Boshaftigkeit sich hinter Miles’ höflichem Auftreten verbarg.
Er wandte sich um und lächelte ihr zu. „Ich dachte, ich würde die Geschichte zu einem netten Ende bringen. Du solltest einen Ehemann bekommen, und ich würde Malpass mein Eigen nennen.“
„Wie konnte ich nur so blind sein?“, klagte Beth. „Ich habe dich für einen guten Menschen gehalten. In Wirklichkeit bist du ein Ungeheuer.“
„Ein Ungeheuer, ja“, bestätigte Guy. „Denn er musste seinen Verbrechen weitere hinzufügen. Dein Bruder, Beth, sollte nie mehr Anspruch auf sein Erbteil erheben können. Simon musste ein für alle Mal verschwinden, denn sonst hätte er womöglich doch noch seine Unschuld beweisen können. Deshalb drängte Radworth ihn zur Flucht. Wie jeder weiß, werten die Gerichte einen Fluchtversuch als Schuldeingeständnis.“ Mit vor Zorn blitzenden Augen schaute er zu Miles hin. „Wie erleichtert Sie gewesen sein müssen, als Sie hörten, dass das Schiff, mit dem der junge Mann England verlassen hatte, vor der französischen Küste gesunken war.“
„So war es“, stimmte Radworth zu. „Zum Glück war ich noch in Portsmouth, als sich die Nachricht von dem Schiffsunglück verbreitete. Das gab mir einen guten Grund nach Malpass zu reisen und den Wakefords mein Beileid zu bekunden.“
„Wir wären beinahe alle auf diesen bösen Plan hereingefallen.“ Noch immer zutiefst entsetzt schüttelte Beth den Kopf.
„Wenn dieser Idiot bloß nicht zu dumm gewesen wäre, Madame de Beaune zu töten! Dann hätte ich bekommen, was ich wollte“, murmelte Miles, dem offenbar jedes Schuldgefühl fehlte.
„Aber er hat Madame de Beaune umgebracht. Allerdings die ältere. Sehen Sie, Radworth, dass Clarice andeutete, die Französin sei tot, hat mich misstrauisch gemacht. Schließlich wusste ich, dass sie lebte – und zwar unter meinem Schutz.“
„Lord Darrington bat mich, Bourne Park zu verlassen und mich bereitzuhalten, um Mr Wakeford zu helfen. Diesen Gefallen habe ich ihm gern getan“, versicherte Madame de Beaune.
„Mein Bruder wird sich sehr freuen, Sie wiederzusehen, Madame“, meinte Beth.
„Ich habe Madame de Beaune schon vor einigen Tagen hierher bringen lassen“, sagte Guy zu Beth. „Natürlich lebte sie sehr zurückgezogen. Wir hatten verabredet, dass sie heute zum Ball kommen sollte.
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