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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein!«
    Luciano kletterte hinter sein Lenkrad und ließ den Motor an. Wohin, dachte er. Zurück nach el Kahla? Das kann mit Bob eine wüste Auseinandersetzung geben. Was der Bulle einmal will, das setzt er auch durch. Weiter nach Bou Akbir? »Nach Hause –«, hat Bob gesagt. Welch ein Wort für diesen Mistfleck auf dieser Erde! Zu Hause … das war Messina, das blaue Meer, der Geruch von Fisch und Teer, die untergehende Sonne in den Wellen, die weißen Boote, der Gitarrenklang aus den Tavernen … Nach Hause!
    Zwei Bohrtürme, zehn Baracken, eine Energiestation, ein Magazin, eine Krankenbaracke aus Wüstensteinen, das Haus des Ingenieurs Alain de Navrimont, dieses versoffenen Loches, der nur aufsteht aus seinem dreckigen Bett, um eine neue Flasche zu holen. Drei Garagenhallen mit Lastwagen und zwei Jeeps. Die Abzweigung der Pipeline. Ein Badehaus.
    Und drum herum der weißgelbe Sand, der glühende Himmel und genau neun Geier, die über diesem Camp kreisen und darauf warten, daß alles, was da unten durch die Wüste kriecht, einmal krepiert.
    Das ist ›Zuhause‹. Die Bohrstation XI, Sektion Zaouia el Kahla, Hauptstelle Hassi-Messaoud. Gelegen mitten im Erg Tifernine, ein Stück Land, das sowohl Gott wie auch der Teufel vergessen haben. Nur Erdöl gibt es in der Tiefe dieser Wüste. Und die Oase Bou Akbir, ein grüner Fleck inmitten von Gelb. Rätselhaft quillt hier gutes, kühles, trinkbares Wasser aus dem Sandboden und verzaubert die Sandhölle zu wogenden Palmen, blühenden Gärten und weißen, aus Sandstein gebauten Häusern.
    Luciano entschloß sich, ins Camp zu fahren. Pierre Serrat, der Vorarbeiter, sollte entscheiden, was mit Bob geschah. Er konnte in el Kahla anrufen, und vielleicht war's wirklich nur ein verdorbener Magen. Aber das Blut? Woher kam das Blut? Rotwein war es nicht … Bob Miller hatte in seinem Leben noch nie Rotwein angerührt.
    In der Nacht erreichten sie ihr ›Zuhause‹, die Bohrstation XI. Aber da war Bob Miller bereits ohnmächtig und lag hinten im Wagen auf den Ersatzteilen für eine Turmplattform und sechs neuen Bohrköpfen.
    Zwei Stunden später starb Bob Miller. Er verblutete nach innen. Seine ganze Bauchhöhle mußte ein Blutsee sein … wenn man ihm auf den Unterbauch drückte, war es, als drücke man auf eine Wärmflasche aus Gummi. Als er seinen letzten, langgezogenen Seufzer ausstieß, war sein Gesicht bleich, als wäre es nie drei Jahre der Saharasonne ausgesetzt gewesen.
    Pierre Serrat, der Vorarbeiter, ein Kerl wie ein pamplonaischer Stier, stand vor Bob Millers Bett und starrte Alain de Navrimont an, den Chef der Station. Da es gegen vier Uhr morgens war, schien der Ingenieur ansprechbar zu sein … die erste Flasche Pernod trank er erst gegen sieben Uhr zum Frühstück.
    »Was nun?« fragte Serrat.
    »Das fragen Sie mich, Pierre?« de Navrimont setzte sich auf einen Stuhl und sah den toten Bob Miller an. »Was schlagen Sie vor?«
    »Er hatte die Hadjar-Krankheit.« Serrat wischte sich über das Gesicht. »Nach allem, was wir bisher von ihr hörten … sie war es! Die Magenwände werden zerfressen … sie platzen auf. Eine schöne Scheiße ist das, Chef! Wenn wir den Fall nach el Kahla melden, wirbeln die uns hier durcheinander wie im Sandsturm! Ansteckungsgefahr, für alle Quarantäne, Untersuchungen –«
    »Was sein muß, muß sein, Pierre.«
    »Aber in der Quarantäne gibt's keine Flasche, Chef! Und keine Weiber! Nicht mal ein Araberweib aus der Oase.«
    Ingenieur de Navrimont verzog die Lippen. Keine Flasche … wie soll man da leben? Er blinzelte dem toten Bob zu und schüttelte den Kopf.
    »Man soll Unannehmlichkeiten vermeiden, Pierre. Unser Leben ist dreckig genug … wozu noch die Quarantäne. Ich errate Ihre Gedankengänge … tun Sie, was Sie vorhaben, Pierre!« de Navrimont erhob sich. Er starrte auf Bob Miller hinunter und schluckte ein paarmal. »Armer Kerl – wissen Sie, wo er seit drei Jahren den Hauptteil seines Geldes läßt?«
    »Nein. Er muß ein Vermögen gespart haben. Bob war nie einer, der die Francs aus dem Fenster warf. Selbst bei den Huren handelte er den Preis herunter.«
    »Er ließ 75 Prozent seines Lohnes direkt von Algier aus in die USA überweisen. Nach Tuscon-Valley. Ein kleines Nest im Westen. Für seine Schwester, eine Miß Watson. Sie ist seit zwanzig Jahren gelähmt. Kinderlähmung.« De Navrimont wandte sich ab und ging zur Tür. »Wenn Sie Bob Miller verschwinden lassen, Pierre … tun Sie es mit Würde –«
    Als der Morgen über

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