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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Korsika gesehen.«
    Über das breite Gesicht Serrats zuckte es. Aber er starrte über Dr. Bender hinweg in die Wüste. »Sie sind nur noch ein Schatten der Legion«, sagte er dann dumpf. »Frankreich hat uns verraten!« Und plötzlich wandte er sich ab, ergriff die Koffer Dr. Benders, wuchtete sie auf seine breiten Schultern und trug sie davon zur Krankenbaracke. Mit offenem Mund starrte Léon Boucher ihm nach.
    »Das ist Geschichte«, sagte er und faßte Dr. Bender an den Ärmel der Leinenjacke. »Das ist Wüstengeschichte! Pierre trägt Ihre Koffer! Wenn ich das in Hassi-Messaoud erzähle, verprügelt man mich als elenden Lügner.«
    Dr. Bender hob stumm die Schultern und ging Pierre Serrat nach. Wie ausgestorben lag das Camp unter der glühenden Sonne. Nur von den Bohrtürmen schallte das rhythmische Gepolter der schweren Pumpen herüber, und irgendwo hinter einem der gelben Sandhügel kreischte ein Bohrgestänge in den Halterungen.
    Als sie kurz vor der Krankenbaracke waren, flog die Tür auf und krachte gegen die Steinwand. Und dann erlebte Dr. Bender seine erste große Überraschung in der Sahara: In der Tür stand eine Frau. Sie trug wie Serrat hellblaue Hosen, eine ausgebleichte Bluse und dicke Schuhe gegen die Sandflöhe. Ihr fahlblondes, kurzgeschnittenes Haar hatte sie mit einem roten Band durchzogen … und um die Hüfte trug sie einen breiten Ledergürtel mit einem offenen Pistolenhalfter. Der Griff einer schweren Armeepistole leuchtete schwarz in der Sonne.
    »Das ist Cathérine«, sagte Pierre Serrat und warf die Koffer vor der Tür in den Staub. »Oder genau gesagt: Schwester Cathérine … unsere Krankenschwester!«
    Dr. Bender schluckte. »Ich freue mich –«, sagte er dann.
    »Wir nicht.« Cathérine gab die Tür frei und trat zur Seite. »Kommen Sie 'rein … wenn's schon sein muß.«
    Was Dr. Bender nicht wußte, war die große Aufregung, die seinem Eintreffen vorausgegangen war.
    Wie eine Bombe schlug in Station XI der Anruf der Distriktsverwaltung in Hassi-Messaoud ein. Der Leiter des Gesundheitswesens Südost verlangte den Ingenieur Alain de Navrimont, aber der lag bereits wieder in seinem Bett und soff, betrachtete in amerikanischen Magazinen nackte Mädchen und warf Pierre eine halbleere Flasche an den Kopf, als dieser die Tür aufriß und brüllte: »Chef! Telefon!«
    »Der Herr Ingenieur ist auf einer Inspektionsreise zu den beiden neuen Bohrstellen«, log Serrat später am Telefon. »Um was geht es denn?«
    »Ihr werdet morgen einen Gast bekommen.«
    »Einen was?«
    »Es wird ein Arzt zu euch eingeflogen.«
    »Wir sind hier eine Bohrstation!« schrie Serrat in den Hörer. »Erholungsreisende sollen an der Küste bleiben!«
    »Die Krankenstation von XI ist die beste im ganzen Umkreis. Ihr seid die einzigen, die sogar eine ausgebildete Schwester haben –«
    »Wenn du dieses geschlechtslose Wesen als Schwester bezeichnest, – deine Sache. Hier wagt keiner krank zu werden, nur um mit ihr nicht in Berührung zu kommen.«
    »Halt mal den Mund, Serrat, und hör zu!« Der Verwaltungsbeamte in Hassi-Messaoud räusperte sich. Ihm unterstand die Abteilung Hygiene, aber er hatte wenig Ahnung davon. Er war gelernter Buchhalter, verwaltete gewissenhaft die verschiedenen Apotheken … aber mit der ärztlichen Versorgung der über 600 wilden Männer, die da verstreut in der glühenden Sahara nach Öl bohrten, war er restlos überfordert. Zwar gab es zwei Ärzte, aber die saßen in Ouargla und in der Wüstenstadt In Amenas, dem Punkt, wo zwei Pipelines aus den südlichen Bohrgebieten zusammenliefen und zur Küste gepumpt wurden. Für die Gesundheit sorgten sonst in den Camps ausgebildete Sanitäter; schwere Fälle wurden mit dem Flugzeug abgeholt und in das Hospital von Ouargla gebracht. Nun kam ein neuer junger Arzt in die Wüste – die Idioten sterben nicht aus! – wollte bei Bou Akbir eine Krankenzentrale aufbauen, und nun war auch das wieder nicht richtig in den Augen Pierre Serrats. Der Teufel trete ihn in den Hintern!
    »Es ist ein deutscher Arzt«, sagte der Mann in Hassi-Messaoud. »Die Hauptverwaltung in Marseille hat ihn engagiert. In einigen Tagen werden alle Distrikte neu aufgeteilt, und ihr werdet Zentrale für die am weitesten liegenden Außenstellen. Ihr seid die Vorposten der Kultur, Pierre. Die Pioniere der neuen Zeit!«
    »Leck mich am Arsch!« antwortete Serrat grob. »Spar dir den Pflaumenbrei … was will der Kerl bei uns?«
    »Ein Krankenhaus aufbauen, die Hygiene überwachen

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