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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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verbotene Doktrin gelehrt zu haben, nämlich, dass die Welt rund sei. Auch wenn er so wortgewaltig ist wie der Poet Saqqiz, ist seine Verurteilung gewiss; denn er soll sogar, dem Agitator Khostavorn gleich, unsres Herrn großes Unternehmen,’ den himmelstürmenden Turm, als Vergeudung des Reichrums unseres Königreiches mit schmählichen Reden verunglimpft haben. Doch ist dieser hochgelehrte Doktor ein gefürchteter Disputant, der des Heshvavus Anklägern ein hitziges Duell liefern wird, scharfzüngig und bissig. Und die Hinrichtung wird ein Ereignis sein, von dem man noch seinen Kindeskindern berichten wird. Es heißt, die Henker des Heshvavu hätten eine Todesart ersonnen, so erfindungsreich und langdauernd wie jene, der Dezful der Piratenkönig erlag.«
    Mjipa wäre um ein Haar in eine Schimpftirade gegen solches Barbarentum ausgebrochen, aber er rief sich rechtzeitig ins Bewusstsein, wo und wer er war, und hielt seine wulstigen Lippen fest zusammengepresst. »Ich bin froh genug, diesen Prozess nicht mit ansehen zu müssen«, knurrte er. »Und jetzt kommt; wir müssen noch einen Koch anheuern.«

 
2
     
    Hemmnisse
     
    D ie Straße von der Stadt Kalwm nach Mejvorosh in Zhamanak führte durch das Territorium von Mutabwk, einer anderen Khaldoni-Nation. Neun Tage, nachdem sie die Stadt Kalwm verlassen hatten, erreichten Percy Mjipa und sein Gefolge bei Nieselregen die Grenze. Sie hatten einen langen, beschwerlichen Ritt auf Mjipas zehn Ayas hinter sich. Dieses Reittier trug seinen Sattel über dem mittleren Beinpaar, was zur Folge hatte, dass der Reiter bei jedem Schritt einen kräftigen Stoß gegen das Hinterteil versetzt bekam, der ihm das ganze Rückgrat hinauffuhr, besonders dann, wenn das Tier im Trab ging. Und wenn er eine lange Distanz möglichst schnell überwinden wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als diese Gangart anzuschlagen.
    Sie waren von aufregenden Erlebnissen verschont geblieben, bis auf einmal, als sie, kurz nachdem sie die kultivierteren Regionen hinter sich gelassen und in den tropischen Dschungel eingetaucht waren, zufällig in den Pfad einer Herde wilder Bishtare gerieten. Einheimische Jäger hatten die Tiere durch Feuer in wilde Panik versetzt. Diese Kreaturen ähnelten einem terranischen Tapir, nur dass sie so groß waren wie ein Elefant. Sie besaßen einen kurzen gegabelten Rüssel und bewegten sich auf sechs säulenartigen Beinen vorwärts. Mjipas Krishnaner waren drauf und dran gewesen, in Panik auszubrechen und blindlings direkt in den Pfad der herandonnernden Tiere zu stieben. Mit Mühe und Not, unter Flüchen und Drohungen war es ihm gelungen, sie zusammenzutreiben und mit ihnen hinter dem nächstbesten Baum, einem wahren Monstrum von acht oder neun Meter Dicke, in Deckung zu gehen und sie und die völlig verängstigten Ayas dort beisammenzuhalten, während die Stampede links und rechts an ihnen vorüber donnerte.
    Die Grenze wurde markiert von zwei parallel verlaufenden Zäunen mit ein paar Meter Zwischenabstand, die zu beiden Seiten in einem Wald verschwanden. Beide Zäune wiesen an der Stelle, wo sie die Straße überquerten, ein Tor auf, und jedes dieser Tore wurde von einer Abteilung Soldaten bewacht, auf deren nackte Oberkörper farbige Symbole aufgemalt waren. Diese, so nahm Mjipa an, zeigten Dienstgrad und Einheit an. Das Muster auf der Haut der Soldaten auf der kalwmianischen Seite war gelb; das der Mutabwkier war blau.
    Mjipas Gruppe setzte sich zusammen aus ihm selbst und sechs Kalwmianern, so dass sieben der zehn Ayas als Reittiere dienten. Außer Minyev, dem Faktotum, hatte Mjipa noch zwei Führer, zwei Helfer und einen Koch angeworben. Die drei restlichen Tiere trugen Zelte und sonstiges Gepäck.
    Als Mjipas Gruppe sich näherte, hockten die Soldaten beider Nationen in einem Kreis in der Niemandslandzone zwischen den Zäunen und spielten die lokale Variante des Würfelspiels. Aufgescheucht vom Klang der sechzig Hufe, brüllte einer der Zocker einen Befehl. Die gelbbemalten Krishnaner rappelten sich auf, griffen nach ihren Speeren und Schilden, die am Zaun lehnten, und formierten sich an ihrem Tor.
    Mjipa suchte sich den Hauptmann der Abteilung heraus und reichte ihm den von Minister Chanapar ausgestellten Pass. Der Offizier überflog ihn, gab ihn Mjipa zurück und sagte: »Ihr könnt passieren, Herr.«
    Inzwischen hatten die Mutawbkianer auf ihrer Seite Posten bezogen. Ihr Hauptmann blies in eine Pfeife, und weitere Soldaten stolperten aus einer nahe gelegenen

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