Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
Verlust an Tuch, verbunden mit der Bremswirkung des im Wasser hängenden Takelwerks, ließ die Tarvezid in den Wind schießen und stehen bleiben.
    Fast im selben Moment ließ ein Chor von Schreien an Bord der Yur die Blicke der Terraner herumfahren. Die Yur krängte so hart nach Backbord, dass ihre Segel im Wasser hingen. Dann kenterte sie durch, ganz langsam, bis ihr Kiel aus dem Wasser tauchte, wie die Rückenflosse eines Seeungeheuers. Rings um den Rumpf des gekenterten Schiffes tanzten die Köpfe von Schwimmern und Trümmerteile hilflos auf den Wellen.
    »Kapitän!« schrie Mjipa und deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Szene. »Habt Ihr das gesehen?«
    Farrá wechselte einen kurzen Blick mit Mjipa, machte eine knappe Nickbewegung mit dem Kopf und wandte sich dann gleichgültig der Reparatur des Schadens zu. Ein Matrose warf dem Seemann, der an der Rahe gehangen hatte, als der Mast brach, ein Tau zu und holte ihn zurück an Deck. Andere kletterten an dem gebrochenen Mast entlang hinunter ins Wasser und kappten das Fall, das die Rahe am Mast festhielt. Wieder andere belegten Taue am Hauptsegel und seiner Rahe.
    Der Wind tobte sich matt. Der Regen hörte auf. Roqir brach wieder durch die Wolken. Der Wind ebbte zu einer leichten Brise ab; dennoch war die See noch immer aufgewühlt und schüttelte die Tarvezid kräftig durch.
    Das Floß, das mit leichten Tauen auf dem Deckhaus der Yur befestigt gewesen war, hatte sich losgerissen, als das Schiff gekentert war, und tanzte jetzt auf der Leeseite des umgestülpten Rumpfes auf den Wellen. Einer nach dem anderen kletterten nun die Schiffbrüchigen der Yur an Bord des Floßes.
    Die folgende Stunde war die Besatzung der Tarvezid damit beschäftigt, das Großsegel und die Rahe aus dem Wasser zu bergen. Sie schnitten das Segel von der Rahe los und falteten es zusammen. Die Rahe selbst legten sie auf das Deckhaus. Da sie so lang war wie der gesamte Rumpf des Schiffes, ragte ihr Ende weit über das Heck hinaus.
    Mit dem Kappen der letzten Taue, die den treibenden Mast noch mit dem Schiff verbanden, setzte sich die Tarvezid, vom Besansegel vorangetrieben, wieder in Bewegung.
    Sofort erscholl von Steuerbord her ein Ruf: »Ahoi! Lasst uns nicht zurück! Nehmt uns an Bord!«
    Das Besansegel wurde gefiert, so dass die Tarvezid erneut ohne Fahrt war. Kapitän Farrá trat mit einem bekümmerten Ausdruck im Gesicht zu Mjipa und Alicia, die an der Reling standen, letztere noch immer mit Khostavorns Schwert in der Hand.
    »Meister Mjipa«, sagte der Kapitän, »es geht um ein schwerwiegendes Problem, ’s ist klar, dass diese Burschen Schurken von der übelsten Sorte sind, Dupulan in nichts nachstehend. Doch es wäre ein klarer Verstoß gegen das Gesetz der Seefahrt, sie allein und hilflos in der Wasserwüste zurückzulassen, dem sicheren Verderben preisgegeben. Der Maat und ich haben über die Sache gesprochen und sind zu dem Schluss gekommen, Euch die Entscheidung zu überlassen. Was meint Ihr?«
    Mjipa zögerte einen Moment, dann sagte er: »Ich würde sie retten, aber nur mit gewissen Vorsichtsmaßregeln.«
    »Percy!« schrie Alicia. »Bist du von Sinnen? Oder hast du wieder einen deiner idiotischen Anfälle von Ritterlichkeit?«
    »Ich würde mich nicht wohl dabei fühlen, wenn ich sie schutzlos ihrem Schicksal überlassen würde«, erwiderte Mjipa. »Ich kann sie guten Gewissens töten, wenn sie mich angreifen, aber so – nein.«
    »Du armer Irrer!« kreischte Alicia. »Sobald sie nur die geringste Gelegenheit haben, schneiden sie uns die Gurgel durch!«
    »Sie werden keine Chance haben. Ich habe nicht gesagt, dass ich sie an Bord nehmen will. Wir lassen sie auf dem Floß und schleppen sie. Außerdem werde ich dafür sorgen, dass sie nichts haben werden, womit sie uns die Gurgel durchschneiden könnten.«
    Kapitän Farrá akzeptierte Mjipas Entscheidung ohne Widerspruch. Durch sein Sprachrohr rief er den Khaldoniern zu, sie sollten das Floß nahe genug heranrudern, mit den Händen, wenn nötig, dass er ihnen ein Tau zuwerfen könne.
    Als das Floß sich schaukelnd dem Heck der Tarvezid näherte, rief Mjipa hinunter: »Bevor wir euch ein Tau zuwerfen, müsst ihr erst sämtliche Waffen ins Meer werfen. Ich sagte, sämtliche – Schwerter, Messer, alles!«
    Drei der Dutzend Schiffbrüchigen auf dem Floß trugen Schwerter; die anderen hatten Messer oder Dolche. Sofort erhob sich Protestgeschrei: »Wie sollen wir unser Fleisch schneiden?« – »Wie sollen wir uns verteidigen?« –

Weitere Kostenlose Bücher