Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
Fossanderan und die Meerenge von Palindos in Sicht kommen, es sei denn, Bandur zerschmettert sie mit seinem Donnerkeil. Wir haben nur sechs Ruder; sie haben zwölf oder vierzehn. Die Yur ist kein echtes Handelsschiff; sie wurde gebaut, um als Piratenschiff, Schmuggler, Luxusjacht oder königliches Patrouillenschiff zu dienen. Sie ist ausschließlich darauf ausgelegt, ehrliche Kauffahrer, wie den, auf welchem Ihr steht, an Schnelligkeit zu übertreffen. Mein Glas, bitte!«
    Nachdem er eine Weile hinausgestarrt hatte, sagte Farrá: »Sie kommt Zug um Zug näher an uns heran. Sie liegt hoch im Wasser; sie müssen so hastig ausgelaufen sein, dass sie vergessen haben, Ballast aufzunehmen.« Er klappte den Deckel des Teleskops zu. »Doch sage ich Euch eines, Terraner: Wenn das Vuzhovs vergoldete Gecken sind, dann werde ich keinen Widerstand leisten. Ich habe kein Verlangen danach, mein Schiff kapern und versenken und mich und meine Leute obendrein noch abschlachten zu lassen.«
    »Ich habe Euch bezahlt …«, begann Mjipa.
    »Ja, aber nicht, um eine Wettfahrt nach Majbur zu machen gegen ein Schiff, das doppelt so schnell ist und doppelt so viele Leute an Bord hat wie unseres. Und dort, wo sie Euch hinschleppen werden, werdet Ihr keine Verwendung mehr für Geld haben. Ich hätte Euch und Eure Gefährten niemals an Bord genommen, wenn Ihr nicht geschworen hättet, dass wir bestimmt keinen Ärger mehr haben würden, wenn wir erst auf hoher See wären.«
    »Und wenn es nun nicht Vuzhovs Leute sind, sondern eine der beiden Halunkenbanden? Wenn die Euch enterten, dann würden sie wahrscheinlich gleich alle niedermachen, aus praktischen Erwägungen. Ihr könnt also ebenso gut kämpfen. Vielleicht lassen sie sich sogar abschrecken, wenn sie sehen, dass Ihr entschlossen seid, ein paar von ihnen mit ins Grab zu nehmen.«
    »Ja, vielleicht.« Der Kapitän schaute mit prüfendem Blick zum dunkler werdenden Himmel und auf die rauer werdende See. Die Ruderleute unten in der Kühl führten einen verzweifelten Kampf mit den Wellen. Eine falsche Welle, die das Ruderblatt beim Ausrichten traf, würde genügen, um sie von den Bänken zu fegen. »Meister Ghanum! Ruder einholen! Und das Großsegel ein Stück aufgeien! Mir gefällt dieser Wind nicht.«
    Mjipa berichtete Alicia von der neuesten Entwicklung der Ereignisse. »Oh, verdammt!« rief sie. »Jedes Mal, wenn wir glauben, wir wären endlich aus dem Schlamassel raus, passiert wieder was Neues. Ich arbeite jetzt seit Jahren auf Krishna, aber ich musste noch nie mit so vielen Bedrohungen auf einmal fertig werden. Könnten wir nicht versuchen, mit dem Beiboot zu entkommen?« Sie deutete auf die Jolle, die auf dem Deckhaus festgezurrt war.
    »Das bezweifle ich stark. Wir drei würden ja kaum in diese Nuss-Schale hineinpassen.«
    »Wir brauchen Isayin ja nicht mitzunehmen. Er ist ohnehin ein schrecklicher Plagegeist. Erst ist er seekrank, und jetzt mäkelt er ständig an der Unterbringung herum.«
    »Aber selbst ohne ihn könnte uns ein Schiff wie die Yur binnen kürzester Zeit überholen.«
    »Könntest du dir nicht Kapitän Farrá packen und ihm ein Messer an die Kehle halten, so wie du es bei Khorosh getan hast?«
    »Und was würde das bringen? Den Kerlen, die hinter uns her sind, wäre es völlig egal, wenn wir den Kapitän und seine gesamte Mannschaft umbrächten. Sie haben es auf uns abgesehen.«
    Das Verfolgerschiff war jetzt so nahe herangekommen, dass Mjipa seinen schnittigen Rumpf bestaunen konnte. Die See war inzwischen so rau geworden, dass auch die Yur die Ruder hatte einholen müssen.
    Mjipa ging zurück zum Kapitän. »Darf ich noch mal Euer Glas haben?«
    Durch das Teleskop konnte Mjipa jetzt deutlich einzelne Gestalten an Deck ausmachen. Nachdem er eine Weile hindurchgeschaut hatte, sagte er: »Es sind ausschließlich nackte kalwmianische Seeleute an Deck. Nicht ein einziger vergoldeter Lendenschurz ist zu sehen. Es muss also eine der beiden Ganovenbanden sein. Könntet Ihr nicht das Ruder in Hartlage legen und Malayer anlaufen? Es müsste jetzt fast genau westlich von uns liegen.«
    »Nein; sie würden uns trotzdem mit Leichtigkeit überholen. Die Yur kann nicht genug ehrliche Fracht tragen, um sich zu rentieren; deshalb können sie auch soviel Fahrt aus ihr herausholen.«
    Alicia kam und stellte sich neben Mjipa an die Reling. Isayin saß, blind gegen alles um ihn herum, immer noch auf dem Achterdeck und studierte seinen Fisch.
    Die Zeit floss dahin. Der Abstand schmolz. Die

Weitere Kostenlose Bücher