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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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als du schon schliefst.«
    Mjipa stieß einen lang gezogenen Seufzer aus. »Lish, du bist unverbesserlich! Eigentlich sollte ich deine Aufzeichnungen nehmen und sie zerreißen. Aber dann würdest du dir doch nur wieder irgendeinen neuen Kniff einfallen lassen, und was geschehen ist, ist geschehen.« Er spähte nach achtern über das Heck und sagte zu Farrá: »Kapitän, was ist das für ein Segel dort hinten?«
    Der Kapitän blinzelte mit zusammengekniffenen Augen nach achtern, wo der dreieckige Zacken eines anderen Lateinsegels den Horizont durchbohrte, wann immer eine Welle die Tarvezid emporhob. »Das vermag ich auf diese Entfernung nicht zu sagen.«
    Eine Stunde später sagte Mjipa: »Kapitän, ich könnte schwören, dass das Schiff uns verfolgt.«
    Der Kapitän hob sein Fernglas an die Augen. Nach einem langen Blick sagte er: »Bratet meine Eingeweide, aber mich deucht, das ist die Yur aus Kalwm. Als wir aus dem Hafen ausliefen, lag sie noch auf Dock, zum Verkauf durch die Regierung. Ich kenne sie gut; sie steht schon seit einigen Monden zum Verkauf, ’s ist kein Wunder, dass sie so rasch aufholt!«
    »Wieso? Ist sie ein schneller Segler?«
    »Fürwahr; hat sie doch mehr Tuch und weniger Breite als wir. Sie kam aus dem Sunqar, als die verbündeten Sabadao-Anliegermächte das Piratennest dort aushoben. Ihre Besatzung erklärte, nachdem sie den Führern des Angriffs auf die schwimmende Zitadelle gelobt hätten, sich zu bessern und ein neues, redliches Leben anzufangen, hätten diese ihnen großmütig verziehen und sie unbehelligt ziehen lassen.
    Der Phathvum nahm sie beim Wort, da die kalwmianische Kriegsflotte dem Verrotten preisgegeben ist, seit der Heshvavu damit begann, alle Einnahmen des Reiches für seinen phantastischen Turm auszugeben. Kalwm, so dachte sich der Minister, könnte vielleicht eines Tages Seeleute und Schiffe brauchen, wenn dieser schwärmerische Monarch gen Himmel fährt, sei es über seinen Turm oder, was wahrscheinlicher ist, von der Hand eines Mobs von Aufständischen. Vielleicht hörtet Ihr das Rumoren von Revolte, während Ihr in dem Königreiche weiltet.
    Es dauerte indes nicht lange, bis diese Expiraten sich als doch nicht so ex erwiesen, wie sie beteuert hatten. Wie sagte doch Nehavend: Ist eine Frucht erst einmal verfault, dann vermag weder Frömmigkeit noch Gebet, noch Wehklagen, noch Geist ihre einstige Reife wiederherzustellen. Sie entschlüpften heimlich aus dem Hafen von Kalwm und begannen, Schiffe aus Peihne und Surien zu kapern und die Küstenstädte jener Länder unsicher zu machen.
    Als dem Phathvum die Klagen der Nachbarländer zu Ohren kamen, ließ er, da ihm an der Erhaltung der Freundschaft zu den Nachbarn gelegen ist, die Yur aufbringen und alle Besatzungsmitglieder, derer er habhaft werden konnte, in Ketten nach Kalwm bringen. Schon bald darauf zierten ihre Häupter die mit eisernen Spitzen bewehrten Mauern des Palastes. Um noch mehr Gold für sein närrisches Bauwerk zu erraffen, bestand Vuzhov der Schwärmer darauf, dass die Yur zum Verkauf feilgeboten werde. Nicht dazu bestimmt, Gewinn abzuwerfen, lag sie seither verlassen an ihrem Ankerplatz, ungebeten, ungeliebt und unumworben.«
    Kapitän Farrá wandte Mjipa ein finsteres Gesicht zu. »Doch nun, Terraner, löst mir dieses Rätsel: Ihr verließet das Ufer in größter Hast, verfolgt nicht nur von König Vuzhovs Gardisten, sondern auch von einer Bande von Strolchen. Hat die Regierung die Yur wieder in Dienst gestellt, mit einer rasch zusammengekratzten Mannschaft, um ihre Rechnung mit Euch zu begleichen? Oder hat diese Rotte von Lumpen das Schiff gekauft und ist Euch nachgejagt?«
    »Das weiß ich noch nicht«, erwiderte Mjipa mit einem Achselzucken. »Darf ich einmal durch Euer Fernglas schauen?«
    Farrá reichte ihm das Instrument. Mjipa holte sich das Schiff in sein Sichtfeld und betrachtete es eine Weile. Einzelne Personen vermochte er nicht zu erkennen, aber seiner Bugwelle nach zu urteilen, machte das Schiff gute Fahrt.
    »Sie haben die Riemen draußen«, sagte er schließlich.
    »Dann ist es ganz sicher, dass sie hinter Euch her sind. Die See ist zu rau für Ruder, außer man hat es ungeheuer eilig.« »Können wir nicht auch die Ruder raustun?«
    »Ja, und das werden wir auch.« Der Kapitän wandte sich an seinen Ersten Offizier und rief: »Die Riemen raus, Meister Ghanum! Zwei Mann an jeden!« Er wandte sich wieder Mjipa zu. »Aber bildet Euch nicht ein, sie kriegen uns nicht, und zwar lange, bevor

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