Der Gefangene
meisten in Ada. Und er war in Kalifornien gewesen!
Mit großem Vergnügen beobachtete er, wie die A's nach hundertundeinem Sieg im September den Titel der American League West holten. Schon bald würde er mit ihnen an der Spitze stehen, als Catcher oder Center Fielder. Mit seinen langen Haaren, dem farbenfrohen Trikot und allem Drum und Dran würde er zum coolsten Team des ganzen Landes gehören.
Im November unterzeichnete er einen Werbevertrag mit Topps Chewing Gum, wodurch er dem Unternehmen die Exklusivrechte an der Verwendung seines Namens, seines Fotos und seiner Unterschrift auf einem Sammelbild verkaufte. Wie jeder andere Junge in Ada hatte er Tausende dieser Bilder gesammelt, getauscht, gerahmt und in einem Schuhkarton herumgeschleppt. Und jeden Penny gespart, um neue zu kaufen. Mickey Mantle, Whitey Ford, Yogie Berra, Roger Maris, Willie Mays, Hank Aaron, all die großen Spieler auf den wertvollen Sammelbildern - und jetzt prangte auch sein Konterfei auf einem!
Der Traum wurde Realität, in atemberaubendem Tempo.
Zunächst wurde er allerdings an Coos Bay ausgeliehen, nach Oregon. Die Mannschaft spielte in der Class A, Northwest League, weit von Oklahoma entfernt. Beim Frühjahrstraining 1972 in Mesa, Arizona, war er nicht durch bemerkenswerte Leistungen aufgefallen. Er hatte niemanden in Erstaunen versetzt, keine Aufmerksamkeit erregt, und bei den Oakland A's war man sich immer noch nicht schlüssig, welche Position er spielen sollte. Man stellte ihn hinter die Home Plate, wo er die ungewohnte Rolle des Catchers übernehmen musste. Oder sie funktionierten ihn zum Pitcher um, weil er so hart werfen konnte.
Gegen Ende des Frühjahrstrainings hatte er auch noch Pech. Wegen einer Blinddarmoperation kehrte er nach Ada zurück. Während er ungeduldig das Ende der Rekonvaleszenz abwartete, begann er aus Langeweile, viel zu trinken. Das Bier im örtlichen Pizza Hut kostete nicht viel, und wenn er den Laden satthatte, fuhr er mit seinem Cutlass zur Elka Lodge und spülte seine Probleme mit Whiskey Cola hinunter. Er konnte nichts mit sich anfangen, wollte nur irgendwo Baseball spielen. Aus irgendeinem Grund war ihm nicht klar, warum er Zuflucht beim Alkohol suchte. Schließlich rief man ihn an, und er machte sich auf den Weg nach Oregon. Bei den Coos Bay-North Bend Athletics verbuchte er einundvierzig Hits bei hundertfünfundfünfzig Schlagversuchen, ein wenig beeindruckender Durchschnitt von 0,265. Er kam bei sechsundvierzig Spielen zum Einsatz, in ein paar Innings auch als Center Fielder. Später in der Saison wurde er an die Burlington Bees in Iowa ausgeliehen. Der Verein spielte in der Midwest League, ebenfalls Class A. Als Fortschritt konnte man das schwerlich bezeichnen. Für Burlington spielte er nur sieben Mal, und nach Saisonende kehrte er nach Ada zurück.
In den Minor Leagues ist jede Verpflichtung zeitlich begrenzt, und die Spieler führen ein unruhiges Leben. Sie verdienen sehr wenig und leben von Essensgeld und sonstigen Zuwendungen, je nach Großzügigkeit des Vereins. Ihr »Zuhause« sind Motels, die günstige Monatsmieten anbieten, oder sie sind mit Mannschaftskameraden in kleinen Wohnungen untergebracht. Auf dem Weg zu Auswärtsspielen warten entlang der Busrouten weitere Motels. Und Bars, Nachtclubs und Stripteaselokale. Die Spieler sind jung, nur wenige von ihnen verheiratet, und sie leben weit entfernt von ihren Familien und vertrauten Verhältnissen. Deshalb neigen sie dazu, die Nacht zum Tage zu machen. Die meisten sind kaum dem Teenageralter entwachsen, unreif und verwöhnt. Aber alle sind davon überzeugt, dass sie bald in Riesenstadien spielen und das große Geld machen werden.
Sie schlagen über die Stränge. Die Spiele beginnen um sieben Uhr abends und enden um zehn. Nachts wird durchgemacht, tagsüber geschlafen, entweder zu Hause oder im Bus. Zu viel Alkohol, Frauen, Pokerrunden, Marihuana - das sind die zweifelhaften Seiten des Lebens in den Minor Leagues. Aber Ron ließ sich begeistert darauf ein. Wie jeder andere Vater es auch getan hätte, verfolgte Roy Williamson die Saison seines Sohnes mit großem Interesse und Stolz. Ronnie rief nur gelegentlich an und schrieb noch seltener, aber Roy schaffte es, sich über seine Statistiken auf dem Laufenden zu halten. Zweimal fuhr er mit Juanita nach Oregon, um seinen Sohn spielen zu sehen. Ron durchlitt sein erstes Jahr als Profi und versuchte, sich an die harten Slider und scharfen Curveballs der gegnerischen Pitcher zu gewöhnen.
Als
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