Der Gefangene
Erkrankung verschlimmerte sich durch das Fehlurteil offensichtlich drastisch. Auch nach seiner Entlassung aus der Haft erholte er sich nicht. So geht es den meisten nach ihrer Rehabilitierung. Dennis Fritz kann sich glücklich schätzen. Er besaß den Mut, die Intelligenz und schließlich auch das Geld, ein neues Leben anzufangen. Mittlerweile führt er als wohlhabender Bürger ein ruhiges, normales Leben in Kansas City. Letztes Jahr wurde er Großvater.
Bill Peterson ist immer noch Bezirksstaatsanwalt in Ada. Zu seinen Staatsanwälten gehören Nancy Shew und Chris Ross. Einer der für ihn tätigen Ermittler ist Gary Rogers. Dennis Smith schied 1987 aus dem Ada Police Department aus und verstarb unerwartet am 30. Juni 2006. Barney Ward starb im Sommer 2005, während ich an dem Buch arbeitete, sodass ich nie mit ihm reden konnte. Richter Ronald Jones wurde 1990 als Richter abgewählt und verließ die Gegend.
Glen Gore sitzt immer noch im H-Trakt in McAlester. Im Juli 2005 hob das Revisionsgericht von Oklahoma für Strafsachen seine Verurteilung auf und ordnete die Wiederaufnahme des Verfahrens an. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Gore keinen gerechten Prozess bekommen habe, weil Richter Landrith seinem Verteidiger nicht gestattet habe, die Tatsache, dass zwei andere Männer bereits für diesen Mord verurteilt worden seien, als Beweis anzuführen.
Am 21. Juni 2006 wurde Gore erneut für schuldig befunden. Da sich die Geschworenen nicht auf ein Todesurteil einigen konnten, verurteilte ihn Richter Landrith wie vom Gesetz vorgesehen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe ohne die Möglichkeit eines bedingten Straferlasses.
Ich verdanke den Menschen, die mir bei diesem Buch geholfen haben, unendlich viel. Annette, Renee und ihre Familien gewährten mir unbeschränkten Einblick in jeden Aspekt von Rons Leben. Mark Barrett fuhr mit mir unzählige Stunden durch Oklahoma, erzählte mir Geschichten, die ich zuerst kaum glauben mochte, trieb Zeugen auf, suchte alte Akten heraus und nutzte seine zahlreichen Kontakte. Seine Assistentin Melissa Harris kopierte eine Million Dokumente und sorgte für pedantische Ordnung. Dennis Fritz erzählte mir seine schmerzliche Geschichte mit bemerkenswertem Enthusiasmus und beantwortete all meine Fragen, genau wie Greg Wilhoit. Brenda Tollett von der Ada Evening News grub in den Archiven auf wundersame Weise Kopien der ausführlichen Berichte der Zeitung über die beiden Morde aus. Ann Kelley Weaver, die mittlerweile beim Oklahoman tätig ist, erinnerte sich an viele der Geschichten um den Freispruch und die Rehabilitierung der beiden.
Richter Frank Seay wollte zunächst nicht über den Fall reden. Er ist der altmodischen Überzeugung, dass Richter gehört, aber nicht gesehen werden sollten. Schließlich ließ er sich jedoch überzeugen. Bei einem unserer Telefongespräche nannte ich ihn einen »Helden«, was er energisch zurückwies. Meinen Einspruch lehnte er aus einer Entfernung von fast zweitausend Kilometern ab. Vicky Hildebrand arbeitet immer noch für ihn und erinnert sich gut daran, wie sie zum ersten Mal Rons Antrag auf Haftprüfung las.
Jim Payne ist mittlerweile selbst Bundesrichter. Er zeigte sich kooperativ, hatte aber keine Lust, sich als Rons Lebensretter feiern zu lassen. Trotzdem ist er ein Held. Nur weil er Janet Chesleys Schriftsatz nach Feierabend zu Hause so gründlich las, kamen ihm die Zweifel, die ihn dazu bewogen, Richter Seay den Aufschub der Hinrichtung in letzter Minute zu empfehlen.
Obwohl er erst ziemlich spät auf den Plan trat, war Richter Tom Landrith das einzigartige Vergnügen vergönnt, den Vorsitz in der Verhandlung zu führen, bei der Ron im April 1999 freigesprochen wurde. Die Besuche in seinem Büro im Gerichtsgebäude in Ada waren immer ein Genuss. Er ist ein großer Geschichtenerzähler, und viele seiner Storys sind vermutlich sogar wahr. Barry Scheck und seine Mitstreiter vom Innocence Project waren freundlich und entgegenkommend. Bis jetzt haben sie durch ihre DNA-Tests hundertachtzig Gefangenen zur Freiheit verholfen. Mindestens dreißig andere Organisationen in den Vereinigten Staaten wurden nach ihrem Vorbild gegründet. Mehr erfahren Sie unter www.innocenceproject.org .
Tommy Ward saß insgesamt drei Jahre und neun Monate im alten F-Trakt in der Todeszelle, bevor er endgültig in das Gefängnis von Lexington verlegt wurde. Wir korrespondierten eifrig. Bei manchen seiner Schilderungen ging es um Ron, und er gab mir die Erlaubnis, sie
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