Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
mit sich begraben, nehme ich an. Armes Ding – ich hatte kaum eine Chance, ihn näher zu studieren.« Er zog einen Schmollmund und wandte sich dann Hap zu. »Und, Happenstance, was glaubst du, warum wir uns ausgerechnet in dem Moment unmittelbar vor Ausbruch des Ignis begegnet sind? Nur wenige Minuten später und du wärst da drinnen eingeschlossen worden undmit Sicherheit dem Tode geweiht gewesen. Glaubst du, das war Zufall?«
    Â»Ich schätze schon«, antwortete Hap.
    Der Mount Ignis stieß grollend einen leuchtenden Strahl flüssigen Gesteins aus seinem Schlund. Umber beobachtete, wie er den Tunneleingang unter sich begrub. »Wenn jemand seine Spuren verwischen will, dann kommt ihm das jetzt natürlich äußerst gelegen. Aber wer konnte vorher wissen, dass das geschehen würde?«
    Â»Lasst uns abhauen!«, rief Oates über das Getöse hinweg. Hap drehte sich um und sah mit offenem Mund zu, wie der große Mann mit beiden Händen ein Boot auf seinem Kopf balancierte. Das Boot war so lang und breit, dass acht Leute paarweise darin sitzen konnten, doch Oates trug es über den Strand, als wäre es ein Weidenkorb.
    Â»Ja, so stark ist er«, sagte Umber und trat neben Hap. »Lass es zu Wasser, Oates!«
    Â»Wo sollte ich es denn auch sonst hintun?«, kam es grummelnd zurück.
    Während die anderen einstiegen, blieb Oates hinter dem Boot stehen, um es vom Ufer abstoßen zu können. Als Hap an der Reihe war, verharrte er reglos am Strand, starrte auf das Wasser und fragte sich, warum sich ihm der Hals zuschnürte.
    Umber legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Stimmt irgendetwas nicht, Hap?«
    Hap klebte die Zunge am Gaumen, als er versuchte, ihm zu antworten. »Das Wasser. Es macht mir Angst.«
    Als Nächstes erhob der Ignis seine Stimme, und seine feurige Eruption ließ Hap zusammenzucken. Als er sich umwandte, sah er, wie oben aus dem Vulkan Gesteinsbrocken herausgeschleudert wurden. Oates räusperte sich vernehmlich und schob das Boot ein Stückchen weiter ins Meer hinein.
    Umber warf Oates einen bösen Blick zu und lächelte Hap dann aufmunternd an. »Du bist nicht der Erste, der Angst vor Wasser hat, Hap, aber ich glaube, wir sollten zusehen, dass wir Abstand zum Vulkan gewinnen. Hilft es dir, wenn ich deine Hand nehme?«
    Ein glühender Felsbrocken landete neben ihnen im Sand. Hap schüttelte den Kopf. »Danke. Es geht schon.« Mit zitternden Knien setzte er einen Fuß nach dem anderen in das schmale Boot, ließ sich auf eine der niedrigen Bänke nieder und schloss die Augen. Seine übrigen Sinne informierten ihn darüber, was weiter passierte: Umber hüpfte hinein und setzte sich neben ihn. Das Boot wurde unter lautem Ächzen von Oates über den Sand geschoben und wippte dann im flachen Wasser auf und ab. Er hörte ein Planschen hinter sich, als Oates einen oder zwei Schritte durchs Wasser watete, dann schaukelte das Boot, als er ins Heck sprang.
    Hap dachte schon, er müsste sich die Augenlider mit den Fingern hochziehen, schaffte es dann aber doch mit reiner Willenskraft, sie zu öffnen. Und das war auch gut so, denn er wollte die Bank, an deren Rand er sich klammerte, auf keinen Fall loslassen. Sein Blick fiel direkt auf Oates, der eifrig ruderte, um sie von dem Feuer speienden Berg wegzubringen. Schwarze Rauchschwaden stiegen in den Himmel auf.
    Â»Wie lange hast du denn schon Angst vor Wasser, Happenstance?«, fragte Umber.
    Â»So lange, wie ich zurückdenken kann«, erwiderte Hap.
    Umber kicherte. »Ziemlich witzig, Hap.« Dann erstarrte sein Lächeln. »Wolltest du überhaupt einen Scherz machen? Du erinnerst dich doch an gar nichts, oder?«
    Hap schüttelte den Kopf. »An nichts, was vor dem Zeitpunkt meines Aufwachens liegt. Nein.« Er warf einen Blick über die Schulter aufs offene Meer. Erneut wunderte er sich darüber, wie sonderbar sein Gedächtnis funktionierte. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals auf dem Wasser gewesen zu sein, und doch wusste er, dass der Name dieser Masse Meer war, und er wusste auch, dass es darin von Fischen nur so wimmelte und dass er Salz schmecken würde, wenn er einen Tropfen davon kostete. Sein Instinkt sagte ihm, dass das Meer nicht immer so friedlich war, sondern auch tödliche, sich hoch auftürmende Wellen bilden konnte, wenn es in Aufruhr war. Er schaute über die Bootswand und fragte sich, wie

Weitere Kostenlose Bücher