Der Geheimcode
»Wäre es nicht besser, Sie würden den Fuß losbinden? Falls Sie mal bremsen müssen?«
»Bremsen?«, erwiderte Mulch lachend. »Warum sollte ich bremsen? Ich bin doch hier nicht bei der Führerscheinprüfung.«
Hinten im Transporter griffen Holly und Artemis gleichzeitig nach ihren Sicherheitsgurten.
Kapitel 11
Der Unsichtbare
Ohne größere Zwischenfälle kehrten sie nach Irland zurück - abgesehen davon, dass Mulch fünfzehn Mal versuchte, Hollys Aufsicht zu entkommen. Einmal erwischte sie ihn sogar in der Toilette des Lear-Jet mit einem Fallschirm und einer Flasche Steinpolitur. Danach ließ sie ihn nicht mehr aus den Augen.
Butler erwartete sie an der Eingangstür von Fowl Manor. »Willkommen zu Hause. Gut, dass keinem etwas zugestoßen ist. Jetzt muss ich aber los.«
Artemis legte ihm die Hand auf die Schulter. »Alter Freund, Sie sind noch nicht in der Lage, irgendwohin zu gehen.«
Doch Butler war fest entschlossen. »Ein letzter Einsatz, Artemis. Es muss sein. Außerdem habe ich Pilates-Übungen gemacht. Ich fühle mich schon viel beweglicher.«
»Blunt?«
»Ja.«
»Aber er ist im Gefängnis«, wandte Juliet ein.
Butler schüttelte den Kopf. »Nicht mehr.«
Artemis sah, dass sein Leibwächter nicht von seinem Vorhaben abzubringen war. »Dann nehmen Sie wenigstens Holly mit. Sie kann Ihnen vielleicht helfen.«
Butler zwinkerte der Elfe zu. »Darauf hatte ich, ehrlich gesagt, gehofft.«
* * *
Die Chicagoer Polizei hatte Arno Blunt zusammen mit zwei Beamten in einen Einsatzwagen verfrachtet. Sie waren davon ausgegangen, dass zwei Männer ausreichen würden, da der Übeltäter Handschellen trug und zusätzlich an den Wagen gekettet war.
Sie revidierten diese Einschätzung, als der Wagen zehn Kilometer südlich von Chicago gefunden wurde, beide Beamte gefesselt und ohne eine Spur des Verdächtigen. Sergeant Iggy Lebowski drückte es in seinem Bericht so aus: »Der Kerl riss die Handschellen auseinander, als wären sie aus Papier. Dann stürzte er sich wie ein Wahnsinniger auf uns. Wir hatten keine Chance.«
Doch für Arno Blunt lag über der gelungenen Flucht ein Schatten. Sein Stolz hatte in der Spiro Needle schwer gelitten. Er wusste, dass die Nachricht von seiner Demütigung sich bald in Leibwächterkreisen verbreiten würde. Pork Belly LaRue schrieb später auf der Website von Soldaten zu vermieten : »Arno Blunt hat sich von 'nem Rotzbengel vorführen lassen.« Blunt quälte die Vorstellung, dass er von nun an jedes Mal, wenn er in einen Raum voller harter Kerle kam, Spötteleien würde über sich ergehen lassen müssen. Es sei denn, er rächte sich für die Beleidigung, die Artemis Fowl ihm zugefügt hatte.
Der Leibwächter wusste, dass ihm nur wenige Minuten blieben, bis Spiro der Polizei seine Adresse verriet, also packte er ein paar Ersatzgebisse ein und nahm den nächsten Shuttlebus zum O'Hare-Flughafen.
Zu seiner großen Freude stellte Blunt fest, dass die Behörden seine Spiro-Firmenkreditkarte noch nicht gesperrt hatten. Er nutzte sie dazu, sich ein Firstclass-Ticket für die Concorde nach London Heathrow zu kaufen. Dann wollte er von der englischen Küste mit der Fähre nach Rosslare in Irland übersetzen - als einer von fünfhundert Touristen, die das Land der Elfen, Zwerge und Trolle besuchen wollten. Es war kein sonderlich komplizierter Plan, und er hätte auch funktioniert, wäre der Mann an der Ausweiskontrolle in Heathrow nicht ausgerechnet Sid Commons gewesen, Butlers ehemaliger Kollege aus der Zeit in Monte Carlo. Sobald Blunt den Mund aufmachte, gingen in Commons' Kopf die Alarmglocken los. Der Kerl vor ihm passte genau auf die Beschreibungen, die Inspector Barre vom Yard und Butler ihm gefaxt hatten, bis hin zu den merkwürdigen Zähnen. Commons drückte auf einen Knopf unter seiner Tischplatte, und innerhalb weniger Sekunden hatte ein Trupp Sicherheitsbeamter Blunt den Pass abgenommen und ihn in eine Untersuchungszelle geführt.
Sobald der Verdächtige hinter Schloss und Riegel war, griff Commons nach seinem Handy. Er wählte eine Auslandsnummer. Es klingelte zweimal.
»Fowl Manor.«
»Butler? Hier ist Sid Commons in Heathrow. Bei uns ist ein Mann aufgetaucht, der dich vielleicht interessiert. Merkwürdige Zähne, Tätowierungen am Hals, neuseeländischer Akzent.«
»Hast du ihn noch bei dir?«, fragte der Diener.
»Ja, er ist sicher in einer unserer Zellen verwahrt. Die Kollegen überprüfen ihn gerade.«
»Wie lange dauert das?«
»Ein
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