Der Geheimcode
Sekunden, doch dann konnte er sich ungehindert auf den Mikrosites der ZUP bewegen. Er fand das Gesuchte unter der Rubrik Verbrecherprofile : Mulch Diggums' gesamtes Vorstrafenregister. Es war ein Kinderspiel, die Datenspur zu dem ersten Durchsuchungsbefehl für Mulchs Bleibe zurückzuverfolgen. Artemis änderte das Datum auf den Tag nach Mulchs Verhaftung. Was bedeutete, dass sämtliche nachfolgenden Verhaftungen und Verurteilungen null und nichtig waren. Ein guter Anwalt würde Mulch im Handumdrehen aus dem Gefängnis der Unterirdischen holen.
»Ich bin noch nicht fertig mit Ihnen, Mulch Diggums«, flüsterte er, als er sich ausloggte und den Würfel an Hollys Gürtel befestigte.
* * *
Juliet kam so schnell aus dem Aufzug geschossen, dass sie nur ein Flirren in der Luft war. Der Jadering flog hinter ihr her wie der Köder an einer Angelschnur.
Butler wäre niemals ein solches Risiko eingegangen, das wusste sie. Er hätte einen absolut sicheren und praktikablen Plan verfolgt. Deshalb hatte er ja auch seine Tätowierung mit dem blauen Diamanten und sie nicht. Nun, vielleicht wollte sie gar keine Tätowierung. Vielleicht wollte sie lieber ein eigenes Leben.
Mit einem Blick erfasste sie die Lage. Holly hatte gut gezielt. Die beiden Gorillas rieben sich die verbrannten Hände, und Spiro stampfte mit dem Fuß auf wie ein verzogenes Kind. Nur Blunt lag am Boden und tastete nach seiner Waffe.
Obwohl der Leibwächter auf allen vieren kroch, befand er sich fast noch auf Augenhöhe mit Juliet.
»Willst du mir nicht die Chance geben, erst mal aufzustehen?«, fragte er.
»Nein«, erwiderte Juliet und schleuderte den Jadering herum wie David den Stein, der Goliath niederstreckte. Er knallte gegen Blunts Nase, brach sie und nahm ihm die Sicht. Zeit genug für das Polizeikommando, um durch den Schacht zu kommen. Eigentlich hatte Juliet erwartet, Befriedigung darüber zu empfinden, doch sie spürte nur Traurigkeit. Gewalt machte keinen Spaß.
Biz und Chips hatten das Gefühl, sie müssten etwas tun. Vielleicht konnten sie eine Sonderprämie aus Mr. Spiro herauslocken, wenn sie das Mädchen außer Gefecht setzten. Mit erhobenen Fäusten umkreisten sie Juliet.
Juliet hob entschuldigend die Hand. »Tut mir Leid, Jungs. Ihr müsst jetzt schlafen gehen.« Die Leibwächter ignorierten sie und zogen ihre Kreise enger. »Ich hab gesagt, ihr sollt schlafen gehen.« Noch immer keine Reaktion.
»Du musst genau die Worte verwenden, auf die ich sie unter dem Blick programmiert habe«, sagte Holly in ihrem Ohr.
Juliet seufzte. »Wenn's denn sein muss. Okay, meine Herren, Barney sagt, ihr sollt schlafen gehen.«
Biz und Chips begannen zu schnarchen, noch bevor sie auf dem Boden aufschlugen.
Damit war nur noch Spiro übrig, doch tat er nichts weiter, als wirres Zeug zu faseln. Was er auch dann noch tat, als die Polizei ihm Handschellen anlegte.
»Wir unterhalten uns später«, sagte der Einsatzleiter streng zu Juliet. »Sie sind eine Gefahr für Ihre Kollegen und sich selbst.«
»Jawohl, Sir«, erwiderte Juliet betreten. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.«
Sie warf einen Blick nach oben. Ein leichtes Flirren schien sich Richtung Aufzugschacht zu bewegen. Der Prinzipal war in Sicherheit.
* * *
Holly schob ihre Waffe zurück ins Halfter und schaltete den Sichtschild wieder ein. »Zeit zu gehen«, sagte sie leise in ihr Mikro.
Sie wickelte Artemis fest in die Tarnfolie, damit nur ja keine Hände oder Füße herausschauten. Sie mussten verschwinden, solange der Aufzug frei war. Sobald die Spurensicherung und die Presse eintrafen, bestand die Gefahr, dass der leichte Schimmer in der Luft auf Video festgehalten wurde.
Gerade als sie ungesehen den Raum durchquerten, wurde Spiro abgeführt. Er schien sich wieder berappelt zu haben.
»Das ist eine Falle«, beteuerte er mit Unschuldsmiene. »Meine Anwälte werden Ihnen Feuer unterm Hintern machen.«
Artemis konnte es sich nicht verkneifen, ihm im Vorbeifliegen etwas zuzuflüstern. »Leben Sie wohl, Jon«, sagte er leise. »Legen Sie sich nie wieder mit einem genialen Jungen an.«
Spiro heulte die Decke an wie ein tollwütiger Wolf.
* * *
Mulch wartete gegenüber von Phonetix und ließ den Motor des Transporters aufheulen wie ein Grand-Prix-Fahrer. Er saß auf einer Apfelsinenkiste hinter dem Steuer, und an seinem Fuß war ein kurzes Holzbrett befestigt, dessen anderes Ende mit dem Gaspedal verbunden war.
Juliet betrachtete das System nervös.
Weitere Kostenlose Bücher