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Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition)

Titel: Der geheime Vortrupp – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Inspektor-Appleby-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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herzlos an. Aber Tatsache ist, ein plötzlicher gewaltsamer Tod beflügelt meine Phantasie. Und Mord treibt sie zu Höhenflügen.«
    Hetherton blickte verlegen drein. »Sicher, eine gewisse Erregung …«
    »Nein, es ist etwas anderes. Sie können sich gar nicht vorstellen, wieviel Zeit ich mit diffusen Verdächtigungen aller erdenklichen Leute verbringe. Nicht die Fälle, in denen ich jemanden einer bestimmten Tat verdächtige, sondern diejenigen, wo er mir nur einfach verdächtig vorkommt. Manchmal denke ich, keine andere Arbeit verdirbt so sehr den Charakter eines Menschen. Da ist es eine enorme Erleichterung, wenn sich ein konkreter Verdacht einstellt. Verstehen Sie?«
    »Ich glaube, das verstehe ich tatsächlich.« Hetherton lächelte vergnügt. »Eine hochinteressante Beobachtung, höchst aufschlußreich, wenn wir sie als Beitrag zu einer Theorie der Ethik betrachten. Finden Sie nicht auch?«
    »Zweifellos. Aber Tatsache ist: Als mein Sergeant mir von dem Mord an Philip Ploss berichtete, war ich plötzlich übermütig, und ich prophezeite, daß es sich schließlich als Selbstmord erweisen würde. Es gab keine Tatwaffe, und der Vorfall hatte sich auf einer Art Turm ereignet, also wohl im Freien. Daraus schloß ich, daß er es mit Hilfe eines Ballons getan hatte.«
    »Mit einem Ballon?« Verblüfft legte Hetherton sein Besteck ab.
    »Einem kleinen, sehr beweglichen Heliumballon. Sie warten, bis an einem finsteren Abend eine steife Brise in Richtung Meer weht. Dann binden Sie Ihren Revolver an den Ballon, gehen ins Freie und erschießen sich. Der Revolver fliegt davon, und alle Indizien weisen auf Mord.«
    »Also ich muß sagen, das kann ich mir nicht …«
    Appleby lächelte. »Niemand kann sich das vorstellen. Nur etwas, das ich mir zur Unterhaltung des Sergeants auf der Autofahrt ausgedacht habe; woraus Sie, nebenbei gesagt, schließen können, daß die örtliche Polizei uns auf Anhieb hinzuzog. Ich malte ihm meine Idee weiter aus: Unsere einzige Hoffnung, erklärte ich, bestehe darin, daß man eines Tages Revolver und Ballon im Magen eines Hais fände. Der Ballon stamme wahrscheinlich aus Japan. Die Tokioter Polizei würde Ermittlungen einleiten. Und so weiter.«
    »Verstehe.« Hetherton nickte nachdenklich. Die Eigenart von Applebys Humor, schien dieses Nicken zu besagen, war nicht ganz nach seinem Geschmack.
    »Nennen Sie es Berufskrankheit. Ploss bedeutete mir nicht viel. Seine Verse hatten mir nie gefallen, geschweige denn mich gerührt. Über sein Leben wußte ich nicht das geringste. Sein Tod würde mir, hoffte ich, eine gewisse intellektuelle Befriedigung verschaffen. Ich hoffte, mit anderen Worten, daß es ein anständiges Rätsel zu lösen gab.«
    Hethertons Lippen öffneten sich, als sei er im Begriff zu sagen, was ihm durch den Kopf ging. Dann kam er wohl zu dem Schluß, daß er es nicht verantworten konnte; daß man nicht leichtfertig den Verstand eines jungen Mannes deuten sollte, der in der Hoffnung aufs Land fuhr, daß ein geheimnisvoller Todesfall ihn gut unterhielt. »Das ist interessant«, sagte er deshalb nur vorsichtig.
    »Und tatsächlich stieß ich auf ein Rätsel. Ein Rätsel, das sich erst nach und nach zu erkennen gab. Jetzt beschäftigt es mich, deshalb lege ich es Ihnen vor. Wer würde einen derart harmlosen Menschen erschießen? Dabei ist dieses Element – der intellektuelle Aspekt, wenn Sie so wollen – nicht einmal das Faszinierendste daran. Daß der Fall mich verfolgt, hat noch einen anderen Grund, nämlich das, was man seine dramatischen Qualitäten nennen könnte.« Appleby hielt inne, und Hetherton vermerkte das Leuchten, das in seine Augen kam. »Jawohl, das ist das Geheimnis. Als säße man im Theater und sähe, wie der Vorhang – der ja für sich genommen nicht von großem Interesse ist – in dem halbdunklen Raum in Bewegung kommt. Die Schnüre spannen sich, gleich wird er aufgezogen. Und man weiß, auf der anderen Seite wartet das Hinterland , das Drama. Und genau so war mir zumute. Der Tod von Philip Ploss war wie ein Vorhang, der sich in Bewegung setzt.«
    Hetherton konnte ein gewisses Erstaunen nicht verbergen, aber er spürte, daß auch sein Freund überrascht war. Es war genau die Art von Reden, ließ sich heraushören, die sein Freund sonst nach Kräften mied. »Und Sie sagen« – forschte Hetherton nicht ohne Geschick –, »das Faszinierende an der Sache war, daß alles ganz normal aussah?«
    »So könnte man sagen. Hören Sie es sich an. Ich fuhr mit dem

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