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Der geheime Zoo 1

Der geheime Zoo 1

Titel: Der geheime Zoo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Chick
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mit diesem Wort nur Gegenstände in Verbindung gebracht, so wie verlorene Schlüssel oder einen Baseballhandschuh. Aber nun ging es um seine Schwester. Vor drei Wochen war Megan auf ihrem Weg zur Klavierstunde die Verandatreppe hinuntergegangen, die Straße entlang – und seitdem nicht mehr gesehen worden. Sie war einfach verschwunden.
    In den ersten Tagen nach ihrem Verschwinden konnte niemand an etwas anderes denken. Ihr Bild hing im Umkreis von hundert Meilen in jedem Schaufenster und an jedem Telefonmast. Die Nachbarn hatten sich zusammengetan, um nach Megan zu suchen. Sie waren Hand in Hand über offene Felder und durch dichte Wälder gestreift und hatten in den anderen Gemeinden an jeder Tür geklingelt, in der Hoffnung, dass jemand Megan gesehen hatte. Ihre Suche zog sich über Tage hin. Doch nach nunmehr drei Wochen gab es immer noch kein Zeichen von Megan. Und auch wenn es niemand laut aussprach, schienen die Leute die Suche doch aufgegeben zu haben.
    Noah jedoch war entschlossen, seine Schwester zu finden. Und so begann er seine eigene Suche und bat seine zwei besten Freunde, Ella und Richie, ihm dabei zu helfen. Schon vor langer Zeit hatten Ella, Richie, Megan und Noah einen Klub gegründet, der sich die Action Scouts nannte. Ihr Klub war so wie die meisten Klubs: Sie hatten ein Klubhaus (im Baum), einen Namen, geheime Codewörter und geheime Treffen. Was die Action Scouts von den anderen unterschied, war, dass ihr Klub auf ihrer tiefen Freundschaft aufbaute, und sie waren alle davon überzeugt, unzertrennlich zu sein … aber so war es nicht. Megan war weg.
    Heute, drei Wochen nach Megans Verschwinden, ging Noah, den Blick auf den Zettel geheftet, durch seinen Garten. Vermutlich war das Papier von einem Telefonmast abgerissen worden.
    «Meg, wo bist du?», flüsterte er.
    Der Wind zerrte an den Ecken des Zettels. Noah warf einen letzten Blick darauf und stopfte ihn sich in die Tasche. Vor der großen Eiche in seinem Garten blieb er stehen. In die Rinde war ein verwittertes Schild genagelt worden, auf dem die Farbe schon verblasste. Noah hatte es vor einigen Jahren zusammen mit Megan, Ella und Richie angebracht. Auf dem Schild stand: SIE BETRETEN JETZT DAS SCOUT - KLUBHAUS ! EINTRITT VERBOTEN ! Genauso gut hätte dort stehen können: WILLKOMMEN ! VERSCHWINDEN SIE !
    Noah starrte am Baum hinauf. In sechs Metern Höhe befand sich das Klubhaus zwischen den Ästen. Es war das beste Baumhaus, das man sich nur vorstellen konnte. Es besaß ein Dach, zwei Türen und vier Fenster. Man konnte auf drei Arten hinaufkommen: über die Leiter, über ein Seil oder über eine Wendeltreppe, die sich um den Baumstamm schlängelte und in einem Loch im Fußboden endete. Lange Seilbrücken verbanden das Baumhaus mit anderen Bäumen.
    Noah erklomm die Stufen und betrat das Baumhaus. Seine Schritte dröhnten dumpf auf den hölzernen Planken. Es war vollgestopft mit Tischen und Stühlen, Spielen und Ausrüstungsgegenständen wie Werkzeuge, Batterien und seltsamen elektrischen Objekten, die wie metallische Käfer aussahen. Sie gehörten Richie. Er war ein Genie, wenn es um mechanische Dinge ging, und arbeitete ständig an möglichen neuen Spionagegeräten für ihren Klub.
    Noah starrte aus dem Fenster in den grauen Himmel hinauf. Nur der Wind war zu hören. Er ging über eine der Seilbrücken zu einer Aussichtsplattform. Die Brücke knarrte und schwang hin und her. Von der Plattform blickte er hinüber zum Zoo von Clarksville. Er sah zwei Elefanten, eine Giraffe und einen Tiger in ihren Gehegen schlafen. Doch der Rest des Zoos wirkte wie ausgestorben – leer und traurig.
    Als er so von oben auf den Zoo blickte, fiel Noah die Nacht wieder ein, in der Megan ihm von den Affen auf den Hausdächern erzählt hatte. Er erinnerte sich daran, wie er neben ihr gestanden und die Dunkelheit nach etwas Ungewöhnlichem abgesucht hatte. Er hatte nichts gesehen – mit Sicherheit keine flüchtigen Zoobewohner.
    Von dieser Nacht an hatte Megan sich verändert. Sie wirkte abwesend und beschäftigt, wie jemand, der ein Geheimnis hütet. Manchmal fragte Noah sich, ob der Zoo etwas mit Megans Verschwinden zu tun hatte. Immerhin hatte Megan behauptet, dass sie fliehende Tiere gesehen hatte. Vielleicht stimmte das ja; oder noch schlimmer: Vielleicht hätte sie die Tiere gar nicht sehen dürfen. Vielleicht hatte sie sich in Gefahr gebracht,
weil
sie sie gesehen hatte. Waren die Tiere vielleicht ihretwegen zurückgekommen – und hatten sie

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