Der geheimnisvolle Highlander
meinte Patrick fragend.
Alex schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.« Völlig bewegungslos lauschte er erneut. Er wusste, dass er einfach weiterreiten sollte. Er hatte eine Aufgabe zu erledigen. Doch bevor er seinen Männern befehlen konnte, wieder aufzubrechen, hörte er einen weiteren Schrei.
Dieses Mal eindeutiger.
Eindeutig weiblich.
Verdammt! Nun konnte er es nicht mehr ignorieren. Die Worte seines Bruders schossen ihm durch den Sinn. Halte deine Identität geheim!
Alex wischte die Ermahnung beiseite. Nach so vielen Jahren würde ihn kaum jemand noch erkennen. Er hatte sich verändert. Der Krieg hatte ihn härter gemacht. Nicht nur im Geiste.
Lass dich nicht aufhalten …
Er würde sich nicht aufhalten lassen.
Das hier würde nicht lange dauern.
Er fühlte, wie das Blut schneller durch seine Adern rauschte, das vertraute Gefühl, wenn sein Körper sich auf den bevorstehenden Kampf einstellte. Er riss das Streitross herum und jagte an der Spitze der Männer nach Süden in den Wald hinein, in die Richtung, aus der die Schreie kamen.
Unmittelbar bevor der Himmel die Schleusen öffnete und seine reißenden Fluten losbrechen ließ.
Es würde anfangen zu regnen. Großartig. Meg Mackinnon zog sich das wollene earasaid , das bodenlange Plaid, das sie zum Schutz vor den Elementen um sich geschlungen hatte, enger um den Kopf und verfluchte erneut die Notwendigkeit dieser Reise. Sie waren gerade erst aufgebrochen, da graute ihr schon vor den langen Tagen im Sattel, an denen sie auf den holprigen Pfaden der Viehhändler unterwegs wäre. Selbst wenn ihr Vater eine Kutsche hätte organisieren können, wäre die auf diesen Wegen nutzlos. Die »Straße«, die von der Isle of Skye nach Edinburgh führte, war kaum breit genug, dass zwei Reiter nebeneinander reiten konnten, der mit ihrem Reisegepäck beladene Karren war auf diesem unwegsamen Gelände schon belastend genug.
Vor Meg lag noch mindestens eine Woche voller Unbequemlichkeiten. So lange würden sie nämlich brauchen, bis sie Edinburgh erreichten, wo sie sich dann ernsthaft auf die Suche nach einem Ehemann machen musste.
Das vertraute Gefühl der Besorgnis überkam sie, als sie an all die Dinge dachte, die vor ihr lagen. Ihr Vater hatte ihr die Aufgabe anvertraut, den richtigen Mann für ihren Clan zu finden, und sie würde ihn nicht enttäuschen. Doch die mit dieser Entscheidung verbundene Verantwortung lastete schwer auf ihr. Manchmal wurde der Druck unerträglich. Ein gequältes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. Vielleicht war eine Reise von einer Woche nicht lange genug.
Andererseits konnte es einem Teil von ihr gar nicht schnell genug gehen. Es wäre eine Erleichterung, wenn die Entscheidung bereits getroffen wäre und hinter ihr läge. Natürlich wäre sie dann verheiratet . Und das brachte eine ganze Menge neuer Sorgen mit sich.
Meg seufzte schwer. Sie wusste, dass sie die Reise an den Königshof nicht länger aufschieben konnte. Das hatte die kürzliche Erkrankung ihres Vaters nur allzu deutlich gemacht. Ohne ihre Hilfe wäre die Stellung ihres Bruders als Clanoberhaupt in Gefahr. Denn kaum dass ihr Vater an einem rätselhaften siechenden Leiden erkrankt war, hatten schon die Aasgeier angefangen zu kreisen. Ihr einst kerngesunder Vater, der mächtige Chief der Mackinnon, hatte bereits beunruhigend viel Gewicht verloren und war immer noch zu schwach, um zu reisen.
Meg blickte zu ihrer Mutter hinüber, die neben ihr ritt, und fühlte Schuldgefühle in sich aufsteigen, weil sie sie so weit von zuhause fortschleppte. Es war Meg schon schwer genug gefallen, Vater und Bruder zu verlassen. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie ihre Mutter sich fühlen musste.
»Es tut mir leid, Mutter.«
Rosalind Mackinnon sah ihre Tochter erstaunt an. »Was denn, mein Kind?«
»Dass ich dich in einer so schweren Zeit von Vater trenne.« Meg biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte das Bedürfnis, ihrer Mutter zu erklären, was sie meinte. »Ich könnte es einfach nicht über mich bringen, zu akzeptieren …«
»Unsinn«, fiel ihre Mutter ihr ins Wort, und ein seltenes Stirnrunzeln verfinsterte das schöne Gesicht. »Deinem Vater geht es schon viel besser. Ein Ausflug an den Königshof ist genau das, was ich jetzt brauche. Du weißt ja, ich liebe die neueste Mode und die neuesten Frisuren.« Sie lächelte verschwörerisch. »Und all den neuesten Klatsch.«
Meg erwiderte das Lächeln. Sie wusste, dass ihre Mutter nur versuchte, sie aufzumuntern,
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