Der geheimnisvolle Highlander
zwingen, deinem Kopf zu folgen.«
Vielleicht nicht, doch sie konnte es versuchen.
Als ob sie wüsste, was Meg gerade dachte, meinte Rosalind beschwichtigend: »Mach dir keine Sorgen. Überlass es einfach mir.«
Bei Meg läuteten die Alarmglocken. »Mutter … du hast mir versprochen, dich nicht einzumischen!«
Ihre Mutter starrte mit einem viel zu unschuldigen Gesichtsausdruck geradeaus. »Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst, Margaret Mackinnon.«
Meg ließ sich nicht täuschen, sie kniff die Augen zusammen. »Du weißt genau …«
Doch ihre Worte gingen in dem ohrenbetäubenden Krachen des Donners unter, als sintflutartig der Regen einsetzte. Unter der plötzlichen Gewalt des Sturms schien der Boden regelrecht zu beben.
Der panische Angstschrei ihrer Mutter machte Meg schlagartig bewusst, dass das Beben von mehr als nur dem Sturm herrührte.
Dennoch dauerte es einen Augenblick, bis sie begriff, was geschah, so schnell überstürzten sich die Ereignisse. Eben wollte sie noch ein ernstes Wort mit ihrer Mutter über deren Heiratsstifterei sprechen, schon im nächsten Moment befand sie sich mitten in einem Albtraum.
Eine Bande von Wegelagerern griff aus den Schatten heraus an wie dämonische Reiter. Riesige, wild aussehende Männer in schmutzigen Hemden und zerschlissenen Plaids schwangen unbarmherzig ihre tödlichen Breitschwerter. Sie schienen sogar aus den Bäumen zu fallen und umzingelten Meg und ihre Begleiter von allen Seiten.
Angst schnürte ihr die Kehle zu und erstickte ihren Schrei.
Einen endlosen Augenblick lang konnte sie keinen klaren Gedanken fassen, sondern nur hilflos mit ansehen, wie das Dutzend Clanmänner, das ihr Vater zu ihrem Schutz abbestellt hatte, sich einem unbarmherzigen Kampf gegen mindestens zwanzig Räuber gegenübersah.
Das Blut gefror ihr in den Adern.
Es waren zu viele.
Gütiger Gott, die Männer ihres Vaters hatten keine Chance! Sofort hatten die Männer vom Mackinnonclan, so gut es in dem beengten Terrain möglich war, einen schützenden Kreis um Meg und ihre Mutter gebildet. Einer nach dem anderen wurde vor ihren Augen niedergeschlagen.
Mit nacktem Entsetzen musste Meg zusehen, wie Ruadh, einer der Chieftains ihres Vaters, ein Mann, den sie schon ihr ganzes Leben lang kannte, der sie auf seinen Knien geschaukelt und ihr Lieder über die ruhmreiche Vergangenheit ihres Clans vorgesungen hatte, den tödlichen Schlag eines Claymore nicht abwehren konnte. Das Breitschwert schnitt ihm tief in den Bauch und hieb ihn beinahe in zwei Hälften. Tränen schossen ihr in die Augen, als sie sah, wie seine Augen brachen.
Der Schrei ihrer Mutter durchdrang das Entsetzen und riss Meg aus ihrer Erstarrung. Der Augenblick der Panik wich einer plötzlichen Klarheit. Von einem einzigen Gedanken getrieben nahm sie allen Mut zusammen. Sie musste ihre Mutter beschützen.
Megs Herz raste. Sie sprang vom Pferd und riss Ruadh den Dolch aus der leblosen Hand, die den blutigen Griff noch immer umklammert hielt. Die Waffe lag so plump und schwer in ihrer Hand, dass sie sich zum ersten Mal im Leben wünschte, sie hätte nicht so viel Zeit im Haus über den Büchern verbracht. Sie hatte überhaupt keine Erfahrung mit
Waffen. Doch sie verdrängte den Anflug von Unsicherheit. Das war nicht von Bedeutung. Was ihr an Geschick fehlte, würde sie durch wilde Entschlossenheit wettmachen. Sie packte den Dolch fester und stellte sich schützend vor ihre Mutter, bereit, sie zu verteidigen.
Zuerst müssen sie mich töten , schwor sie sich stumm.
Doch ihre Tapferkeit geriet ins Wanken, als ein weiterer Gefolgsmann ihres Vaters tot zu Boden sank. So wie die Schlacht verlief, würde es ihnen selbst bald ebenso ergehen. Nur noch sechs Männer ihres Vaters waren übrig.
Das earasaid war ihr vom Kopf geglitten, und der Regen, der ihr über das Gesicht strömte, trübte ihr die Sicht. Sie hatte längst die Nadeln verloren, die ihr Haar hielten, die welligen Strähnen verfingen sich in ihren Wimpern. Doch Meg bemerkte es kaum, so konzentriert war sie auf den Kampf, der sich wie eine Schlinge immer enger um sie zog, während der Kreis ihrer Beschützer zusehends kleiner wurde.
Sie kämpfte die Angst nieder, die in ihr aufstieg. Noch nie hatte sie sich so gefürchtet. Doch sie musste stark bleiben. Für ihre Mutter. Wenn sie eine Chance haben wollten, zu überleben.
Megs mutiges Handeln schien Rosalind aus ihrem Schockzustand zu reißen, sie hörte auf zu schreien. Megs Beispiel folgend glitt sie vom Pferd und
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