Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)

Augen und fauchte mit weit aufgerissenem Maul, so dass man jedes Mal die scharfen Zähne und den riesengroßen Rachen sehen konnte.
    Er spie Feuer und setzte das Haus vom Schmied Walter in Brand. Nur wenige Sekunden später rannte der Schmied aus seinem Haus. Er rannte und rannte. Doch der Drache war ihm dicht auf den Fersen und flog näher und dichter über dem Schmied Walter.
    „Oh meine Güte, hoffentlich schafft es Walter rechtzeitig zum Pfarrhaus, auf das er gerade zusteuerte.“ betete der kleine Junge. Aber der Drache war schneller. Er flog auf Walter zu und fuhr seine Krallen aus. Walter schaute erschrocken nach oben. In diesem Moment packte ihn der Drache mit seinem scharfen Krallen und zog ihn hoch.
    Walter strampelte und schrie. Er versuchte sich zu befreien. Es war grausam mit anzusehen. Der Drache flog Kreise über das Dorf. Die Dorfbewohner schauten entsetzt durch ihre Fenster nach oben und verfolgten das Grauen. Walter kämpfte und strampelte, konnte sich aber von den scharfen Krallen des Drachen nicht befreien. Dem schien es zu gefallen, Walter über dem Dorf vorzuführen. Ihm gefiel der Geruch von Angst und Adrenalin. Und er spie immer und immer wieder Feuer aus.
    Doch zum Glück traf er kein weiteres Haus.
    Der kleine Junge war traurig. Erst letzten Monat bei Vollmond hatte es den Lehrer Maier erwischt. Dasselbe Spiel. Der Drache flog über das Dorf und spie Feuer auf ein kleines Haus. Lehrer Maier rannte wie Walter aus dem Haus und wurde vom Drachen gefaßt. Der Drache flog auch seine Runden über das Dorf. Er zeigte jedem sein Opfer und gab damit an. Nach einigen Runden flog er zurück zum Meer und war verschwunden. Mit ihm Lehrer Maier.
     
    Der Junge fasste einen Entschluss. Jetzt muss endlich Schluss mit diesem gefährlichen Drachen sein. Einer müsste ihn doch aufhalten können?! Warum kommt nicht mal ein Ritter, ein Held, vorbei und besiegt diesen Drachen?
    Wenn kein Held vorbei kommt, muss ich eben einer sein, dachte der Junge und suchte nach seiner Steinschleuder.
    Er suchte in seinem Zimmer unterm Bett, auf dem Schrank, im Schrank, auf der Fensterbank, aber nirgend wo konnte er sie finden. Er rannte aufgeregt durch das Haus und schaute immer wieder zum Fenster hinaus, ob der Drache mit Walter noch da war. Ein Glück, er flog noch. Da! Im Wohnzimmer lag die Steinschleuder. Nichts wie raus.
    Der kleine Junge lief aus dem Haus, duckte sich, damit ihn der Drache nicht sehen konnte. Auf dem Boden robbend schlich er in den Garten. Als der Drache über ihm flog, duckte er sich. Der Drache fauchte und spie Feuer in die Luft. Walter strampelte immer noch. Aber ihn verließen langsam die Kräfte.
    Endlich kam der kleine Junge an seinem Versteck an. Ein Haufen voller spitzer Steine. Er schnappte sich den besten, den er finden konnte.
    „Reicht dieser Stein aus, um dem Drachen den Gar aus zu machen? Er musste es versuchen. Aber von wo soll ich schießen? Ich muss auf eine Erhöhung stehen, sonst kann ich den Drachen nie treffen, dachte der kleine Junge. Aber wenn er dann vom Drachen gesehen wird? Ich muss nachdenken, aber schnell. Keiner weiß, wie lange das Schauspiel am Himmel noch dauern wird. Der Holzstapel ist ideal. Da stell ich mich drauf und kann auch ganz schnell wieder runter springen und mich unter der Veranda verstecken, falls mich der Drache entdeckt.“ triumphierte der kleine Junge.
    Der kleine Junge kletterte auf den Holzhaufen, zog seine Steinschleuder aus der einen und den Stein aus der anderen Hosentasche. Ein Stein soll reichen, ein Monster aufzuhalten?
    Der Drache flog noch einmal über das Dorf und machte sich dann in Richtung Meer auf.
    Nein, nein, komm zurück. Walter! Der kleine Junge hatte Walter furchtbar gern. Von ihm bekam er jedesmal, wenn er ihn besuchen kam, ein Bonbon. Hat er jetzt versagt? Warum hatte er sich nicht beeilt? Anstelle dumm auf dem Boden rum zu robben, hätte er gleich zum Steinhaufen rennen sollen und anschließend mit Steinen bewaffnet zum Holzstapel, rügte er sich. Aber er hatte Angst.
    Jetzt war Walter verloren.
    Doch aufeinmal kam der Drache zurück. Wieso das? Und wo ist Walter? Der Junge war ganz aufgeregt. Er kletterte wieder auf den Holzstapel und zückte die Steinschleuder. So, jetzt bist du fällig. Der Drache flog aufgeregt über das Dorf. Suchte er was? Er fauchte noch lauter als je zuvor. Die Dorfbewohner zuckten zusammen? Was hatte den Drachen so erzürnt. Wird er jetzt noch mal ein Haus in Brand stecken? Wer war sein nächstes Opfer?