Der geheimnisvolle Kreis (German Edition)
wahrscheinlich für verrückt. Oder war sie vielleicht schon verrückt?
„Bring mich lieber zum Klo.“
„Klooh?“
„Klo, Abort, WC, Toilette.“ sagte Marla ungeduldig.
„Ah, Alleingang meinst du. Hm, das geht aber nicht. In dem Käfig gibt es keine Möglichkeit dafür.“
„Das habe ich selber bemerkt, du Schwachkopf! Bring mich sofort aufs KLO oder ich brech´ diesen Käfig auf!“ schrie Marla voller Verzweiflung und Wut.
„Das kann doch wohl nicht wahr sein. Meine Blase platzt beinahe und der glotzt nur dumm aus der Wäsche.“
„Hondur, gibt es Schwierigkeiten mit unserem Ehrengast?“
Gelassen trat Gondur auf den Käfig zu. Den Kopf hoch gestreckt. Die Arroganz war ihm ins Gesicht geschrieben. Er trug einen goldenen Mantel.
„Ehrengast. Das ich nicht lache! Was fällt Ihnen ein, mich hier festzuhalten? Das ist menschenunwürdig, wie ein Vogel im Käfig festgehalten zu werden. Zudem habe ich nicht mal Gelegenheit, mich zu entleeren. Und Hunger habe ich auch!“ Marla war wütend.
„Der sieht aus wie ein Clown mit seinem Mantel“ dachte Marla laut.
„Clown? Verhält man sich so seinem Gastgeber gegenüber? Und ihr haltet doch in eurer Welt so Vögel. Also brauchst du mir keine Vorwürfe machen, wenn du gerade mal 12 Stunden in diesem Käfig verbringen musstest.“
„Woher weiß der das mit den Wellensittich? überlegte Marla. Sie war verdutzt.
War sie doch in nicht in einer anderen Zeit, sondern nur bei einem Verrückten gelandet? Einem Gewaltverbrecher? Wurde sie schon von der Polizei gesucht und hoffentlich bald gefunden?“
Die Gedanken überfluteten ihr Gehirn. Tausend Dinge gingen ihr gleichzeitig durch den Kopf.
„Langsam Mädchen, ich kann Dir nicht mehr folgen. Deine Gedanken sind so wirr und schnell. Ich kann Dir da nicht folgen.“
„Sie sollen nicht meine Gedanken lesen, sondern mich freilassen.“
Bei diesen Worten hüpfte und stampfte Marla im Käfig auf und ab. Dieser fing plötzlich stark an zu schwanken. Die Verankerung an der Decke ächzte gewaltig. Mit einem Ruck und großer Staubwolke krachte der Käfig zu Boden. Er fiel in sich zusammen und Marla stöhnte auf.
„Autsch. Blöder Käfig!“ schimpfte sie.
Gondur und Hondur kamen aus dem Staunen nicht heraus. Das hatte noch niemand geschafft!
Hustend und stöhnend kämpfte Marla sich unter Gitterstäben und Staubwolken hervor und klopfte sich den Staub und Dreck von der Kleidung ab. Sie schaute sich um und stampfte zielstrebig auf den immer noch erstaunten Zauberer zu. Die Hände in die Hüften gestemmt, stellte sie sich vor Gondur und fauchte los: „Wo ist der Alleingang?“
Gondur hob die Hand und zeigte auf eine Tür am anderen Ende des Raumes.
Der Gestank in dem Gefängnis war grauenvoll, aber der Geruch auf dem Klo übertraf alles. Schon beim Tür öffnen, trieb es einem die Tränen in die Augen. Doch als Marla in den kleinen dunklen Raum trat, fiel sie vor Schreck beinahe um. Ratten rasten mit Geschrei zu einem Loch an der Wand raus.
„Hatte ich wirklich eine Kloschüssel erwartet? Nein, aber gewünscht. Aber was ist das? Ein Loch im Boden. Keine Sitzgelegenheit. Also nichts für Dauerhocker.“ schluchzte Marla.
Als Marla das Möchtegernklo wieder verlassen hatte, standen Gondur und Hondur schon parat. Sie warteten bereits auf Marla.
„Lass uns essen gehen. Vielleicht schmeckt Dir mein Mahl in Gesellschaft besser.“
„Oh, ich glaube nicht. Es ist einfach nicht meine Geschmacksrichtung. Ein Glas Wasser würde schon genügen.“
„Wasser? Pah, Wein. Wir haben was zu feiern.“
„Zu feiern? Was denn? Meine Heimreise vielleicht?“
„Ach Kindchen, mach doch keine Hektik. Komm, begleite mich.“
Er reichte ihr mit diesen Worten den Arm. Marla zögerte. Doch schließlich legte sie ihre Hand auf seinen Arm und sie gingen gemeinsam den Gang entlang. Es war ein langer dunkler Gang. Links und rechts hingen Fackeln an den Wänden. Die Wände waren schon schwarz vom Ruß der Fackeln. Kein Fenster, keine Tür befand sich in diesem Gang. Der Boden war aus schwarzem Granit. Die Schuhe des Zauberers klopften bei jedem Schritt auf dem Boden. Hinter sich hörte Marla den Zwerg Hondur schnaufen. Sie schritten weiter. Der Gang schien kein Ende zu nehmen. Endlich kamen sie am Ende des Ganges an. Vor ihnen wurde eine braune Holztüre mit zwei Flügeln nach innen geöffnet.
Es war gleisend hell. Marla konnte im ersten Moment nichts erkennen. Sie war vom Licht des Raumes geblendet. Der Raum war von Licht
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